Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
Vom Netzwerk:
Menschenfresser. Besichtigung auf eigene Gefahr!

Nachforschungen

    Sonntag, 8. September 1619
    »Jack hat wirklich gedacht, dass die Kinderdiebe mich erwischt hätten.« Seit der Begebenheit am vorherigen Tag hatte Eliza die Geschichte immer wieder erzählt. »Stellt euch das mal vor. Dabei hab ich doch nur dem Mann zugeguckt, der die Orangen in die Luft geworfen hat. Nicht nur eine, sondern gleich ganz viele und alle auf einmal.«
    Der Schreck des Vortags steckte Jack noch in sämtlichen Gliedern. Er war tatsächlich überzeugt gewesen, dass nun auch Eliza spurlos verschwunden sei. Nachdem er, enttäuscht, dass der rothaarige Junge doch nicht sein Bruder gewesen war, zurück zu den beiden anderen Kindern gehen wollte, entdeckte er nur Tommy am Straßenrand. Das kleine Mädchen konnte er im Trubel nirgendwo sehen. Der Neue hatte Jack die ganze Zeit beobachtet, und wohin Eliza verschwunden war, das wusste er nicht.
    Doch alles war gut ausgegangen, denn einen Augenblick später hatte Jack Eliza in einer Gruppe von Zuschauern entdeckt, die um einen Jongleur herum standen. Heute würdenEliza und Tommy mit Maggie auf Diebestour gehen. Jack hatte andere Pläne.
    »Dann bis heut Mittag«, verabschiedete er sich. Maggie und die beiden Kleinen bogen links Richtung Jahrmarkt ab, er dagegen eilte rechts auf die Brücke zu. Später hatte er sich am Brückenhaus mit ihnen verabredet, um Tommy wieder zu übernehmen. In der Zwischenzeit wollte Jack endlich den Buchhändler zum schwarzen Schwan im Kirchhof von St. Pauls aufsuchen. Zwar war es unwahrscheinlich, dass der Mann sich noch an den Tag erinnerte, doch man konnte nie wissen. Auf jeden Fall durfte er nichts unversucht lassen.
    Die alte Kathedrale von St. Pauls stand mitten in der Stadt, auf der anderen Seite des Flusses. Seit im vergangenen Jahrhundert ein Blitz im Kirchturm eingeschlagen hatte, war der Kirchturm oben flach. Da das Geld fehlte, hatte man die abgebrannte Spitze nie wieder aufgebaut. Jack hatte die Kirche oft zusammen mit Ned besucht, doch selten, um zu beten. Im Kirchenschiff, zwischen den hohen Säulen, ging es so betriebsam wie auf einem Marktplatz zu. Geschäftsleute schlossen dort Handel ab, Anwälte besprachen ihre Fälle, arbeitslose Dienstboten konnten sich nach einer neuen Stelle umsehen. Für Taschendiebe wie Jack und Ned war das leichte Beute. Die Buden der Buchhändler, die sein Bruder besonders liebte, standen auf dem Kirchhof vor der Kathedrale.
    Im Kirchhof angekommen, musterte Jack jetzt ungeduldig die Stände und Verkaufsbuden, die sich dort dicht an die Mauer drängten. Wo war der Laden zum schwarzen Schwan? Hatte Guy ihn nur zum Besten gehalten? Noch war es um diese Tageszeit ruhig hier, doch die meisten Buchhändler hatten ihre Ware, trotz des Wochenendes, bereits ausgelegt. Eingrauhaariger Mann gleich neben dem Tor hatte seine winzige Verkaufsbude mit Büchern so vollgestopft, dass es aussah, als würden sich die Bretter biegen. Gerade hängte er lose Titelseiten an eine Schnur entlang des Ladentisches, auf dem sich ebenfalls stapelweise Bücher türmten. Über der Bude, an einem Stab rechtwinklig zur Wand, baumelte eine runde Holzscheibe, die mit einem grünen Drachen bemalt war.
    »Wissen Sie, wo ich den Buchhändler unter dem Zeichen des schwarzen Schwans finden kann?«, fragte Jack den Mann, der freundlich von seiner Arbeit aufblickte und den Jungen interessiert über den Rand seiner Brille musterte.
    »Der schwarze Schwan, das ist John Draytons Laden. Der liegt dem Haupteingang der Kirche genau gegenüber.« Er deutete die Mauer entlang.
    Obwohl Jack vor lauter Schildern den schwarzen Schwan immer noch nicht sehen konnte, bedankte er sich und lief an den Ständen und Buden entlang in die angegebene Richtung. So viele Bücher! Der Junge wunderte sich jedes Mal, wenn er hierherkam. Auf jedem Verkaufstisch häuften sich Berge von Lederbänden und jede freie Stelle an den Wänden war mit Flugblättern bedeckt. Welch wundersame Dinge wohl auf all diesen Seiten standen? Für Jack waren Buchstaben nichts als schwarze Muster. Wieder musste er an Ned denken. Wann immer sie hierhergekommen waren, hatte er darauf bestanden, die Bücher durchzublättern. Meist wurden sie verjagt, doch manche Händler hatten nichts dagegen, dass sie die Illustrationen von wilden Tieren, exotischen Pflanzen und anderen seltsamen Dingen betrachteten. Zu Hause auf Molls Dachboden versuchte der jüngere Bruder dann oft, selbst Bilder zu malen, mit Kohle auf den

Weitere Kostenlose Bücher