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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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aber ich war froh, mich sicher unterhalb der Erde und außer Reichweite des silbernen Blickes unseres leprösen Verfolgers zu befinden. Kurze Zeit später gelangten wir zu der Quelle des Lichts, denn die römischen Straßen endeten in einer großen Höhle mit einem natürlichen See, der sich direkt zum Meer öffnete. In diesem Moment kam es mir überhaupt nicht in den Sinn, dass wir in einer Falle saßen, denn vor mir lag eine ganze Flotte, mehr Schiffe, als ich je zuvor auf einmal gesehen hatte, noch nicht einmal in jener verhängnisvollen Nacht in Pisa. Hunderte, vielleicht Tausende drängten sich dicht an dicht, vor den Blicken der Außenwelt verborgen und nur vom Wasser aus zugänglich. Aber im Gegensatz zu damals in der alten Festung in Pisa waren hier keine Seeleute oder Schiffsbauer zu sehen. Alles lag still und verlassen da. Eine wartende Flotte ohne Besatzung, die außer uns kein Außenstehender je gesehen hatte. Ich pfiff leise durch die Zähne.
    »Da haben wir unsere Antwort«, sagte Bruder Guido fast ehrfürchtig. »Hier werden ganz eindeutig Vorbereitungen für einen Krieg getroffen. Einen Krieg ungeheuren Ausmaßes.«

    »Könnte sich Lorenzo di Pierfrancesco zusammen mit dem König von Neapel, Eurem Onkel und...« Ich rechnete rasch. »Den restlichen vier Mitgliedern der Sieben gegen seinen Vetter Lorenzo verschworen haben?«
    »Ich weiß es nicht. Eine Möglichkeit, es herauszufinden, bestünde darin, wie geplant an der Hochzeitsfeier teilzunehmen und zu sehen, ob Lorenzo einen Ring am linken Daumen trägt.«
    »Also müssen wir doch dorthin zurückkehren?« In mir rangen Freude und nackte Angst miteinander. »Nach Florenz? Heim?« Das Wort beinhaltete weit weniger Trost, als es sollte.
    Er sah mich an, als wüsste er ganz genau, welchen Kampf ich mit mir austrug. »Wir müssen ohnehin eines Tages zurück.«
    »Warum denn?«
    »Wegen Flora.«
    »Warum?«, wiederholte ich, den Blick auf die Flotte vor uns gerichtet.
    »Benutzt Euren Verstand, Luciana. Flor-a. Flor-enz. Die Figur ist die schönste Bürgerin von Florenz - Ihr -, und sie ist mit Blumen bedeckt. Flora. Flora steht für Florenz.«
    Ich konnte die Logik in seinen Worten nachvollziehen und freute mich über das Kompliment. Wir brauchten keine langen Diskussionen, um zu diesem Schluss zu kommen. »Aber zuerst müssen wir noch anderswo hin.«
    Er nickte. »Eine Figur, die der Venus, steht zwischen uns und Florenz. Eine Stadt; die, in der Lorenzo di Pierfrancesco heiratet.« Bruder Guido klang, als wüsste er mehr, als er sagte, aber ehe ich nachbohren konnte beschrieben seine Gedanken einen Sprung. »Es muss einen Grund dafür geben, dass diese Flotte hier, tief unten im Süden versteckt gehalten wird, sodass ein nördlicher Staat wie Florenz nie dahinterkommen würde, was sich da gegen ihn zusammenballt. Das würde auch erklären, warum mein Onkel - wenn wir davon ausgehen, dass er in diese Sache verstrickt ist - die Flotte nicht einfach in Pisa behalten hat. Pisa liegt zu nah bei Florenz, und die Kaufleute,
die in den Hafen einlaufen, um dort Handel zu treiben, würden die Schiffe sehen und unliebsame Fragen stellen.« Er schwieg einen Moment. Der Gedanke, sein Onkel könne sich eines schweren Vergehens schuldig gemacht haben und der Umstand, dass er auch noch Beihilfe leistete, indem er sich für seinen Vetter ausgab, machte ihm sichtlich zu schaffen. »Don Ferrante wollte , dass wir dies hier sehen. Deswegen war seine Schlange Santiago heute Morgen auch so mitteilsam - der König wusste, dass ein Geheimgang von der Kirche San Lorenzo durch Neapolis zu dieser Höhle führt. Sie ist vermutlich vulkanischen Ursprungs, ein fantastischer natürlicher Hafen, der von oben nicht zu sehen ist. Der perfekte Ort, um eine geheime Armada zu verbergen; ein Geheimnis, von dem nur die wissen, die das Gemälde zu lesen verstehen.«
    »Also alle Mitglieder der Sieben«, warf ich ein.
    »Ganz genau. Wahrscheinlich sind Don Ferrante und die restlichen Sieben in regelmäßigen Abständen hier heruntergekommen, um sich davon zu überzeugen, dass ihre Flotte stetig anwächst und um ihre Pläne zu schmieden, denn diese Höhle ist nur von der Kirche oder vom offenen Meer aus zu erreichen. Hier sollte unser Freund Capitano Ferregamo seine Schiffe von Pisa aus hinbringen - die, die nicht gesunken sind, versteht sich.«
    Mein Blick schweifte über die Schiffsmasten und blieb plötzlich an ungefähr hundert vor dem Höhleneingang dümpelnden Schiffen hängen, an denen

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