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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Hatte er das eben wirklich gesagt? Zum Glück war Orla zu aufgebracht, um das Kompliment zu hinterfragen.
    »Dann achte gefälligst die Tugenden der Oneironauten«, fauchte sie ihn an, »und nimm deine Träume endlich ernst. Wenn du es nicht machst, Refi Zul wird es ganz bestimmt tun.«
    Er griff sich an den Hals. »Was soll das heißen?«
    »Früher oder später wird er dir auf den Zahn fühlen. Sollte er dich nicht als Verbündeten gewinnen, wird er dich als Feind bekämpfen. So wie meinen Vater.«
    »Mich. Wieso das?«
    »Du könntest ihm gefährlich werden.«
    »Wodurch denn?«
    »Wir Illúsier können einander wittern, manchmal noch nach Tagen …«
    »Ach, deshalb hast du vorhin an mir wie an einer Klebstofftube geschnüffelt!«
    »Ja. Und da war nichts Illúsisches an dir. Das bedeutet, Refi Zul kann deine Präsenz auch nur so wahrnehmen wie jeder andere Mensch – hauptsächlich mit den Augen. Offensichtlich bist du sogar ein Traumwandler. Die können sich im Schlaf frei bewegen. Sie besitzen die Gabe, die Drusentore zu lokalisieren und zu öffnen.«

    »Drüsentore?« Leo schwirrte der Kopf.
    »Drusen«, betonte Orla. »Sie bestehen aus seltenen Kristallen, in denen die Traumenergie gesammelt wird. In Illúsion tritt sie wieder als Quelle zutage. Man kann sich von der Energie zur anderen Seite des Portals und zurück tragen lassen. Mächtige Traumwandler wie Refi Zul sind sogar in der Lage, zu jedem beliebigen Tor zu springen. Verständlich, dass er sie bewachen lässt, gewöhnlich von Angehörigen seiner Geheimen Schlafpolizei.«
    »Ach, und da dachtest du, ich  …?« Leo hielt unvermittelt inne. »Willst du damit sagen, hier in Salem gibt es auch so ein Drüsen- … ich meine, Drusentor?«
    Sie nickte. »Direkt unter dem Schloss. Momentan ist Okumus mein heißester Kandidat für den Titel des Wächters.«
    »Das würde zu ihm passen. Und Mark ist wahrscheinlich sein Gehilfe. Der schnüffelt mir ständig hinterher. Hast du die beiden schon beschnuppert?«
    »Ja. Gewittert habe ich nichts. Das funktioniert freilich nur bei Illúsiern. Sie könnten normale Traumschmiede sein, die sich von Zul haben dingen lassen.«
    »Ich etwa nicht?«
    Ihre Augen verengten sich. »Dann müsste ich dich töten.«
    »Jetzt hör aber auf, Orla!«, schnappte er. Sie hatte ihn doch glatt um den Finger gewickelt. Vielleicht war sie gar nicht geisteskrank, sondern nur raffiniert, hatte seine Schwärmerei für sie bemerkt und veralberte ihn mit ihrer obskuren Horrorgeschichte. Bei der Morddrohung hörte der Spaß allerdings auf.
    »Du hältst mich für total durchgedreht, oder?«, erriet sie seine Gedanken. Bedauernd schüttelte sie den Kopf. »Ich mache mir echt Sorgen um dich, Leo. Sollte Refi Zul dir auf die Schliche kommen, ist Schluss mit lustig. Seine Traumjäger schnüffeln
überall. Und wenn nur der Verdacht besteht, jemand könnte seine Pläne durchkreuzen, wird er ohne Gnade zur Strecke gebracht.«
    »Glaubst du, ich bin vom Affenberg entsprungen?« Leo war stinksauer. Er fühlte sich verletzt, weil Orla ihr Spiel mit ihm trieb. Alles andere war undenkbar für ihn. Mädchen konnten so grausam sein!
    Beleidigt lief er zur Tür der Bibliothek, riss sie auf und eilte davon.

E s war unmöglich, sich an der schattenhaften Gestalt vorbeizustehlen. Sie versperrte den Treppenaufgang, sie hatte Leo entdeckt und jetzt schaltete sie auch noch die Beleuchtung an.
    »Du solltest längst im Bett liegen und schlafen«, sagte Mark Laurel. Er sprach leise. Trotzdem schwang etwas Drohendes in seiner Stimme.
    Leo versuchte an ihm vorbei zwei Stufen auf einmal zu nehmen.
    Mark verstellte ihm den Weg. »Warum so eilig?«
    »Hast du doch eben gesagt. Ich muss in die Kiste.«
    »Wo kommst du her?«
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an.«
    »Hast du dich mit Orla getroffen?«
    »Wenn es so wäre, würde ich es dir gerade sagen.«
    »Ich habe dich gewarnt, Leo.«
    »Ja, hast du. Und was jetzt? Willst du mich abledern und ’nen Rauswurf riskieren?«
    Mark rückte noch näher an Leo heran. »Du Weichei würdest mich glatt verpfeifen, was?« Speicheltropfen spritzten ihm aus dem Mund.
    »Ich bin kein Weichei.« Leo wischte sich trotzig mit dem Ärmel übers Gesicht. Er durfte sich nicht provozieren lassen.
Schlägereien waren für ihn noch nie gut ausgegangen. Irgendwie musste er dem Kerl den Wind aus den Segeln nehmen. »Außerdem, was heißt hier verpfeifen? Das sagst ausgerechnet du, der sonst jeden mickrigen Regelverstoß

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