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Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Rückfahrt in die Stadt und den vielen Stunden vor dem Haus der Landons würde es ihm guttun, sich die Füße zu vertreten.
    Obwohl er ein eingefleischter Städter war, genoss er die dörfliche Stille. Der Ort wirkte fast verwunschen. Alle Geschäfte waren verrammelt, und man konnte die Brandung hören.
    Nebel stieg auf und ließ die Szenerie noch unwirklicher erscheinen. Das Gewitter war vorbei, hatte aber viel feuchte Luft hinterlassen, sodass sich Wolken vor den Mond geschoben hatten.
    Das flackernde Licht des Leuchtturms verstärkte die seltsame Atmosphäre. Während er darauf zuging, überlegte er, wie er das Gespräch angehen wollte.
    Er hatte sich wieder beruhigt und hielt es für das Beste, den Auftrag abzugeben. Wenn man seinem Mandanten nicht traut, kann man nicht richtig arbeiten. Außerdem hatte Landon überhaupt nichts verbrochen. Er hatte ihn tagelang beschattet und die Einheimischen befragt. Das Negativste, was er erfahren hatte, war Klatsch von einer geschwätzigen Souvenirshop-Angestellten gewesen.
    Vielleicht hatte Landon tatsächlich seine Frau umgebracht – er glaubte das zwar nicht, aber wer weiß. Trotzdem konnte sich Duncan nicht vorstellen, dass diesem Stranddorf oder diesem Haus auf der Klippe irgendwelche neuen, bahnbrechenden Informationen zu entlocken waren.
    Vielleicht würde er sich noch überreden lassen weiterzumachen. Wenn er zurück nach Boston und mit Wolfe über den Fall sprechen konnte. Aber zuerst einmal kam die Frage- und-Antwort-Stunde.
    Er wollte wissen, warum sein Mandant in das Haus eingebrochen war. Und auch, ob er das zum ersten Mal getan hatte.
    Nicht, dass Duncan etwas gegen ein professionelles unbemerktes Eindringen hatte. Aber es war einfach dumm zu glauben, in dem Haus gäbe es irgendetwas, das Landon mit dem Mord an seiner Frau in Boston in Verbindung brachte. Zumal dieser bereits über ein Jahr zurücklag.
    Von nun an würde die örtliche Polizei das Haus genau im Blick behalten, ebenso Landon und den fürs Herumschnüffeln bezahlten Privatdetektiv.
    Dilettanten, dachte Duncan.
    Er geriet auf dem steilen Weg zur Felsspitze ein wenig außer Atem. Dort ragte der Leuchtturm von Whiskey Beach in die Dunkelheit.
    Nebelschwaden stiegen auf, dämpften seine Schritte und verwandelten die Brandung an den Felsen in ein rhyth misches Donnern.
    Außerdem ruinierte er die Aussicht, fiel ihm auf, als er den Leuchtturm erreichte. Vielleicht würde er noch einmal hierher zurückkehren, wenn das Wetter aufklarte und bevor er nach Boston zurückkehrte.
    Er hatte seine Entscheidung getroffen, so viel wusste er. Ein Auftrag kann langweilig werden, ein Mandant anstrengend. Ermittlungen können in einer Sackgasse enden. Aber alles auf einmal? Höchste Zeit, die Sache abzuschreiben.
    Er hätte den Mandanten nicht anblaffen dürfen, gestand er sich ein. Wie konnte man nur so blöd sein.
    Als er Schritte hörte, drehte er sich um, sah, wie der Mandant durch den Nebel zu ihm hochstieg.
    »Sie haben mich an einen ziemlich unwirtlichen Ort bestellt«, hob Duncan an. »Wir müssen uns dringend unterhalten.«
    »Ja, ich weiß. Es tut mir leid.«
    »Nun, wir können die Vergangenheit ruhen lassen, wenn Sie …« Er hatte die Waffe gar nicht gesehen.
    Wie schon die Schritte dämpfte der Nebel auch die Schüsse, sodass sie dumpf und wattig klangen. Er wunderte sich darüber, als er bereits einen stechenden Schmerz spürte.
    Selbst griff er gar nicht nach seiner Waffe, das kam ihm nicht in den Sinn.
    Er stürzte mit weit aufgerissenen Augen und sich bewegenden Lippen. Doch er brachte nur ein Gurgeln hervor. Wie aus weiter Ferne hörte er die Stimme seines Mörders.
    »Es tut mir leid. So hätte es nicht enden dürfen.«
    Er spürte die Hände nicht, die ihn durchsuchten, ihm das Handy, das Aufnahmegerät, seine Schlüssel und seine Waffe abnahmen.
    Aber er spürte die Kälte, eine beißende, alles betäubende Kälte sowie einen unaussprechlichen Schmerz, während sein Körper zum Abgrund geschleift wurde.
    Für einen Augenblick glaubte Duncan zu fliegen, kalter Wind schnitt ihm ins Gesicht. Dann verschlang ihn das tosende Wasser, als er unten auf die Felsen prallte.
    *
    So hätte es nicht enden dürfen. Doch es war zu spät, viel zu spät, um umzukehren. Nun durfte er nur noch nach vorn schauen, sich keine weiteren Fehler mehr leisten. Ein weiterer Privatdetektiv kam nicht infrage. Er musste tun, was getan werden musste, so lange, bis es getan war.
    Vielleicht würde man glauben, Landon hätte

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