Das Geheimnis der Wellen
mich bloß ungläubig angeschaut. Er hat einfach keine Fantasie.«
»O doch, durchaus, wenn du diese rote Reizwäsche …«
»Michael.« Sein Name endete in einem erstickten Lachen.
»Du hast es so gewollt, Schätzchen. Lecker!« Mike rieb sich die Hände. »Nachos! Betrachte dich als eingeladen«, sagte er zu Eli.
»Eine extragroße Portion Nachos, drei Teller und Servietten.« Abra stellte alles vor sie hin. »Und ein Beach Whale . Lasst es euch schmecken. Nicht vergessen, das erste Bier geht auf mich«, sagte sie, als Eli zu seinem Geldbeutel griff.
»Wann hast du Pause?«, erkundigte sich Maureen.
»Vorerst nicht.« Gleich darauf reagierte sie auf das Winken an einem anderen Tisch.
»Wie viele Jobs hat sie eigentlich?«, fragte Eli.
»Ich komme auch kaum noch mit. Sie liebt die Abwechs lung.« Maureen schaufelte sich Nachos auf den Teller. »Dem nächst bietet sie Akupunktur an.«
»Sie will Nadeln in Leute stecken?«
»Sie lernt, wie es geht. Sie kümmert sich gern um andere. Selbst der Schmuck, den sie macht, soll für mehr Wohlbefinden und Glück sorgen.«
Er hatte Fragen, viele Fragen. Er überlegte, wie er sie stellen konnte, ohne die beiden einem Verhör zu unterziehen. »Da hat sie in kurzer Zeit sehr viel erreicht. Sie lebt schließlich noch nicht lang hier.«
»Drei Jahre. Seit sie aus Springfield weg ist. Du solltest sie mal danach fragen.«
»Wonach?«
»Nach Springfield.« Mit hochgezogenen Brauen biss Maureen in einen Nacho. »Und nach allem anderen, das du wissen willst.«
»Und, wie schätzt du die Red Sox dieses Jahr ein?«
Maureen zwinkerte ihrem Mann zu und griff nach ihrem Glas Rotwein. »Ein dezenter Hinweis, dass ich den Mund halten soll.«
»Allerdings. Mit niemandem kann ich so gut über Baseball reden wie mit deiner Großmutter.«
»Sie ist ein Fan«, erwiderte Eli.
»Sie kennt die Spielergebnisse besser als jeder andere. Weißt du, ich muss beruflich öfter nach Boston. Meinst du, ich könnte sie mal besuchen?«
»Ich glaube, das würde sie freuen.«
»Mike trainiert die Little League«, erklärte Maureen. »Hester ist die inoffizielle Co-Trainerin.«
»Sie liebt es, den Kids beim Spielen zuzusehen.« Die Band machte eine Pause. Mike winkte Abra zu und hob den Finger, um eine neue Runde zu bestellen. »Hoffentlich ist sie rechtzeitig wieder da, um etwas von der Saison mitzubekommen.«
»Wir wussten nicht mal, ob sie überleben wird.«
»Ach, Eli.« Maureen legte eine Hand auf seine.
Er merkte, dass er das noch nie laut ausgesprochen hatte. Keine Ahnung, warum es ihm ausgerechnet jetzt herausgerutscht war. Vielleicht, weil er so viele neue Bilder von seiner Großmutter vor Augen hatte. Bilder, die ihm neu waren: Yoga und die Little League. Bleistiftzeichnungen in einer Bar.
»In den ersten Tagen … Sie ist zweimal am Arm operiert worden. Ihr Ellbogen war regelrecht zertrümmert. Und dann noch die Hüfte, die Rippen und das Schädeltrauma. Jeden Tag stand es wieder auf Messers Schneide. Als ich sie gestern gesehen habe …«
War das wirklich erst gestern gewesen?
»Sie kann wieder gehen und benutzt einen Stock, weil Rollatoren nur was für alte Leute sind.«
»Das klingt ganz nach Hester«, pflichtete Maureen ihm bei.
»Sie hat im Krankenhaus wahnsinnig abgenommen, doch sie macht Fortschritte. Sie würde dich bestimmt gern sehen«, sagte Eli zu Mike.
»Ich nehme es mir fest vor. Wirst du ihr das mit dem Einbruch sagen?«
»Noch nicht. Viel gibt es ja nicht zu erzählen. Ich frage mich, wie oft der Einbrecher zuvor im Haus war. Ob er auch da war, als sie gestürzt ist.«
Als Eli sein Bier hob, um es zu leeren, fiel ihm der Blick auf, den Mike und Maureen austauschten.
»Was ist?«
»Genau das habe ich gesagt, als ich von dem Loch im Keller gehört habe.« Maureen versetzte Mike einen Stoß. »Stimmt’s oder hab ich recht?«
»Ja, das stimmt.«
»Doch er meinte nur, ich würde zu viele Krimis lesen. Dabei kann man nie zu viel lesen.«
»Darauf möchte ich anstoßen.« Trotzdem drehte Eli das Glas in seiner Hand, während er Maureen ansah. »Wie bist du auf diesen Gedanken gekommen?«
»Hester ist sehr rüstig. Ich sage das Wort nur ungern, weil man es für alte Leute benutzt, aber sie ist rüstig. Außerdem hast du sie bestimmt noch nie beim Yoga gesehen.«
»Nein, das habe ich nicht.« Er wusste nicht, ob er den Anblick ertragen könnte.
»Sie hat einen fantastischen Gleichgewichtssinn. Sie kann lang in der Baumhaltung bleiben und im Krieger III
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