Das Geheimnis der Wellen
deine Großmutter bitte danach fragen?«
»Das möchte ich eigentlich nicht.« Eli hatte die ganze Nacht hin und her überlegt. »Ich möchte sie nicht beunruhi gen. Ich kann ihre Unterlagen, ihre Rechnungen durchgehen. Wenn sie jemanden beauftragt hat, muss sie dafür bezahlt haben. Ich bin kein Experte für so was, Vinnie. Aber ich würde sagen, der Graben ist zu tief für Rohrleitungen. Außerdem: Was will sie damit an so einem entlegenen Ort?«
»Ich versuche nur, das Nächstliegende auszuschließen. Für solche Grabungen von Hand braucht man ziemlich viel Zeit. Zeit und Energie. Außerdem muss man sich wiederholt Zutritt zum Haus verschaffen.«
»Abra hat mir erzählt, dass meine Großmutter den Alarmcode und die Schlösser ändern ließ. Und zwar nach ihrem Sturz.«
»Ach.« Vinnie sah erstaunt zu Eli hinüber. »Tatsächlich?«
»Gran hat keine Gründe genannt, aber hartnäckig darauf beharrt. Sie kann sich nicht mehr richtig an den Sturz erinnern, aber ich frage mich, ob es eine unterschwellige Erinnerung war, die sie zu diesen Sicherheitsmaßnahmen veranlasst hat.«
»Du entdeckst ein Loch im Keller und glaubst, dass Mrs. Hesters Sturz kein Unfall war.«
»Ja, genau. Abra wurde letzte Nacht angegriffen. Der Kerl musste den Strom abstellen, um reinzukommen. Er hat nicht mir ihr gerechnet. Er wusste, dass ich nicht da bin. Vielleicht arbeitet er mit Duncan zusammen. Duncan wusste, dass ich in Boston bin. Du hast gesagt, dass er dir Quittungen gezeigt, Zeiten genannt hat. Aber er könnte dem Einbrecher grünes Licht gegeben haben: Ich bin in Boston, verschaff dir Zutritt, grab drauflos!«
»Und wozu das Ganze?«
»Vinnie, wir beide mögen den Kopf über den Quatsch von Esmeraldas Mitgift schütteln. Aber viele Leute sehen das anders.«
»Jemand beschafft sich also Mrs. Landons Alarmcode und den Hausschlüssel, macht eine Kopie davon. Das kann gut sein, denn schwer ist das nicht. Auf diese Weise verschafft er sich Zutritt zum Keller und gräbt sich die Finger wund. Eines Abends greift er sie an und schubst sie die Treppe hinunter.«
»Sie kann sich nicht daran erinnern. Noch nicht.«
Weil er sie wieder mit gebrochenen Gliedmaßen blutend am Fuß der Treppe liegen sah, lief Eli nervös hin und her, um sich abzureagieren.
»Vielleicht hat sie etwas gehört und ist nach unten gegangen. Oder aber sie ist nach unten gegangen und hat etwas gehört. Sie hat versucht, wieder nach oben zu gehen. Ihre Schlafzimmertür ist sehr stabil und lässt sich von innen abschließen. Sie wollte zurück, die Polizei rufen. Vielleicht hat er sie erschreckt, und sie hat das Gleichgewicht verloren. Aber wie dem auch sei, er hat sie liegen lassen. Bewusstlos, blutend, mit zahlreichen Knochenbrüchen. Er hat sie einfach liegen lassen.«
»Wenn es denn wirklich so passiert ist.« Vinnie legte Eli eine Hand auf die Schulter.
»Ja. Nach ihrem Sturz war hier einiges los. Die Polizei war da. Abra kommt und geht, um Sachen für Gran zu holen. Dann beruhigt sich die Lage wieder, und er kann zurückkehren, um weiterzugraben. Bis sich herumspricht, dass ich einziehen werde. Bis Abra die Sicherheitsvorkehrungen ändert. Der Kerl muss gewusst haben, dass gestern stundenlang niemand zu Hause war, Vinnie. Er muss es von Duncan erfahren haben.«
»Wir werden uns noch einmal mit Duncan unterhalten. In der Zwischenzeit werde ich Kollegen anfordern, die alles fotografieren und vermessen. Wir werden das Werkzeug beschlagnahmen und es untersuchen lassen, aber das wird eine Weile dauern. Wir sind hier nur ein ganz kleiner Verein, Eli.«
»Verstehe.«
»Lass die Alarmanlage reparieren. Wir werden unsere Streife verstärken. Du solltest darüber nachdenken, dir einen Hund anzuschaffen.«
»Einen Hund? Ist das dein Ernst?«
»Hunde bellen. Und sie haben Zähne.« Vinnie zuckte mit den Schultern. »In South Point ist die Kriminalitätsrate nicht gerade hoch. Aber mir gefällt die Vorstellung, dass ein Hund auf mein Haus aufpasst, wenn ich nicht da bin. Ich werde jedenfalls Verstärkung anfordern. Aber wozu gräbt hier einer?«, fragte sich Vinnie laut, während sie den Rückweg antraten.
»Das ist der älteste Teil des Hauses. Es gab ihn schon, als die Calypso gesunken ist.«
»Wie hieß der Überlebende?«
»Die einen sagen, Giovanni Morenni. Die anderen José Cortez.«
»Ja. Und ich kenne eine Variante der Geschichte, bei der es Käpt’n Broome höchstpersönlich war. Hilfe!«
»Allerdings.«
»Er nimmt also angeblich die
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