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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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seid. Es ist mir eine Ehre, heute Abend Euer Tischherr zu sein.«
    Bruder Guido lächelte matt. »Ihr wisst, dass wir Mönche an derlei Dinge nicht denken. Wir befassen uns mit religiösen Fragen, und die einzige Schönheit, die wir zur Kenntnis nehmen, ist die des Herrn und Seines Sohnes.« Er bekreuzigte sich.
    Ich schnaubte abfällig, dann lächelte ich dem Diener zu, der mir Wein eingoss. »So? Da hatte ich aber einen ganz anderen Eindruck, als ich die Treppe hinunterkam. Oder waren es Gottes Röcke, die Ihr angestarrt habt, während Euch fast die Fliegen in den Mund geflogen sind?« Es war zu einfach. Er lief rot an.
    »Ich... war nur überrascht, weil Ihr so ganz anders ausseht als vorher, das ist alles. Und erlaubt mir, Euch vor der Sünde der Eitelkeit zu warnen, denn sie kann leicht Euren Untergang herbeiführen.«

    Ich seufzte. »Zur Antwort auf die Frage vor Eurer Predigt - nein, ich habe mit Eurem Onkel nicht über das Bild gesprochen. Es waren mir zu viele Leute in der Nähe.«
    Er nickte und schien noch etwas hinzufügen zu wollen, aber ich hatte selbst eine Frage. »Der freie Stuhl neben dem Eures Onkels - ist der für seinen Sohn bestimmt? Ihr habt doch einen Vetter, nicht wahr?«
    »Ja, Niccolo. Aber er ist nicht hier.«
    »Wo ist er denn?« Mir kam ein anderer Gedanke. »Und wo war er den ganzen Tag über? Er hätte doch sicher bei dem Fest an der Seite Eures Onkels sein sollen?«
    »Er ist an der Universität.«
    »Wo denn? In Padua oder Bologna?« Ich nannte zwei der drei Universitäten, von denen ich gehört hatte. Die dritte hier in Pisa würde seine Abwesenheit nicht erklären.
    »Nein, hier in Pisa.« Angesichts meines Erstaunens lächelte er schief. »Aber wie Ihr seht, wird er heute Abend erwartet.« Bruder Guidos Stimme triefte vor Ironie.
    »Aber er kommt nicht.«
    Bruder Guido zuckte die Achseln. Ich sah ihm an, dass er nichts Schlechtes über einen anderen Mann, schon gar nicht über einen Verwandten sagen mochte. Aber in seinem Achselzucken lag mehr Abneigung, als ich ihn je hatte zum Ausdruck bringen sehen, und mehr Tadel, als er je geäußert hatte, noch nicht einmal, als er über die namenlosen Mörder unserer Freunde gesprochen hatte. »Er ist vielleicht nicht ganz so pflichtbewusst, wie Signore Silvio es gerne hätte. Aber als einziger Sohn kann er tun und lassen, was er will, ohne Folgen fürchten zu müssen.«
    »Wieso das denn?« Ich ließ nicht locker. »Ich habe von vielen Fällen gehört, wo ein unwürdiger Sohn zu Gunsten eines anderen enterbt wurde. Warum verfährt Euer Onkel nicht auch so?«
    Bruder Guido sah mir voll in die Augen. »Weil der einzige andere potenzielle Erbe, den er liebt und dem er vertraut, sich entschieden hat, Mönch zu werden.«

    Madonna. Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Signore Silvio liebte seinen Neffen Guido weit mehr als seinen eigenen Sohn Niccolo. Niccolo taugte nichts, aber ehe Silvio Guido zu seinem Erben hatte einsetzen können, hatte dieser seine Berufung gefunden und war in das Kloster eingetreten. »Hat er denn nicht versucht, Euch von... Eurem Weg abzubringen?«
    »Ständig«, bekannte Bruder Guido. »Denn wisst Ihr, er war immer wie ein Vater für mich. Ich habe meine Eltern 1460 bei der Pestepidemie verloren; ich war zu jung, um um sie zu trauern. Mein Onkel zog mich auf, ließ mich unterrichten und brachte mir alles bei, was ein junger Edelmann wissen muss. Er vergaß nie, dass das Schicksal ihm ein Vermögen verschafft hat, das meines hätte sein sollen, denn er war ein jüngerer Sohn und ist nur durch den Tod meines Vaters in den Besitz der Stadt gelangt. Obwohl er mich genauso liebevoll behandelt hat wie seinen eigenen Sohn, manchmal sogar liebevoller«, gab er kopfschüttelnd zu, »behaupte ich nicht, dass es richtig war, denn deswegen hegt mein Vetter verständlicherweise keine große Liebe für mich. Aber als ich heranwuchs und in der Bibel und den religiösen Werken meines Onkels zu lesen begann, hörte ich, wie Gott mich rief. Ich trat mit Billigung meines Onkels als Novize in ein Franziskanerkloster ein - zunächst für ein Jahr, damit ich über meine Berufung nachdenken kann, ehe ich die endgültigen Gelübde ablege. Aber mein Entschluss steht fest«, schloss er mit Bestimmtheit.
    Ich sah Signore Silvio an und empfand Mitleid mit ihm. Ja, ich, ein gewöhnliches Straßenmädchen, blickte zu einem bedeutenden Edelmann auf und hatte Mitleid mit ihm. Hier saß er am Tag seines Schutzheiligen in seinem eigenen Haus,

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