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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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Gehalt nicht groß ist. Außerdem habe ich mich erst im Universitäts-Sekretariat durchzusetzen, ehe ich Sie einstellen kann.«
    Ich deutete mit einer Handbewegung an, daß ich mich jeglicher Bedingung unterwerfen würde. Er reichte mir meine Papiere zurück und schaute von mir zu Carla Raspa. Die Antwort, die in ihrem Blick zu lesen war, glich jener, die sie auch mir im Restaurant in der Via San Cipriano gegeben hatte, nur daß sie diesmal verbindlicher wirkte. Er wurde aufgeregt.
    »Also gut … Ich will sehen, was sich im Sekretariat erreichen läßt. Ich hätte natürlich etwas mehr Freizeit, wenn ich mit Ihrer Unterstützung rechnen könnte, vor allem abends.« Der Verschwörerblick, den ich schon kannte, lief jetzt zwischen diesen beiden hin und her. Er ging ans Telefon. Jetzt verstand ich, was sie gemeint hatte, als sie sagte, daß sie Ruffano am Abend oft sehr langweilig fände. Sie mußte leicht zufrieden zu stellen sein.
    Ich bot ihr eine Zigarette an, aber sie schüttelte den Kopf und wies auf ein Schild, auf dem ›Rauchen verboten‹ stand. Während Giuseppe Fossi fortfuhr, hastig ins Telefon hineinzureden, stellten wir uns taub. Dann wurde der Hörer eingehängt.
    »Alles in Ordnung«, sagte Fossi, »es gab keinerlei Schwierigkeiten. Augenblicklich ist es jetzt überall so an der Universität. Kein Mensch hat Zeit, jeder muß selbst entscheiden!« Carla Raspa lachte. Ich bedankte mich, ein wenig verwundert, daß selbst eine Einstellung auf Zeit so leicht zu bewerkstelligen war.
    »Der Präsident ist ständig krank«, erklärte Fossi, »und ohne ihn gibt es keine Autorität. Er ist die Universität.«
    »Unser geliebter Präsident«, murmelte die Signorina, und ich meinte, Ironie aus ihrer Stimme herauszuhören. »Er hat einen Herzinfarkt bekommen, während er in Rom auf einem Kongress war, und liegt seither im Krankenhaus. Wir sind ganz verloren ohne ihn. Er ist nun schon seit Wochen krank.«
    Mir wurde klar, daß sie wie alle Untergebenen die Freiheit und möglicherweise auch ein Mehr an persönlichem Einfluß genoß, die ihr aus der Abwesenheit des höchsten Vorgesetzten erwuchsen. Es war in unserem Büro in Genua genauso gewesen, wenn der leitende Direktor auf Urlaub war.
    »Vertritt ihn denn niemand?« fragte ich.
    »Der Vizepräsident«, antwortete sie achselzuckend. »Zufällig ist er auch Direktor der Philosophischen Fakultät und verbringt seine Zeit damit, mit dem Direktor der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften zu streiten.«
    Der Bibliothekar griff freundschaftlich mahnend ein. »Lassen Sie das, Carla«, sagte er, »Klatschen ist verboten in der Bibliothek, genau wie Rauchen. Das sollten Sie doch wissen.« Damit klopfte er ihr nachsichtig auf den Arm und schaute mich kopfschüttelnd an. Das Kopfschütteln besagte, daß er sich von ihren Ansichten distanzierte, das Klopfen bedeutete Besitzerstolz. Ich lächelte und schwieg.
    »Ich muß mich jetzt von Ihnen verabschieden«, sagte Carla, und es war nicht klar, wen sie eigentlich ansprach. »Ich habe um fünf eine Vorlesung. Was ist mit Ihrem Quartier?« Sie schaute mich an. Ich zuckte die Achseln.
    Signor Fossi schaltete sich ein. »Signor Fabbio muß ohnehin ins Sekretariat unterschreiben gehen«, sagte er rasch, »dort werden sie ihm eine Liste mit Adressen geben.« Er wandte sich zu mir. »Die Universität hat ein Vorrecht bei einer Reihe von Zimmern und kleinen Pensionen«, erklärte er. »Sie dürften keine Schwierigkeiten haben, eine passende Unterkunft zu finden. Einen Augenblick, Carla …«
    Sie hatte mir die Hand hingestreckt und sagte: »Wir sehen uns noch.« Während sie schon auf dem Weg zur Tür war, lief er hinter ihr her, während ich auf Instruktionen wartete. Einer der Gehilfen schaute mich an und zwinkerte mir zu. Ich verstand.
    Nachdem er im Flüsterton mit der Signorina beratschlagt hatte, kam Giuseppe Fossi zurück. »So«, sagte er munter, »wenn Sie Lust haben, mit der Arbeit gleich anzufangen, wird das für alle eine Hilfe sein. Das Sekretariat kann warten. Ich habe nämlich heute abend eine Verabredung, und mit Ihrer Assistenz könnte es mir gelingen, pünktlich hier wegzukommen.«
    Er schien in allerbester Laune. Zweifellos war er sich mit der enteilenden Carla einig geworden. Ich hatte mir ihre Adresse gemerkt, 5, Via San Michele. Sie brauchte in keiner kleinen Pension zu hausen, und er auch nicht.
    Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit, unter Fossis Aufsicht Bücher zu sortieren, mich in das

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