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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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blinzelte. »Ich weiß, und es tut mir leid, Euch Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber die Zeiten sind unsicher. Alle Gäste müssen durchsucht werden, auch Eure verehrte Frau Mutter.«
    Er log, und wir beide wussten es. Ein Herzog würde seine erlauchten Gäste niemals durch so offenes Misstrauen kränken. Mein Herzschlag setzte aus. Sie würden das Bild, die Rolle, die Münze und die fünfzig Golddukaten finden, die ich meiner Mutter gestohlen hatte. Flüchtig erwog ich, ihnen eine schnelle Nummer anzubieten, wenn sie auf die Durchsuchung verzichteten, aber ich wusste, dass es hoffnungslos war; Sex war meine Währung gewesen, als ich auf der Straße gearbeitet hatte, aber niemand würde es wagen, den Ruf einer jungen Edelfrau auf diese Weise zu besudeln, selbst wenn das Angebot von ihr selbst kam. Verdammt .
    Wie erstarrt blieb ich stehen, während der Kadett mich mit überraschend sanften Händen abtastete. Ich starrte den Soldaten herausfordernd an, während ich darauf wartete, dass die in meinen Kleidern versteckten Gegenstände, die meinen Untergang herbeiführen würden, zutage gefördert wurden. Doch unglaublicherweise ertastete der Kadett die Rolle in meinem Ärmel und ging, ohne irgendeine Reaktion zu zeigen, zu meiner Schulter über. Er strich über das Pergament in meinem
Mieder und ließ die Hände zu meiner Taille gleiten. Ich konnte mein Glück kaum fassen, zugleich wunderte ich mich über die Beschränktheit des Mannes - wenn alle Angehörigen der Armee draußen so waren wie er, dann würden sie den Krieg, in den sie ziehen sollten, verlieren, so viel stand fest.
    Nachdem die Durchsuchung beendet war, dankte mir der Soldat und entschuldigte sich noch einmal. Ich neigte den Kopf, wie ich es meiner Mutter abgeschaut hatte, weil ich nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen. Ich war es gewohnt, die Hände fremder Männer auf meinem Körper zu spüren, und empfand eine zu große Erleichterung, um die Gekränkte zu spielen.
    »Eine reine Formalität, meine Dame, wie ich schon sagte. Mir wurde aufgetragen, die ganze Zeit zugegen zu bleiben, um sicherzugehen, dass Eure Ehre nicht verletzt wird, und der junge Mann hier wurde eigens wegen seiner Keuschheit für diese Aufgabe ausgewählt, denn er war früher Mitglied eines heiligen Ordens.«
    Da wusste ich Bescheid. Ich brauchte den Kadetten nicht noch einmal genauer anzusehen - die sanften Hände, die Art, wie er über die versteckten Gegenstände hinweggestrichen hatte, ohne mich zu verraten, hätten mir alles sagen sollen, was ich wissen musste. Ich hätte mich nicht zu ihm umdrehten müssen, war aber froh, es dennoch getan zu haben, denn an der Tür bedachte er mich mit seinem unvergleichlichen sonnigen Lächeln.
    Bruder Guido.

2
    Ich wusste, dass er zu mir kommen würde, und ich wuste auch, wie er es bewerkstelligen würde. Ich verzehrte meine karge Abendmahlzeit, die mir auf einer Scheibe hartem Brot gebracht wurde. Mit Festmahlen schien es für mich vorbei zu sein, aber das störte mich nicht. Ich wartete auch nicht ungeduldig auf die Wachablösung - ich wusste, dass es Bruder Guido irgendwie gelungen war, für eine Nachtwache vor meiner Tür eingeteilt zu werden. Die Dunkelheit brach über Mailand herein, ich legte mich auf meine Strohpritsche und schlief tatsächlich ein.
    Ein Klopfen weckte mich. Ich sprang auf und warf mich Bruder Guido, der auf der Schwelle stand, in die Arme. Er hielt mich eine Sekunde lang fest, dann schob er mich so hastig von sich wie damals in Venedig. Ich nahm es ihm nicht übel - Hauptsache, ich hatte ihn wieder.
    »Hast du eine Kerze?«
    Eine nette Begrüßung. Trotzdem zündete ich gehorsam das Binsenlicht neben meiner Pritsche an.
    »Ich habe meine Fackel draußen in dem Halter stecken lassen. Ich dachte, wenn es dunkel im Turm ist, fällt auf, dass ich meinen Posten verlassen habe.« Noch bevor die Flamme aufflackerte und sein Gesicht beleuchtete, wusste ich, dass ich einen veränderten Mann vor mir hatte. Ich musterte ihn beglückt und bekümmert zugleich. Ihm war anzusehen, dass er viel durchgemacht hatte. Sein Gesicht war schmaler, älter, mit Schatten unter den Augen und hohlen Wangen. Bartstoppeln bedeckten sein Kinn. Hier und da schimmerten sie silbrig, genau wie sein Haar, das er nach militärischer Art kurz geschoren trug. Seine langen, eleganten Hände wirkten jetzt skelettartig dünn. Nur die Augen waren wie immer, etwas trauriger vielleicht, aber nach wie vor strahlend blau. Aber ich musste
mir keine

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