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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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hatte, zeigte er jetzt zum ersten Mal Anzeichen aufrichtigen Zorns. Selbst als er den Kopf seines toten Freundes in den Brunnen von Santa Croce hatte fallen hören, hatte er mir wegen meiner törichten Handlungsweise keine Vorwürfe gemacht und mich auch nicht gerügt, weil ich ihn selbst in dieses gefährliche Abenteuer mit hineingezogen hatte. Mein vom Wein benebelter Verstand ging
alle möglichen Verfehlungen durch, die ich mir vielleicht hatte zuschulden kommen lassen, aber mir fiel nichts ein. Meiner Ansicht nach hatte ich den ganzen Tag lang all meinen Charme spielen lassen. »Wie meint Ihr das?«
    Die Antwort kam für mich überraschend. »Ihr habt mit meinem Onkel kokettiert wie eine gewöhnliche...« Er brach gerade noch rechtzeitig ab. »Ihr verleitet ihn zur Sünde und dazu, den Namen meiner Tante zu entehren.«
    »Und wo ist Eure Tante? Nicht hier. Wie kann ich sie da gekränkt haben?«
    »Sie ist seit zehn Jahren tot.«
    Verdammt. Ich war in ein Fettnäpfchen getreten, aber das machte mich nur noch aggressiver. »Seit zehn Jahren!«, entfuhr es mir mit einem Schnauben, das Pene alle Ehre gemacht hätte. »Jesus, gönnt dem armen Mann doch ein bisschen Spaß. Ich finde, er hat lange genug getrauert - und ich bin eine gewöhnliche Hure, falls Ihr das vergessen habt.«
    Bruder Guido wirkte mit einem Mal tief bekümmert. »Ich hatte gehofft, Ihr hättet mit diesem Leben abgeschlossen. Ich dachte, das einzig Gute an dieser ganzen Misere bestünde darin, dass es mir gelungen wäre, Euch aus Eurem früheren Dasein zu befreien, wie ich es von Anfang an vorgehabt hatte.« Dann flammte der Ärger wieder auf. »Und was immer Ihr sein mögt, er ist ein ehrenwerter Mann und der Oberherr dieser Stadt. Was Ihr tut, ist unschicklich und schadet überdies seinem Ruf.«
    »Ich versuche nur, ihn dazu zu bringen, mich zu mögen, weil er dann vielleicht eher geneigt ist, uns zu helfen«, log ich, denn ich hatte die männliche Aufmerksamkeit sehr genossen und hoffte auf mehr. Wenn ich den Neffen nicht haben konnte, würde es der Onkel auch tun. Ich war mehr als bereit, ihm für ein paar Florin die Nacht zu versüßen, aber es erschien mir nicht ratsam, das zuzugeben. Stattdessen ging ich zum Gegenangriff über. »Und was ist mit Euch? Ich dachte, wir wollten im Geheimen Kontakt mit Eurem Onkel aufnehmen,
um ihn zu schützen. Wir sind in einer Woche auf zwei Pferden hierhergelangt - glaubt Ihr nicht, das könnte unseren Verfolgern genauso leicht gelingen? Habt Ihr ihn nicht in Gefahr gebracht, indem Ihr ihn in aller Öffentlichkeit begrüßt habt?«
    Der Hieb hatte gesessen. Bruder Guido ließ sich auf das Bett sinken. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Der grobe dunkelbraune Stoff seiner Kutte nahm sich auf der Seidendecke denkbar fehl am Platz aus. Er seufzte, sein Ärger verrauchte. »Ihr habt recht«, räumte er ein. »Ich habe ausgesprochen unbedacht gehandelt. Ich war so erleichtert, ihn zu sehen, und habe so sehr auf seine Hilfe gehofft, dass ich seinen Schutz und seine Gastfreundschaft ohne zu überlegen in aller Öffentlichkeit in Anspruch genommen habe. Vermutlich habe ich ihn dadurch tatsächlich in Gefahr gebracht. Und dann habe ich auch noch den Wettkampf verfolgt, statt meine Zeit im Gebet zu verbringen. Nein, ich habe kein Recht, Euch zu tadeln. Ich bin es, der gesündigt hat, und Gott wird mich dafür strafen.« Er sah mich mit seinen blauen Augen bekümmert an. »Was sollen wir jetzt tun?«
    Ich setzte mich beschämt neben ihn. »Kopf hoch«, versuchte ich ihn aufzumuntern. »Immerhin stehen wir jetzt unter seinem Schutz... und unter dem seines Söldners.«
    »Tok.«
    »Genau dem. Lasst uns das Beste daraus machen. Heute Abend werden wir feiern, oder vielmehr ich werde feiern«, berichtigte ich mich hastig, als er den Kopf schüttelte. »Und wenn die Gäste gegangen sind, werden wir Eurem Onkel das Bild zeigen und ihn fragen, wie wir weiter vorgehen sollen. Wir halten uns ganz offiziell in seinem Haus auf, das wissen jetzt ohnehin alle. Uns bleibt nichts anderes übrig, als ganz offen zu ihm zu sein und ihn um Hilfe zu bitten.«
    Er nickte, seine Miene hellte sich auf. »Ihr habt recht.« Er stand auf und blickte aus dem Fenster in die Dämmerung hinaus. Glockengeläut riss ihn aus seinen Gedanken. »Zeit für die Komplet«, sagte er. »Bis zum Fest sind es noch zwei Stunden.
Richtet Euch so gut her, wie Ihr könnt. Ich erwarte Euch dann unten.« Er schlug seine Kapuze hoch und schickte sich an,

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