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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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mein Bett setzen würde, wie sie es schon einmal getan hatte. Wenn sie mir über das Haar streichen oder auch nur so wie in Venedig meine erhitzte Wange küssen würde, wäre ich verloren. Aber ich meinte sie gut genug zu kennen, um zu wissen, dass sie sich in Gegenwart einer Dienerin nicht die Blöße geben würde, Zuneigung und somit Schwäche erkennen zu lassen, und ich behielt recht. Sie zog sich zurück, und meine Zofe nahm stöhnend auf der harten Bank beim Fenster Platz, um mich zu bewachen, bis der Morgen anbrach. Während sich mein Herzschlag beruhigte und meine Lider endlich schwer wurden, empfand ich fast Mitleid mit ihr. Aber nur fast.
    Bei Tagesanbruch verließen wir das Schloss. Als unsere Kutschen durch das Tor rollten, registrierte ich, dass der Erzherzog nicht erschienen war, um uns zu verabschieden, und ich konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen, ich hatte ja selbst nur ein paar Stunden geschlafen. Die seltsamen Venezianer begleiteten
uns nicht länger; sie waren höchstwahrscheinlich hier zurückgeblieben, um Sigismunds Bergleute und Geldmünzer anzulernen. Meine Mutter schien es zu beruhigen, dass sie ihr Geschäft in Bozen erfolgreich und problemlos abgewickelt hatte, denn ihre ständige Wachsamkeit ließ so weit nach, dass sie sich in eine Ecke der Kutsche kuscheln und schlafen konnte. Im Ruhezustand verlor ihr Gesicht seinen hochmütigen Ausdruck, und sie wirkte jünger denn je. Ihre langen Wimpern berührten ihre Wangen, die Morgensonne verlieh den feinen Härchen auf ihrer Haut einen aprikosenfarbenen Glanz. Ihre vollen Lippen waren leicht geöffnet, perlweiße Zähne blitzten dahinter auf, und ihr Haar, das ihr offen über die Schultern flutete, schimmerte so golden wie frisch geerntete Gerste. Ich konnte nicht leugnen, dass sie wirklich schön war.
    Ich machte es mir neben der schnarchenden Marta in meinem Sitz bequem, um selbst eine Weile zu schlafen, doch die Silbermünze in meinem Ärmel schnitt in mein Fleisch. Da meine beiden Begleiterinnen die Augen fest geschlossen hatten, hielt ich es für ungefährlich, sie herauszunehmen und eingehender zu betrachten. Auf einer Seite prangte das Profil eines Mannes, das ich gut kannte, denn ich hatte es in seiner Familienkirche San Lorenzo in Florenz gesehen und bewundert, als er der Trauung seines Vetters beigewohnt hatte.
    Es war das edle Medici-Profil von Lorenzo il Magnifico.
    Dann handelte es sich bei Lorenzo also um »ihn«, den der Graf und meine Mutter ständig erwähnt hatten, ohne jemals seinen Namen zu nennen.
    Etwas jedoch war seltsam: Er trug seine Lorbeerblätter, die ich in der Sonnenstrahlgirlande des Sol Invictus in Rom gesehen hatte. Und auf der anderen Seite der Münze war nur ein einziges Wort in das Silber eingestanzt, das ich sorgfältig buchstabierte.
    I-T-A-L-I-A.
    Italia. Ich drehte die Münze wieder und wieder in der Hand. Die Morgensonne ließ das blanke Silber aufglimmen; die
Blitze zuckten über das Gesicht meiner schlafenden Mutter. Was planten sie? Sie, Lorenzo und die anderen? Italia. Das Wort sagte mir nichts, war mir aber auch nicht vollkommen unvertraut, denn ich wusste, dass ich es irgendwo schon einmal gehört hatte. Aber ich war zu erschöpft, um mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Es würde mir schon wieder einfallen. Italia. Italia. Das Wort wurde eins mit dem rhythmischen Rumpeln der Kutschenräder. I-tal-ia, I-tal-ia, I-tal-ia.
    Ich schlief ein.

Teil 8
    MAILAND
    März 1482

1
    Meine Mutter beobachtete mich während unserer Reise träge; mit Augen, die glitzernden Halbmonden glichen.
    Jedes Mal, wenn ich mich rührte, spürte ich den cartone in meinem Mieder, die hölzerne Rolle in meinem Ärmel und die silberne Münze in dem anderen und hatte das Gefühl, als könne ihr Blick meine Kleider durchdringen. Ich war fest entschlossen, nicht einzuschlafen; kämpfte seit dem Mal, da mir die Augen zugefallen waren, immer wieder energisch dagegen an, denn ich traute meiner Mutter nicht weiter als sie mir. Ich wusste, dass sie mich verdächtigte; dass sie ahnte, dass ich Marta in Bozen überlistet und ihr hinterhergeschnüffelt hatte. Ich wusste auch, dass sie in regelmäßigen Abständen die Kammern durchsuchte, in denen ich nächtigte, und fragte mich nur, warum sie noch keine Leibesvisitation vorgenommen hatte. Ich sah sie an und senkte den Blick, weil ich fürchtete, sie könnte meine Gedanken lesen. Meine Lider wurden bleischwer, und der Schlaf überwältigte mich.
    Einige Momente oder Stunden später wurde

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