Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
Vom Netzwerk:
das Kreuzbanner Pisas flatterte. »Seht nur! Da sind sie! Die Schiffe der Muda, deren Fertigstellung wir vor sieben Tagen beobachtet haben.« Ich sah mich nach allen Seiten um. »Warum werden sie nicht bewacht?«
    »Dazu besteht kein Anlass«, erwiderte mein Begleiter. »Außer Den Sieben und den Seeleuten, die von ihnen bezahlt werden, weiß ja niemand, dass sie hier sind.«
    Wir traten ein paar Schritte vor, um das erstaunliche Bild in uns aufzunehmen, das sich uns hier bot, und ich dachte erneut
über den Unterschied zwischen dieser Flotte und der nach, die wir in Pisa gesehen hatten - hier wuselten keine Schiffsbauer wie Ameisen auf den Decks umher, ich sah auch keine Zimmerleute, keine Segelmacher und keine Seildreher. Diese Schiffe waren offenbar zum Auslaufen bereit - eine Geister- flotte ohne Besatzung. »Und wo sind die ganzen Seeleute abgeblieben?«
    Bruder Guido zuckte die Achseln. »Höchstwahrscheinlich vergnügen sie sich im Hafen.«
    Ich nickte wissend. »Mit Rum und Huren.«
    »Ihr sagt es«, versetzte er trocken. »Vor ihnen liegt ein mit Sicherheit sehr gefährliches Unterfangen, und schon bald werden Tote zu beklagen sein, da wollen sie sich zweifellos noch nach Kräften amüsieren, solange sie die Gelegenheit dazu haben.«
    »Jesus. In was hat Euer Onkel uns da bloß hineingezogen!«
    Er vermied es taktvoll, mich darauf hinzuweisen, dass ja eigentlich ich es gewesen war, die uns in diesen ganzen Schlamassel hineingeritten hatte.
    »Ich weiß es nicht. Aber es ist an uns, das herauszufinden.« Er deutete auf das Meer hinaus. »Seht Ihr, die Sonne steigt immer höher. Wenn wir rechtzeitig zum Angelusläuten wieder in der Burg sein wollen, müssen wir uns beeilen.« Er wandte sich ab. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte, und wollte nun den Rückweg durch Neapolis und zur Kirche San Lorenzo antreten.
    Wo der Aussätzige auf uns lauerte.
    Jetzt war es an der Zeit, Farbe zu bekennen.
    Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Nicht da entlang.« Ich berichtete ihm rasch, was geschehen war - von der Warnung des Flussgottes Nil und dem Aussätzigen hinter der Säule; demselben Aussätzigen, der uns in die Kirche gefolgt war und uns unter seiner Kapuze hervor mit seinen silbernen Augen beobachtet hatte.
    Einen Moment lang hörte ich nur das Plätschern des Wassers
und das Knarren der aneinanderreibenden Schiffe, dann ergriff Bruder Guido das Wort.
    »Aber selbst wenn er wirklich dort war und keine Ausgeburt Eurer Fantasie, was bringt Euch zu der Überzeugung, dass er all diese Morde begangen hat und uns die ganze Zeit lang gefolgt ist?«
    Ich hob die Schultern. »Ich weiß es eben.«
    »Aber das entbehrt doch jeglicher Logik. Ihr sagtet, er habe bedrohlich gewirkt, aber das kann auch an seiner Statur, seinen schwarzen Gewändern, der Kapuze und dem Umstand gelegen haben, dass sein Gesicht mit Verbänden bedeckt war.«
    »Es liegt an seinen Augen«, beharrte ich.
    »... und Ihr sagtet«, fuhr er im selben Moment ohne Pause glattzüngig fort, »dass er seltsame, fast metallische Augen hat. Vielleicht trifft das zu, denn Gott erschafft jeden Menschen anders als seinen Nächsten. Aber Ihr müsst doch begreifen, wie vernunftwidrig Ihr argumentiert. Wir wissen nicht, ob dieser Unglückliche überhaupt etwas von uns will und wenn ja, was. Er kann ebenso gut Freund wie Feind sein. Ihr habt doch kein Wort mit ihm gewechselt, oder?«
    »Natürlich nicht«, knirschte ich. »Ich bin nämlich ziemlich sicher, dass unser erstes Gespräch mein letztes wäre.«
    Er nahm meine Hände. Die Berührung seiner Finger brachte mir zu Bewusstsein, wie kalt mir vor Angst war, seit ich den Aussätzigen gesehen hatte. »Luciana. Nehmen wir einmal an, Ihr habt recht. Nehmen wir an, dass dieses Geschöpf böse Absichten verfolgt. In wessen Diensten steht er dann? Wer bezahlt ihn? Und wenn er uns wirklich von Florenz aus gefolgt ist, wie kommt es dann, dass wir die Rollen meines Vetters und seiner Kurtisane spielen können, ohne dass unsere Tarnung aufgeflogen ist? Wenn dieser Mann unsere wahre Identität kennt, warum hat er unseren Gastgeber dann nicht davon in Kenntnis gesetzt?«
    Ich verzog mürrisch das Gesicht. »Ich weiß nur, dass er mir eine Scheißangst einjagt. Und wenn Ihr so sicher seid, dass
uns von ihm keine Gefahr droht, warum geht Ihr dann nicht schnurstracks nach San Lorenzo zurück, stellt Euch ihm vor und plaudert nett mit ihm? Vielleicht wollt Ihr ihm sogar die verfaulte Hand schütteln!«
    »Ich behaupte ja gar

Weitere Kostenlose Bücher