Das Geheimnis der Wellen
förmlich an.
Während sie sich keuchend und stöhnend im Bett hin und her wälzten, hatte er mit einem Mal das Gefühl, alles sein und alles haben zu können.
Sie empfing ihn sehnsüchtig, in einer einzigen herrlichen Hast. Seine Hände auf ihrem Körper und ihre auf seinem. Sie kannte seine Umrisse, seine Figur bereits. Jetzt konnte sie sie spüren – nicht, um ihn zu entspannen oder zu trösten, sondern um seine Leidenschaft zu wecken.
Sie wollte, dass er Feuer fing, ein Feuer, das sie beide verschlang.
All ihre gesunden, lang unterdrückten Leidenschaften brachen sich mit einer solchen Gewalt Bahn, dass sie jede Vorsicht vergaß.
Sie konnte gar nicht genug von ihm bekommen und fiel über seinen Mund her, um sich daran zu laben. Das steigerte ihre Begierde nur. Sie kletterte auf ihn, um ihre Zähne in seine Schulter zu graben, und bekam keine Luft mehr, als er sich erneut mit ihr umdrehte und ihre glühende Mitte fand.
Ihr Orgasmus drohte sie schier zu zerreißen. Wie betäubt klammerte sie sich an ihn.
Als er in sie eindrang, schien die Erde unter ihr zu erbeben, und die Luft flirrte. Sein Körper fing Feuer, explodierte lustvoll-triumphierend und verlangte verzweifelt nach mehr.
Sie klammerte sich an ihn, ihre Arme und Beine bildeten ein einziges Knäuel. Rhythmisch klatschte Haut gegen Haut, das Bett quietschte wild, und ihr Stöhnen übertönte das träge durchs Fenster dringende Flüstern der Brandung.
Er spürte, wie er dahindriftete, sich ganz diesem Rhythmus, diesem Rausch, dieser überwältigenden Lust überließ.
Ihr.
Er glaubte zu fliegen. Weit und hoch hinaus, hinein in das Zentrum eines köstlichen Schmerzes, bevor er sich entlud.
Sie verharrten so. Während sie ins Schlafzimmer geeilt und ins Ziel eingelaufen waren, war es draußen dunkel geworden. Aber vielleicht sah er deshalb kaum noch etwas, weil er so von ihrer Schönheit geblendet war.
Am besten, er blieb erst einmal liegen. Außerdem fühlte sich ihr schmaler, durchtrainierter Körper unter ihm einfach viel zu gut an. Obwohl er erschlafft war, pochte ihr Herzschlag wild gegen seinen Brustkorb. Der rasche Rhythmus verlieh ihm ein Gefühl der Allmacht.
»Und ich dachte schon, ich würde es vielleicht gar nicht mehr schaffen.«
»Und ob du es geschafft hast! Vielleicht werde ich dich nie wieder so weit bringen.«
Er blinzelte. »Habe ich das etwa laut gesagt?«
Sie stieß ein kehliges Lachen aus. »Keine Sorge, auch ich war mir nicht sicher, ob ich es schaffe. Ich glühe am ganzen Körper. Komisch, dass ich den Raum nicht erhelle wie eine Fackel.«
»Ich glaube, wir sind beide ganz geblendet voneinander.«
Als sie spürte, dass er sich bewegte, schlug Abra die Augen auf, sah in seine, die funkelten. »Nein, ich kann dich sehen. Es ist bloß dunkel geworden. Heute ist Viertelmond.«
»Ich habe das Gefühl, darauf gelandet zu sein.«
»Eine Reise zum Mond.« Lächelnd fuhr sie ihm durchs Haar. »Das gefällt mir. Jetzt brauche ich nur dringend was zu trinken. Ich verdurste. Vielleicht auch etwas zu essen, bevor wir einen weiteren Mondflug unternehmen.«
»Für etwas zu trinken kann ich sorgen. Ich habe Wasser auf dem …« Er drehte sich um, griff zum Nachttisch und landete unsanft auf dem Boden. »Was zum Teufel …?«
»Alles in Ordnung?« Sie rutschte an den Rand des Bettes und starrte auf ihn hinunter. »Warum liegst du auf dem Boden?«
»Keine Ahnung.«
»Wo ist die Lampe? Wo ist der Nachttisch?«
»Keine Ahnung. Sind wir in einem Paralleluniversum gelandet?« Er massierte sich die Hüfte, rappelte sich wieder auf und versuchte, seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. »Irgendwas stimmt nicht! Die Terrassentüren müssten da drüben sein, aber sie sind dort. Und der … warte kurz.«
Vorsichtig tastete er sich durchs dunkle Zimmer und fluchte, als er sich den Zeh an einem Stuhl stieß und nach der Nachttischlampe griff.
Das Licht ging an.
»Warum liege ich hier?«, fragte sie.
»Weil das Bett hier steht. Aber vorher stand es da. Es wurde gedreht.«
»Wer hat denn das Bett verstellt?«
»Es stand da«, wiederholte er und kehrte zu ihr zurück. »Und jetzt steht es hier.« Er kletterte wieder hinein, während sie sich neben ihm aufsetzte. Beide saßen da und starrten auf die Lücke zwischen den Nachttischen.
»Da war aber jede Menge aufgestaute sexuelle Energie im Spiel«, verkündete sie.
»Allerdings! Ist dir so was schon mal passiert?«
»Nein, das ist eine Premiere.«
»Für mich auch.« Grinsend
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