Das Geheimnis der Wellen
überzeugt, recht zu haben. Alles, was ihre Überzeugung infrage stellt, ist eine Lüge, eine Ausrede, ein Fehler.«
Sie nahm erneut einen großen Schluck Wein. »Solche Leute machen mich – nervös.«
»Nervös?«
»Ja, bevor sie mich wütend machen. Der andere Detective, dieser Corbett, der hat das anders gesehen. Er wollte sich nicht festlegen, aber er glaubt nicht, dass wir uns zusammengetan haben, um Duncan umzubringen. Er war auch nicht sehr an Wolfes Vermutungen interessiert, wir hätten uns bereits vor deiner Rückkehr nach Whiskey Beach gekannt und eine heimliche, leidenschaftliche Affäre gehabt. Und natürlich sind wir Wolfes Meinung nach auch beim Mord an Lindsay Komplizen gewesen.«
Sie änderte ihre Position, setzte sich unbewusst in eine Art Nixenhaltung. »Ich habe ihm gesagt, dass ich, ehrlich gesagt, nicht weiß, ob ich eine leidenschaftliche Affäre mit dir anfangen werde, aber dazu neige. Diese Affäre wäre allerdings nicht heimlich und eigentlich auch gar keine Affäre, da keiner von uns beiden verheiratet oder mit einem anderen Partner liiert ist.«
»Du hast ihnen gesagt, dass …« Seufzend griff Eli erneut nach seinem Weinglas.
»Na ja, er hat mich erst nervös und dann wütend gemacht. Richtig wütend. Plötzlich bin ich eine Lügnerin und Betrügerin, jemand, der eine Ehe zerstört hat, eine Herumtreiberin und Mörderin! Nur, weil er sich nicht eingestehen will, dass er sich in eine fixe Idee verrannt hat und du niemanden umgebracht hast. Was für ein Idiot.« Sie schenkte sich Wein nach und hielt auch Eli die Flasche hin. Der schüttelte nur den Kopf. »So, und jetzt bist du dran.«
»Ich kann dem nicht viel hinzufügen. Ich habe ihnen in etwa dasselbe gesagt wie du und Vinnie. Ihn hält Wolfe übrigens für einen korrupten Bullen, der perfekt zu meiner anrüchigen Freundin passt.«
»Komplizin.« Abra prostete ihm zu.
»Du gehst ja ziemlich gelassen damit um.«
»Ja, nachdem ich Kartoffeln geschält und gewürfelt und ein Glas Wein getrunken habe. Zurück zum Thema: Irgend jemand ist in Duncans Detektei und Wohnung eingedrungen, sodass es keinerlei Unterlagen über seine Mandanten mehr gibt. Über diejenigen, die ihn mit deiner Beschattung beauftragt haben. Außerdem sind seine Sachen aus der Pension verschwunden. Da ist es logisch, dass der Mandant als Täter infrage kommt. Diesen Schritt muss doch die Polizei nachvollziehen können.«
»Nicht, wenn es nach Wolfe geht. Er will mich unbedingt ins Kittchen bringen.«
»Niemand, der Vinnie kennt, kann ihm Korruption vorwerfen. Und da wir uns vor deiner Ankunft nicht gekannt haben, kann man uns schlecht das Gegenteil beweisen. Das und meine Sexdiät dürften wohl kaum ein leichtes Mädchen aus mir machen. Alles spricht für dich, Eli.«
»Darüber mache ich mir keine Sorgen, wirklich nicht«, beharrte er, als sie die Stirn runzelte. »Dafür hat die Sache mein lebhaftes Interesse geweckt. Es ist lang her, dass ich mich für etwas anderes als meine Schriftstellerei interessiert habe. Ich habe ein großes Interesse daran, dieses Rätsel zu lösen.«
»Gut. Jeder Mensch braucht ein Hobby.«
»War das etwa sarkastisch gemeint?«
»Eigentlich nicht. Du bist weder Polizist noch Detektiv, sondern als Betroffener zu Recht interessiert. Und inzwischen geht es mir genauso. Wir haben also ein gemeinsames Hobby. Deshalb sollten wir alle Karten offen auf den Tisch legen. Ich habe deine Notizen in der Bibliothek gelesen.«
»Gut.«
»Falls ich etwas nicht sehen darf, musst du es wegräumen. Wie zum Beispiel die fantastische Zeichnung von mir als Meerjungfrau, die du mir bitte auf besseres Papier kopieren solltest. Ich habe einen Schlüssel für Bluff House und werde ihn auch weiterhin benutzen. Ich habe nach dir gesucht.«
»Gut.« Etwas peinlich war ihm das mit der Zeichnung schon. »Manchmal hilft es mir beim Nachdenken, ein bisschen herumzukritzeln.«
»Das war kein Gekritzel, sondern eine richtige Zeichnung. Ich kritzle, und es kommen schreckliche Ballontiere dabei heraus. Ach, Wolfe als Teufel hat mir übrigens auch ge fallen.«
»Ja, der ist mir wirklich gut gelungen.«
»Das Zeichnen hat dir tatsächlich beim Nachdenken gehol fen. Die beteiligten Personen, ihre Beziehungen untereinander, die Zeitachsen – all das ist sehr logisch und bestimmt ein guter Anfang. Ich sollte mir ebenfalls Notizen machen.«
Er überlegte einen Moment. »Wolfe wird versuchen, dich in die Enge zu treiben. Aber er wird keine frühere Verbindung
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