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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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lähmenden, zweifelnden Stimmung träumte ich etwas Seltsames. Ich war früh mit pochenden Kopfschmerzen ins Bett gegangen, aber nachdem ich versucht hatte, meine Gefühle an mein Tagebuch weiterzugeben, stellte ich fest, dass es mir schwerfiel, mich zu entspannen. Da India Wyldcliffe verlassen hatte, hatte man ihr Bett abgezogen, und es stand leer da; es wirkte, als wäre jemand gestorben. Die Fenstervorhänge waren zurückgezogen, und das abendliche Dämmerlicht erfüllte den Raum. Laura starrte von dem Foto, das noch immer über Evies Bett hing, auf mich herab. Ihre Augen blickten mich hilfesuchend an. Ich stöhnte leise und wandte mich von dem quälenden Bild ab, während eine vertraute und trostlose Litanei in meinem Kopf zu dröhnen begann: Ich hätte Laura in der Nacht, als sie gestorben ist, helfen sollen. Ich war da, ich hätte etwas tun können. Ich hätte Lauras Platz einnehmen sollen, als der Hexenzirkel ihre Seele stehlen wollte, ich hätte mich an ihrer Stelle opfern müssen.
    Wie schon so oft, häufte ich nur noch mehr Schuld und Selbstablehnung auf meinen müden Geist. Die einzige Person, die ich wirklich richtig hassen konnte, war ich selbst. Bitte vergib mir, Laura , bat ich stumm. Es tut mir so leid. Ich fühlte mich plötzlich schwindlig, und dann überwältigte mich der Schlaf, zog mich in seine willkommene Tiefe. Danach begann sofort der Traum, und ich sah, wie Miss Scratton auf ihrem weißen Pferd über den See bei der Kapelle ritt. Sie trug ein silbernes Gewand, und Licht ging von ihr aus, schimmerte wie tanzende Flammen auf dem Wasser. »Es ist bald so weit«, sagte sie. »Die Zeit ist gekommen, da alle Pfade sich kreuzen und alle Kreise sich verbinden.«
    Dann hatte ich das Gefühl, als wäre es nicht Miss Scratton, sondern meine Mutter, jung und hübsch, wie ich sie einmal auf einem Foto gesehen hatte. Danach veränderte sich das Gesicht erneut, und ich sah einen strahlenden jungen Mann mit einem engelhaften Gesicht und einem Schwert an der Seite. »Helen, wach auf«, rief er sanft. »Es ist fast so weit. Erwarte den Morgen, und folge dem Zeichen.«
    Dieser Teil des Traumes verblasste. Als ich mich selbst wieder spüren konnte, stand ich mitten im Steinkreis auf dem Ridge. Die Sterne glitzerten wie silberner Staub. Ich hob meine Arme gen Himmel und überließ mich dem Geist der Luft, dem Atem des Lebens, und begann zu singen. Mein Lied war der Wind und der Himmel, und ich verband mich mit allen Lebewesen, während ich sang. Mein Lied war meine Seele, die sich selbst in die Welt verströmte und eine antwortende Stimme suchte. Ich hörte den Widerhall einer Musik, die mein Herz schneller schlagen ließ. Die Sterne sangen zu mir, und ich sah eine riesige Gruppe von Leuten, die in Licht getaucht waren, bis ich aufwachte. Die Musik schwebte nach wie vor in der Luft.
    Ich setzte mich im Bett auf. Meine Zimmerkameradinnen Evie, Sophie und Celeste schliefen alle friedlich. Stunden mussten vergangen sein, seit ich eingeschlafen war, aber es fühlte sich an wie nur wenige Minuten. Die quälende Verwirrung und die Schuldgefühle waren vergangen, als wäre ich von einer langen Krankheit genesen. Ein Zeichen , hatte der Engel in meinem Traum gesagt. Nun, ich besaß ein Zeichen, das der Schlüssel zum Verständnis von allem sein konnte. Wieso war ich nicht schon früher darauf gekommen? Ein Zeichen einer großen Bestimmung, hatte das Buch gesagt. Ich musste zum Siegel zurückkehren, musste mehr darüber erfahren, musste herausfinden, ob all das, was meine Mutter behauptet hatte, wahr war.
    Still und leise stieg ich aus dem Bett und nahm einen Pullover von dem Stapel Kleidungsstücke auf meinem Stuhl, dann schlich ich mich auf den Flur. Das Siegel war an der Innenseite meines Nachthemds befestigt – ich trug es immer bei mir. Vorsichtig ging ich zu der durch einen Vorhang verborgenen Tür am Ende des Korridors und schob sie auf. Die wurmstichigen Stufen waren voller Staub und quietschten unter meinen bloßen Füßen, als ich mich in der Dunkelheit vorantastete. Wenige Augenblicke später hatte ich das kleine Zimmer erreicht, das sich unter den Dachvorsprüngen der Abteischule befand; hier hatte Lady Agnes vor mehr als hundert Jahren heimlich die Überlieferung des Mystischen Weges studiert.
    Es war dunkel, aber ich wusste, dass ich auf einem Regal gleich neben der Tür Streichhölzer finden würde. Ich tastete mich in der Dunkelheit weiter voran, und es gelang mir, ein Streichholz anzumachen und eine

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