Das Geheimnis der Wellen
Seefahreratmosphäre gesorgt hatten.
Eine dunkelbronzene Decke mit bernsteinfarbenen Lampen war an die Stelle von Steuerrädern getreten und sorgte für eine stimmungsvolle Beleuchtung. Gemälde, Wandreliefs und drei Bleistiftzeichnungen seiner Großmutter zeigten hiesige Seestücke.
Auch der Dreck auf dem Boden, entstanden aus verschüttetem Bier und Erbrochenem, war abgeschliffen worden, sodass die breiten Holzdielen wie neu glänzten.
Die Leute saßen an Tischen, in Nischen, auf Ledersofas oder Eisenhockern, die die vertäfelte Bar säumten. Andere zappelten auf einer winzigen Tanzfläche zu der Musik einer fünfköpfigen Band, die gerade eine ziemlich gelungene Coverversion des Songs Lonely Boy der Black Keys zum Besten gab.
Statt kitschiger Piratenkostüme trugen die Bedienungen schwarze Röcke oder Hosen und weiße T-Shirts.
Das haute ihn um. Obwohl das frühere Katydids eine ziemliche Kaschemme gewesen war, vermisste er es irgendwie.
Egal, sagte er sich. Er würde wie jeder andere sein Feierabendbier trinken und dann nach Hause gehen.
Er ging zur Bar, als er Abra entdeckte.
Sie bediente an einem Tisch, an dem drei junge Männer saßen. Mit einer Hand balancierte sie das Tablett, während sie mit der anderen mehrere Pils auf den Tisch stellte.
Ihr wie schon angekündigt kurzer Rock ließ lange, durch trainierte Beine sehen, die bereits unter den Achseln zu beginnen schienen und in schwarzen Schuhen mit hohen Absätzen endeten. Das eng anliegende weiße T-Shirt betonte einen schmalen Oberkörper und ihren eindrucksvollen Bizeps.
Weil die Musik so laut war, konnte er nicht hören, was gesagt wurde, aber das war nicht nötig. Dass wild geflirtet wurde, merkte er auch so.
Sie klopfte einem der Männer auf die Schulter, der grinste wie ein Idiot. Dann drehte sie sich um.
Und entdeckte Eli.
Sie schenkte ihm ein herzliches, warmes Lächeln, als hätte sie den Mund mit dem sexy Muttermal nicht erst vor wenigen Stunden auf seinen gepresst.
Sie klemmte sich das Tablett unter den Arm und kam mit wiegenden Schritten auf ihn zu. Ihre Meerjungfrauenaugen funkelten, und ihr Meerjungfrauenhaar war wild und zerzaust.
»Hallo. Schön, dass du es einrichten konntest.«
Er hätte sie an Ort und Stelle vernaschen können. »Ich will nur ein Bier.«
»Dann bist du genau richtig. Wir haben acht verschiedene Sorten vom Fass. Welche darf’s denn sein?«
»Äh.«
Bitte zieh dich aus, war wohl kaum die passende Antwort.
»Du solltest es mit einer lokalen Sorte probieren.« Bei dem Schalk, der in ihren Augen aufblitzte, fragte er sich, ob sie schon wieder Gedanken las. » Beach Whale ist besonders beliebt.«
»Gut, dann nehme ich das.«
»Setz dich doch zu Mike und Maureen.« Sie zeigte auf sie. »Ich bring dir das Bier.«
»Ich wollte nur an die Bar gehen.«
»Sei nicht albern.« Sie nahm seinen Arm und zog ihn mit, wobei sie geschickt den Gästen auswich. »Schaut mal, wenn ich entdeckt habe.«
Mit einem warmen Lächeln klopfte Maureen auf den leeren Stuhl neben sich. »Hallo, Eli. Setz dich zu uns alten Säcken, damit wir uns unterhalten können, ohne zu schreien.«
»Ich hole dir dein Bier. Die Nachos sollten auch nachgefüllt werden«, meinte Abra zu Mike.
»Die Nachos sind toll«, sagte Mike, als Abra davonsauste. Eli blieb nichts anderes übrig, als sich dazuzusetzen.
»Früher gab es alte Kartoffelchips aus der Tüte und Erdnüsse ungewisser Herkunft.«
Maureen grinste Eli an. »Tja, das ist lang her. Mike und ich versuchen, wenigstens einmal im Monat herzukommen, um ein bisschen Zeit für uns zu haben. Am Wochenende oder während der Saison kann man hier herrlich Leute beobachten.«
»Davon gibt es mehr als genug.«
»Die Band ist sehr beliebt. Wir sind extra früh gekommen, um einen Tisch zu kriegen. Hast du wieder Strom und so?«
»Ja.«
Maureen tätschelte beruhigend seine Hand. »Ich hatte heute kaum Gelegenheit, mit Abra zu reden. Sie meinte, jemand hätte in eurem Keller gebuddelt?«
»Ja genau, was ist denn das für eine Geschichte?« Mike beugte sich vor. »Außer, du willst dich gerade davon ablenken.«
»Nein, nein, das ist schon okay.«
Bluff House war schließlich ein wichtiger Bestandteil des Ortes. Alle würden Bescheid wissen wollen. Er gab den beiden eine kurze Zusammenfassung und zuckte dann mit den Schultern. »Ich vermute, es waren Schatzsucher.«
»Hab ich’s dir nicht gesagt?« Maureen gab ihrem Mann einen Klaps auf den Arm. »Genau das habe ich vermutet, doch Mike hat
Weitere Kostenlose Bücher