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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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Lächeln, »bist völlig unbekannt auf den Straßen von Florenz aufgewachsen. Und Semiramide Appiani, eine jungfräuliche Braut, wurde von ihrer Familie von der Öffentlichkeit abgeschirmt und erlangte erst durch ihre Heirat Berühmtheit. Nur Fiammetta von Neapel reicht an Simonettas Ruhm heran, und sie war mehr ein Archetyp.«
    »Ein was?«
    »Ein Modell, zwar basierend auf Maria d’Aquino, das ist richtig, aber letztendlich mehr eine fiktive Schöpfung Botticellis. Wohingegen Simonetta...« Er sah sie auf eine Weise an, die mich fast eifersüchtig machte. »Ich bin sicher, dass jeder Mann in der Toskana, der Lombardei oder hier in Ligurien sie erkennen würde, wenn er dieses Porträt sehen würde. Darüber
hinaus trägt sie diese Perle auf der Stirn, anhand derer sie ohne jegliche Zweifel identifiziert werden kann.«
    Ich betastete die Perle in meinem Nabel, die Simonettas in puncto Größe in nichts nachstand. »Und was ist mit ihrem anderen Schmuck?« Ich deutete auf die Brosche an Simonettas Busen. »Mehr Perlen und Rubine, gefasst in der Form eines Kreuzes oder eines Sterns.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kenne die Bedeutung dieses Schmuckstücks nicht, aber es scheint mir nur dem Zweck zu dienen, noch einmal zu unterstreichen, wie wichtig Simonetta für das gesamte Puzzle ist. Warum wird sie so hervorgehoben? Warum so detailliert dargestellt? Mir scheint es, dass gerade Genua die eine Stadt ist, die unbedingt in das Gemälde gehört.«
    »Also muss Genua Teil der Verschwörung sein.«
    »So sieht es aus, und das wundert mich doch sehr, denn Pisa und vor allem Venedig sind eingeschworene Feinde Genuas.«
    »Und wenn das so ist, wo werden die Sieben dann zuschlagen?«
    »In Frankreich«, erwiderte Bruder Guido knapp.
    Frankreich. Ich hatte natürlich von diesem Land gehört, hatte mit einigen seiner Bewohner geschlafen, aber ich dachte, es läge viele Leugen, zumindest aber einen Ozean von uns entfernt. Genau das sagte ich auch.
    »Nein, es ist sozusagen nur einen Katzensprung von uns entfernt. Hinter den Bergen liegt das Königreich Monaco, das Tor zu Burgund und ganz Frankreich. Das habsburgische Land ist dank des Bündnisses mit Erzherzog Sigismund, dem Vetter des Kaisers, ja sicher, wie wir wissen. Deswegen muss das einzige andere Ziel, das an diese Länder grenzt, Frankreich sein.«
    Ich wühlte in meinem Mieder nach dem fleckigen, zerknitterten Pergamentbogen und glättete ihn über dem cartone. »Soll das hier dann«, ich deutete auf die sternförmige Markierung an der nordöstlichen Küste der Karte, »dann Frankreich sein?«
    Er musterte den kleinen, vom Bibeltext halb verdeckten
Stern. »Ich verstehe nur wenig von Kartografle, aber ich weiß, dass Frankreich nordöstlich von uns liegt. Also kannst du durchaus recht haben.«
    Ich pflff leise durch die Zähne. »Also werden die Sieben sich hier versammeln und dann Frankreich durch das Hintertor angreifen?«
    »Von dem Land- und dem Seeweg aus, ja.«
    »Am ersten Tag des Frühlings«, rechnete ich. »Morgen!«
    »Ja. Morgen, vermutlich bei Tagesanbruch, weil da der Überraschungseffekt am größten ist, wird der Angriff erfolgen. Und die unseligen Franzosen werden die geballte Macht der Sieben zu spüren bekommen, unschuldige französische Männer, Frauen und Kinder... Sprich ruhig aus, was du denkst.« Das fügte er hinzu, ohne eine Pause einzulegen.
    Er hatte meine zweifelnde Miene bemerkt. »Nun ja, was kümmert uns das eigentlich? Ich meine, es sind ja schließlich...«
    »Nur Franzosen?«
    »Nun... ja.«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln. »Alle Lebewesen sind vor...« Er brach ab.
    »Gott gleich?«
    Er blickte in seinen Becher. »Es ist nicht richtig. Die Mitglieder der Sieben herrschen alle über ein eigenes Reich und wollen sich trotzdem auf einen blutigen Feldzug begeben, um einen lange begrabenen Traum von einem vereinten Reich wiederaufleben zu lassen. Willst du nicht verhindern, dass noch mehr Blut vergossen wird? Du hast die Kriegsgeräte in den Gewölben der Sforza-Burg gesehen. Möchtest du auch mit ansehen, wie sich ihre zerstörerische Kraft über ganze Familien ergießt? Über Kinder? Und nach allem, was sie schon getan haben, nach allen unseren Freunden, die bereits sterben mussten, nach all den Leugen, die wir zurückgelegt, all den Rätseln, die wir gelöst haben - willst du da nicht versuchen, Lorenzo und seine Verbündeten aufzuhalten?«

    Ich dachte an meine Mutter. »Doch.«
    »Dann bleibt uns nicht mehr

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