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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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wenn ich nicht gehe, sterben wir alle.«
    Ich rannte dem Wächter hinterher, wobei ich mir auf die Lippen biss und in die Wangen kniff und mein Mieder hinunterzog, bis der Ansatz meiner Brustwarzen zu sehen war. Kurz bevor die schwarzen Straßen des Bordellviertels ihn verschluckten, bekam ich ihn am Ärmel zu fassen. »Bitte, edler Herr, ich konnte nicht umhin, alles mit anzuhören. Lasst mich zu dem Dogen gehen, dann sollt Ihr auch nicht zu kurz kommen.« Ich reckte ihm meine Brüste entgegen und lächelte verführerisch - Chi-Chi war wieder da. Das Licht war schwach, reichte aber aus, um diesem Burschen, der zu hässlich war, um großes Glück bei Frauen zu haben, zu zeigen, was für ein Leckerbissen ihm da in die Hände gefallen war.

    Er legte eine schmutzige Hand unter mein Kinn. »Was für ein niedliches Kätzchen«, knurrte er, sich über die Lippen leckend. »Also gut. Aber vergiss nicht−wenn er sein Pulver verschossen hat, ist Melkzeit im Wachhaus. Frag einfach nach Salvatore.«
    »Salvatore«, schnurrte ich, obwohl mir sein Atem Übelkeit verursachte. »Das ist leicht zu merken, so hieß mein Vater.«
    Er packte mich am Arm, führte mich zur Tür und schickte mich mit einem Klaps auf den Hintern hindurch.
    Ich hatte mir Zutritt zur Burg verschafft.

4
    »Ein Angriff? Im Morgengrauen? Ein Bündnis von sieben Stadtstaaten?«
    Doge Battista von Genua glaubte mir nicht, und ich machte ihm keinen Vorwurf daraus. Ich hätte mir auch nicht geglaubt.
    Er räkelte sich in einer seltsamen, mit schwarz und weiß gestreiftem Marmor ausgekleideten Kammer auf einem scharlachroten Samtdiwan. Er war jünger, als ich erwartet hatte, pummelig, hatte ein rosiges Mondgesicht ohne jeglichen Bartansatz und die blassblauen Augen und das strohblonde Haar der Menschen des Nordens. Er hätte der erwachsen gewordene Amor aus der Primavera sein können, aber mir war klar, dass er von dem Komplott nichts wusste. Sein bloßer linker Daumen verriet mir, dass er unschuldig war. Und er war nicht auf den Kopf gefallen - seine kleinen Augen blickten durchdringend, und seine Fragen kamen gezielt.
    »Und woher weißt du das? Wie erfährt eine gewöhnliche kleine Dirne von so bedeutenden Staatsangelegenheiten?«
    So ging es nicht. Ich holte tief Atem und offenbarte meine Identität. »Ich bin keine gewöhnliche kleine Dirne, Signore, sondern die Tochter der Dogaressa.«

    »Von Venedig?« Seine blassen Brauen schossen in die Höhe. »Komm näher.«
    Im Raum herrschte Dämmerlicht. Ich trat zum Fenster, wo es zumindest ein wenig heller war.
    Der Doge betrachtete mich so träge wie eine schläfrige Katze. »Es stimmt, Ihr seht ihr sehr ähnlich. Die Tochter einer Löwin. Giovanni Mocenigo ist Euer Vater? Der Doge von Venedig?«
    »Ja. Und ich habe kürzlich zusammen mit meiner Mutter die Städte Bozen und Mailand bereist und weiß, dass sowohl Erzherzog Sigismund als auch Ludovico Sforza dem Bündnis beigetreten sind. Il Moro ist bereits mit tausend Kavalleristen und zehntausend Infanteristen auf dem Weg durch die Berge. In seiner Begleitung befinden sich meine Mutter und mein Vater und mein...« Ich verschluckte mich fast an dem Wort. »Mein zukünftiger Mann, Signore Niccolo della Torre aus Pisa.« Die Namen und das Ausmaß meines Wissens milderten seinen Spott ein wenig, ohne ihn jedoch ganz zu dämpfen.
    »Dann beweist Eure Behauptungen.«
    Einen Moment lang wusste ich nicht weiter, dann fiel mir der Geldgürtel ein. »Hier.« Ich griff unter meine Röcke. »Venezianische Dukaten mit dem Mocenigo-Siegel. Und hier: die Maske der Dogaressa, meiner Mutter.« Ich zog die gestohlene Löwinnenmaske aus meinem Ärmel.
    Der Doge erhob sich nicht weiter als eine Hand breit aus seinen Kissen. »Diese Dinge beweisen nur, dass Ihr in Venedig wart, sonst nichts. Eigentlich noch nicht einmal das - Ihr könntet sie auch gestohlen oder euch verdient haben, indem Ihr hier in Genua die Beine für venezianische Kunden breit gemacht habt. Und wenn Ihr, wie Ihr sagt, wirklich Venezianierin seid, warum sollte ich Euch dann trauen? Wir sind Feinde.«
    Ich schloss frustriert die Augen; konnte das Trommeln Tausender sich nähernder Hufe und das Donnern der hinter ihnen rollenden riesigen Belagerungstürme schon förmlich
hören. Flüchtig erwog ich, ihm das Bild zu zeigen, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Wenn ich begann, mit dem cartone herumzufuchteln, würde mich der Doge erst recht für verrückt halten.
    »Ihr müsst mir glauben. Ich versuche nur,

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