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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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Dielenbrettern und Balken. Auchan den Zunftzeichen über den Läden konnte sich Ned nie sattsehen. Jack blickte zu den Schildern hoch. Da gab es einen Fuchs, eine Krone und daneben eine weiße Lilie. Ein Stück weiter, genau gegenüber dem Eingang der Kirche, hing tatsächlich ein rechteckiges Brett, auf dem ein schwarzer Schwan auf weißem Grund abgebildet war. Jack ging schneller.
    Nur einen Augenblick später stand er vor John Draytons Buchladen. Doch der Verkaufstisch unter dem Zeichen zum schwarzen Schwan war hochgeklappt, die Tür verriegelt. Jemand hatte ein Schild daran befestigt. Jack sah sich um. Am Verkaufstisch nebenan stand ein feiner Herr, der ein Buch durchblätterte. Hinter dem Tresen hockte ein Lehrling auf einem Hocker, der gelangweilt an seinen Fingernägeln kaute.
    »’tschuldigung«, sprach Jack den Jungen an, der nur wenig älter als er selbst war. »Wo ist Master Drayton?«
    Der Lehrling deutete gelangweilt auf das Schild, das am Fensterladen hing. »Kannst du nicht lesen?«
    Jack schüttelte verlegen den Kopf.
    »Der hat heute seinen Laden dichtgemacht, um zum Jahrmarkt zu gehen.« Der Lehrling fuhr fort, an den Nägeln zu kauen.
    Jack überlegte. Vielleicht hatte der Lehrling ja gesehen, was sich an dem Tag, als Guy geschnappt wurde und Ned verschwand, zugetragen hatte. Doch als er ihn fragte, zuckte er nur teilnahmslos mit den Achseln.
    »Keine Ahnung.« Inzwischen hatte sich der feine Herr entschlossen, das Buch zu kaufen, und der Lehrling wandte sich seinem Kunden zu. Jack blickte nochmals zurück zum Laden, dann schritt er enttäuscht auf den Ausgang des Kirchhofs zu. Er musste seine Ermittlungen auf einen anderen Tag verschieben und wiederkommen, wenn der Buchhändler zurück war.Die anderen Händler zu befragen, hatte sicher wenig Sinn. In Gedanken versunken trat Jack durch den Rundbogen auf die Straße hinaus, als er eine bekannte Stimme hörte.
    »Tag, Junge. Sag bloß, der Tabak ist der gnädigen Frau schon wieder ausgegangen?«
    Gleich neben dem Eingang zum Kirchhof befand sich ein Tabakladen. Vor der Ladentür hatte man wie immer die geschnitzte Figur eines Wilden aus der Neuen Welt aufgestellt, um zu zeigen, dass das Geschäft geöffnet war. Es roch würzig nach Pfeifenrauch. Master Smyth, der Tabakhändler, wartete in der Tür auf Kundschaft, eine Tonpfeife im Mundwinkel. Jack war erst vergangene Woche hier gewesen.
    »Guten Tag, Master Smyth«, begrüßte er den Mann. »Nein, soweit ich weiß, hat sie noch genug.«
    Da kam Jack ein Gedanke. Der Kirchhof mit dem Buchladen lag nur wenige Schritte entfernt. Vielleicht war Ned hier vorbeigelaufen und Master Smyth hatte ihn gesehen. Immerhin war er zusammen mit Ned regelmäßig zum Tabakladen gekommen, um Moll neuen Proviant zu besorgen. Unter Umständen war der Tabakhändler seinem Bruder sogar seitdem anderswo in der Stadt begegnet. Der Tabakladen bei St. Pauls war nicht seine einzige Filiale. Seit England in der Neuen Welt Kolonien hatte, war es in London Mode geworden, Pfeife zu rauchen, und Jack wusste von Moll, dass der Mann deswegen ständig weitere Zweigstellen eröffnete.
    »Natürlich kann ich mich an deinen Bruder erinnern«, erwiderte Master Smyth Jacks Frage. »Du warst ja oft genug mit ihm bei mir im Laden. Hab mich schon gewundert, dass du die letzten Male ohne ihn gekommen bist.« Dann schüttelte er teilnahmsvoll den Kopf. Auch er hatte nichts gesehen.
    »Oje«, seufzte er nur. »Das ist ’ne schlimme Sache. Man hört ja jeden Tag von Kindern, die spurlos aus der Stadt verschwinden. Tut mir leid, dass dein Bruder eines der Opfer ist. Ich würde dir ja gerne weiterhelfen, wenn ich nur wüsste, wie.« Er paffte seine Pfeife und stieß Rauchringe in die Luft. »Na, hoffentlich findest du ihn bald wieder.«
    Jack zog betrübt weiter. Bisher hatten seine Ermittlungen nichts gebracht. Aber er wollte nicht so schnell aufgeben. Immerhin gab es noch die Gefängnisse der Stadt, wo er nach Ned fragen könnte – oder ... Auf einmal musste er wieder an Guys verächtliche Bemerkung denken, dass sein Bruder womöglich in der Klapsmühle gelandet war. Jack musste sich auf jeden Fall dort umsehen. Und zwar noch heute.
    Obwohl Bedlam, das Londoner Hospital für Geistesgestörte, außerhalb der nördlichen Stadtmauer lag, war es dorthin von St. Pauls nicht allzu weit. Tatsächlich schritt Jack schon eine halbe Stunde später durchs Bischofstor. Vor dem Stadttor war die Bebauung viel spärlicher als in der Stadt, und man konnte

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