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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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die Auskunft bezahlen.« Wenn der Mann mich nur ansehen würde! Meine Stimme gehörte nicht zu meinen größten Vorzügen, aber meine Brüste könnten uns wahrscheinlich weiterhelfen. Doch es erübrigte sich, meine Reize einzusetzen, denn aus dem hinteren Teil des Raumes begrüßte mich eine bekannte Stimme: »Luciana!«

    Zwar hatten Signore Cristoforo und ich nie eine besonders enge Beziehung zueinander gehabt, aber der Dienst, den er mir in Venedig erwiesen hatte, hatte mich zu seiner Freundin auf Lebenszeit gemacht. Ich warf mich in seine Arme, und er küsste mich sichtlich erfreut auf beide Wangen.
    »Ich hätte nie damit gerechnet, Euch hier anzutreffen«, keuchte ich. »Ich dachte, Ihr wärt längst losgesegelt, um unbekannte Länder zu erforschen.«
    Er rieb sich die Knollennase. »Ich setze ja alles daran, um die notwendigen Gelder aufzutreiben, glaubt mir. Ich bin in meine Heimat zurückgekehrt, um unseren Dogen um finanzielle Unterstützung zu bitten, nachdem mich der Doge von Venedig oder vielmehr die Dogaressa aus Eurer Stadt... entfernt hat.« Er lächelte bedauernd.
    »Sie hat Euch nichts zuleide getan?«
    »Sie hat mir kein Haar gekrümmt.« Er fuhr mit der Hand durch die struppige rote Matte auf seinem Kopf.
    Wieder einmal wunderte ich mich über das wetterwendische Naturell meiner Mutter. Sie hatte den Seemann, der mich aus Venedig fortbringen wollte, ohne jegliche Skrupel geblendet und entmannt, aber den Mann, der meine Flucht geplant und ermöglicht hatte, unbehelligt nach Hause zurückkehren lassen, weil ich ihn als meinen Freund betrachtete.
    Bruder Guido stand still wie eine Statue hinter mir und bedachte Signore Cristoforo mit einem Blick, der so kalt war wie ein Bergwind. Aber Signore Cristoforo entwaffnete ihn, indem er ihn bei der Schulter fasste. »Und das ist Euer Freund, den Ihr suchen wolltet? Seid mir gegrüßt! Ich freue mich, dass Ihr entkommen konntet. Und was ist mit Nivola?«
    Ich dachte an den armen Seemann, der ohne Augen und Hoden im Gefängnis meines Vaters verrottete. »Er lebt«, flüsterte ich schuldbewusst. Das war zwar keine direkte Lüge, aber ich konnte Signore Cristoforo auch nicht die ganze Wahrheit gestehen, weil ich fürchtete, er könne sich dann weigern, uns zu helfen.

    »Auch darüber bin ich froh.« Er lächelte. Bruder Guido lächelte. Dann stellte Signore Cristoforo uns Signore Bartolomeo vor, der vom Äußeren her von der Natur ebenso benachteiligt worden war wie sein Bruder, aber dieselbe freundliche, umgängliche Art hatte. Wir nickten uns zu, und dann erleichterte Signore Cristoforo mir mein Vorhaben, indem er die Frage seines Bruders wiederholte. »Was führt Euch her? Können wir Euch helfen?«
    »Wir brauchen Euch, um eine Karte für uns zu lesen.« Ich sah Bruder Guido an, der unmerklich nickte - die Erlaubnis, die beiden Männer in unser Geheimnis einzuweihen. »Wir glauben, der Stern markiert die Stätte eines Angriffs, der morgen erfolgen wird.«
    Ich zog die Karte aus meinem Mieder. Signore Cristoforo beugte sich vor und betrachtete die Landmasse nachdenklich. Sein Lächeln erstarb.
    »Woher habt Ihr das?«
    »Aus Venedig. Ich fand dies hier an einem äußerst ungewöhnlichen Ort.« Ich zeigte ihm die hölzerne Rolle. »Gedruckt haben wir die Karte in Mailand.« Wohlweislich verschwieg ich, dass wir eine Bibelseite als Pergament und Abendmahlswein als Tinte benutzt hatten - die Geschichte klang auch so schon unglaublich genug, und die Qualität der Karte sprach für sich.
    Er nahm mir die Rolle ab und wog sie in der Hand. »Ein Rotogravidas; eine Rolle mit einer eingeritzten Karte. Wir fertigen sie hier auch an, wie Ihr seht.« Er deutete auf die ähnlich gearteten Rollen an der Wand. »Karten werden oft auf diese Weise transportiert, wenn sie einen langen und gefährlichen Weg zurückzulegen haben. So können sie nicht wie Pergament von Wind und Regen beschädigt und auch nicht zerrissen werden. Und wenn ein Schiff untergeht, treiben sie auf den Wellen und können von anderen aufgefischt werden, so gehen die Informationen nicht verloren.« Er drehte die Rolle in den Händen. »Ich würde gerne einen anderen Abdruck machen, Ihr habt nicht gerade die besten Materialien verwendet«, er
grinste sein schiefes Grinsen, »und das Muster ist so klar wie eine sternlose Nacht. Permesso?«, holte er unsere Erlaubnis ein, und Bruder Guido und ich nickten einhellig.
    Signore Cristoforo führte uns zu einem flachen Holzblock und pinnte einen frischen

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