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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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meldet.«
    »Lenk nicht ab. Wenn du kein Softie bist, dann beweis es.«
    »Soll ich dir einen Wetterhahn vom Dach holen?«
    Mark zog grinsend einen Sicherheitsschlüssel aus der Tasche und hielt ihn demonstrativ hoch. »Da weiß ich was Besseres. Komm mal mit.«
     
    Die Stahltür schwang quietschend auf. Ein Lichtkeil fiel in den Saal. Leo spürte ein unangenehmes Ziehen in der Magengrube, als Mark ihn ins Traumlabor schob.
    Auf den ersten Blick glich es einem Ruheraum für betuchte Esoteriker: Zwanzig Liegen mit weichen Lederpolstern, umgeben von Sternen und fernen Galaxien, die als Fototapete an Wänden und Decke klebten. Bei genauerer Betrachtung zeigte sich, dass der Saal auf dem neuesten Stand der Technik war. Das begann bei der dimmbaren Beleuchtung, setzte sich im Audiosystem fort und erreichte seinen Höhepunkt bei den DreamCaps. Am Kopfende jeder Liege hing eine dieser Schlafmützen, die das Gehirn über Induktoren mit Impulsen stimulierten und so in die Köpfe der Schläfer das Erfolgsprodukt von YourDream beamten: künstliche Träume.
    Mark drehte die wie Sterne funkelnden Halogenlämpchen in der Decke gerade weit genug auf, um den Raum in ein dämmriges Licht zu tauchen. »Jetzt staunst du, was?«
    Leo hatte ein ganz übles Gefühl bei der Sache. »Dabelstein hat uns ausdrücklich verboten, die DreamCaps zu benutzen. Woher hast du überhaupt den Schlüssel?«
    »Okkultus hat mir mal seinen gegeben, um für ihn im Labor
etwas zu erledigen – Flügelleiter sind oft nichts anderes als die Laufburschen für die Lehrer. Bei der Gelegenheit hab ich mir einen Abdruck gemacht und später eine Kopie gefeilt.«
    »Wozu? Kannst du dir keine eigene DreamCap leisten?«
    »Ist die Frage ernst gemeint? Bist wohl noch nie im Labor gewesen.«
    »Doch vorgestern. War mein erster Trip mit der Kappe. Okumus hat uns einen stinklangweiligen Traum gezeigt. Wir mussten als Mäuse durch einen Käse voller Löcher klettern. Das Ding war so groß wie das Empire State Building.«
    »Den Traum kenne ich. Ist eine Übung für Anfänger. Soll angeblich helfen, sich vom vorgegebenen Schema zu lösen und die Kontrolle zu übernehmen. Wie lange warst du im Käse?«
    »Ein paar Minuten. Ich hab mich durch eine Edamerwand nach draußen gefressen und bin in meine eigene Luzide ausgebüxt.«
    »Und das ist dir beim ersten Mal gelungen?«, staunte Mark.
    Leo zuckte mit den Schultern. »Ja. Ist das was Besonderes?«
    »Machst du Witze? Das schafft sonst niemand.«
    »Dann bin ich eben ein Naturtalent. Bist du jetzt zufrieden? Wir stehen hier auf verbotenem Terrain. Wenn Dabel davon Wind bekommt, fliegen wir vermutlich beide von der Schule. Ist das nicht mutig genug für dich?«
    »Der Spaß fängt doch gerade erst an.« Marks Mundwinkel bewegten sich auf seine Ohrläppchen zu. »Schlafen war gestern, heute ist YourDream.«
    »Na toll! Du bist ein wandelnder Werbespot. Soll ich die Musik dazu machen?«
    »Nein, du sollst träumen. Ich schleiche mich deshalb immer wieder hierher, weil das Labor alles hat, um eigene Träume zu designen. Wer hoch hinauswill, muss früh anfangen.« Mark
zog einen Speicherstick aus der Tasche und präsentierte ihn so wie zuvor seinen Nachschlüssel. »Ich hab da einen Hammer gebastelt, der jedes Weichei umhaut. Wenn du den bis zum Ende durchstehst, erfährt Okkultus auch nichts von deinem heutigen Nachtspaziergang.«
    »Was haben virtuelle Gewaltorgien mit Mutproben zu tun?«
    »Der Traum ist total unblutig, das verspreche ich dir.« Mark grinste diabolisch.
    »Dann ist es Schweinkram. Du willst mich als Hauptdarsteller in einen Porno schicken. Vergiss es!«
    »Du liegst völlig schief. Mein Ding ist eher die Psychoschiene, wenn du verstehst, was ich meine. Ich bin der zukünftige Alfred Hitchcock der Träumemacher.«
    Leo schluckte. Der Typ war tatsächlich größenwahnsinnig. »Zieh dir den Dreck doch alleine rein.«
    »Dachte ich mir, dass du kneifst«, sagte Mark mit abschätzigem Grinsen. »Dann geh mal schön in die Heia und kuschel mit deinem Teddybären. Morgen früh kannst du dir bei Dabel deine Entlassungspapiere abholen.«
    Wenn Leo etwas nicht abkonnte, war es ätzender Spott auf seine Kosten. Wider besseres Wissen lief er zur nächstbesten Liege und schwang sich aufs Polster. »Okay, bringen wir es hinter uns.«
    »Wow! Du überraschst mich schon wieder«, sagte Mark und lief durch eine offen stehende Tür in eine Art Regieraum, der durch eine große Glasscheibe mit dem Saal verbunden war. Während er

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