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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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Karteisystem einzuarbeiten und die jeweils erforderlichen Eintragungen zu machen. Das verlangte große Aufmerksamkeit, denn gewisse Bände, so belehrte mich Fossi, waren durch die Schuld eines seiner Vorgänger irrtümlich in Bestände hineingeraten, die unmittelbar dem Palazzo Ducale gehörten. Da dieser vom Kunstrat verwaltet wurde, durften die betreffenden Bücher auf keinen Fall abtransportiert werden.
    »Grobe Fehlleistung«, sagte er, »ist vor meiner Zeit passiert. Aber die ganze Mühsal wird ein Ende haben, wenn unser Zeug erst einmal in der neuen Universitätsbücherei unter Dach ist. Haben Sie den Bau gesehen? Fast fertig. Alles das Verdienst Professor Butalis, des Präsidenten. Er hat für die Universität wahre Wunder vollbracht. Gegen viele Widerstände«, fügte er mit gedämpfter Stimme hinzu.
    Ich schaute ihn fragend an.
    »Das Übliche in so kleinen Städten wie der unseren«, antwortete er und behielt den Gehilfen im Auge, der in Hörweite arbeitete, »die Fakultäten rivalisieren miteinander, und auch zwischen der Universität und dem Kunstrat gibt es Eifersüchteleien. Die einen wollen dies, die anderen wollen das, und der Präsident hat die undankbare Aufgabe, den Frieden aufrechtzuerhalten.«
    »War das die Ursache seines Herzanfalls?« fragte ich.
    »Ich möchte es annehmen«, erwiderte er und sagte dann mit einem wissenden Lächeln, das einen Augenblick in seinen hervorquellenden Augen aufflackerte, »er hat übrigens eine sehr schöne Frau. Signora Butali ist diverse Jahre jünger als der Präsident.«
    Ich fuhr fort, Bücher zu sortieren, bis Giuseppe Fossi kurz nach sechs Laut gab und auf seine Uhr schaute.
    »Ich bin um sieben verabredet«, sagte er. »Macht es Ihnen etwas aus, noch ein Stündchen zu bleiben? Signorina Gatti wird Ihnen helfen.«
    Die Signorina, eine Frau irgendwo in den Fünfzigern, nahm mich durch ihre Brille aufs Korn.
    »Wie Sie wünschen«, sagte ich.
    »Danke, ich bin Ihnen sehr verbunden. Wenn Sie fertig sind, werden die Signorina und die jungen Herren die Bibliothek abschließen. Morgen früh um neun machen wir wieder auf.«
    »Ich werde pünktlich zur Stelle sein«, sagte ich.
    Er gab den anderen ein paar Anweisungen, sagte uns gute Nacht und hastete davon. Ich stellte fest, daß ihm die Freude auf die Nacht, die vor ihm lag, aus den Augen strahlte.
    Signorina Gatti machte ihre Notizen weiter und behielt auch ihren verklemmten Gesichtsausdruck bei. Der jüngere der beiden Assistenten – ich hatte inzwischen mitbekommen, daß man ihn Toni nannte – kam herüber, um mir zu helfen.
    »Heute nacht wird er ein paar Pfund abnehmen«, flüsterte er.
    »Bei der Dame, die vorhin gegangen ist?«
    »Es heißt, sie sei unermüdlich. Ich selber habe übrigens nie mein Glück bei ihr versucht.«
    Signorina Gatti rief in scharfem Ton herüber, Toni möge die erledigten Bände von ihrem Pult wegschaffen. Ich versteckte mein Gesicht hinter einem riesigen Eintragungsbuch. Langsam verstrich die Stunde. Punkt sieben blickten beide Gehilfen in meine Richtung. Ich nickte und näherte mich dem Pult.
    »Wenn ich Herrn Fossi recht verstanden habe, sagte er, wir dürften um sieben gehen«, flüsterte ich, »außer natürlich, Sie haben noch etwas für mich zu tun.«
    Sie starrte mich unfreundlich durch ihre Brille an.
    »Ich habe hier nicht zu bestimmen«, erklärte sie, »wenn Signor Fossi gesagt hat, Sie könnten gehen, dann gehen Sie. Ich bin durchaus in der Lage, allein abzuschließen. Das Sekretariat finden sie übrigens im Parterre, gleich links vom Eingang des Universitätsgebäudes.«
    Ich dankte ihr und holte meinen Mantel und mein Köfferchen. Toni, der junge Mann, folgte mir.
    »Uff!« machte er und rollte in gespielter Verzweiflung die Augen, »wie sauer die Mieze sein kann! Ich sage Ihnen, bei der verfängt gar nichts. Sie lächeln ihr zu, sie fletscht die Zähne. Sie fauchen zurück, und sie gibt Ihnen nichts nach. Man hat es schwer hier, wenn man mit ihr zu tun hat. Wer hat Ihnen eingeredet, sich um den Posten zu bewerben? Die unersättliche Signorina?« Er hatte die Bibliothekstür hinter uns zugezogen, und durch den schweigenden Innenhof strebten wir dem Hauptausgang zu.
    »Niemand hat mir etwas eingeredet«, antwortete ich, »es ergab sich so, und wenn der Job mich anödet, gehe ich halt wieder. Was ist denn da oben los? Schließen sie im Winter nicht schon um vier?«
    Ich war an der großen Treppe stehen geblieben, die zu den herzoglichen Gemächern im ersten Stock

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