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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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Aufseher handeln, denn die trugen keine seidenen Westen und Spitzenkrägen. Der Mann verbeugte sich.
    »Thomas Dekker«, stellte er sich vor. »Dichter und Poet.« Er strich sich mit der Hand über den Spitzbart. »Ich komme öfters hierher, um mich für neue Stücke inspirieren zu lassen.«
    Jack verbeugte sich.
    »Geister? Wisst Ihr vielleicht, von was sie gesprochen hat? Hat sie tatsächlich behauptet, dass Geister Kinder klauen?«
    Der fremde Herr nickte.
    »Ja, die Arme. Der Aufseher hat mir erzählt, dass ihre Tochter seit dem Frühjahr spurlos verschwunden ist. Da hat sie die Nerven verloren und ihr Ehemann hat sie für wahnsinnig erklärt.«
    »Aber das ist doch völlig logisch, dass sie deswegen aus dem Häuschen ist. Dafür muss sie doch nicht gleich in die Klapsmühle.«
    »Stimmt«, gab er zu. »Es ist grässlich. Aber das Schicksal der anderen ist nicht viel besser. Genau deswegen komme ich hierher. So viel Tragik wie in Bedlam findet man sonst nur auf der Bühne.«
    »Haben Sie vielleicht ’nen kleinen Jungen gesehen«, fragte Jack aufgeregt. Wenn der Dichter tatsächlich öfter das Irrenhaus besuchte, würde er wissen, ob Ned hier war. »Er hat feuerrote Haare, genau wie ich.« Dann berichtete er dem Herrn von seinem Bruder und dass er wie das Mädchen der Verrückten verschwunden war.
    Doch der Dichter schüttelte nur den Kopf. »Kinder gibt es hier keine. An deiner Stelle würde ich mich mal in Bridewell nach ihm erkundigen. Wenn die Wachen herumstreunende Kinder aufgreifen, landen die für gewöhnlich dort.«
    Jack bedankte sich etwas enttäuscht, doch gleichzeitig war er froh, dass Ned nicht in diesem schrecklichen Elend gelandet war. Er blickte sich nochmals nach der Frau um, die immer noch am Boden hockte und summte.
    »Viel Glück auf der Suche nach deinem Bruder«, rief ihm der Dichter noch hinterher.
    Doch Jack hörte ihn bereits nicht mehr. Die Geister gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn. War es möglich, dass die Frau doch nicht verrückt war, sondern dass es tatsächlich Geister gab, die Kinder klauten? Hatten sie vielleicht auch seinen Bruder geholt? Nein, das war lächerlich. Er musste so schnell wie möglich hier raus, bevor das ewige Stöhnen und Klagen auch ihn in den Wahnsinn trieb. Die Frau ist geistesgestört , wiederholte er immer wieder. Geister gibt es nicht. Jack schwor sich noch einmal, dass er seinen Bruder finden würde. Gleich morgen würde er zurück zu St. Pauls gehen, um es erneut beim Buchladen unter dem Zeichen des schwarzen Schwans zu versuchen.

Feen Riesen Menschenfresser

    Sonntag, 8. September 1619
    Alyss steht auf einer steilen Klippe an der Küste. Dicht unter ihr umspielen sanfte Wellen die Felsen. Das Meer glitzert friedlich im Sonnenlicht. In der Bucht unterhalb der Klippe wiegt ein Segelschiff sich sanft auf den Wellen hin und her. Am Heck steht ein Mann, der ihr zuwinkt. Es ist ihr Vater. Das Schiff segelt langsam aufs weite Meer zu, als ein plötzlicher Windstoß die Segel aufbläht. Erst jetzt bemerkt sie, dass sich am Horizont tiefschwarze Wolken türmen, die sich vor die Sonne schieben. Der Wind weht dem Vater die langen Haare ins Gesicht. Schaumkronen beginnen auf dem Wasser unten in der Bucht wie wild zu tanzen.
    »Bring den Salamander nach London«, hört sie den Vater deutlich über das Pfeifen des Winds hinweg. »Sei wachsam und pass auf, dass er nicht verloren geht! ... verloren geht! ... verloren geht!«
    Die Stimme des Vaters wird immer leiser, bis sie schließlich ganz verklingt. Dann beginnen die Wellen haushoch anzusteigen. Wie eine Nussschale tanzt das Schiff hilflos auf derstürmischen See. Die riesigen Wogen brechen sich tosend an den Felsen. Weit draußen vom Ozean rollt eine gewaltige Welle auf das Schiff zu und hebt es langsam an. Das Segelschiff schlingert kurz auf dem Kamm, dann verschwindet es im Wellental und ist nicht mehr zu sehen.
    »Vater!«, schreit Alyss verzweifelt. »Vater!« Die See ist wieder spiegelglatt. Das Schiff des Vaters ist nirgendwo zu sehen. Der Ozean hat es mitsamt der Mannschaft verschluckt. Plötzlich beginnen die Klippen, auf denen Alyss immer noch steht, zu rumpeln. Die Erde bebt und Finsternis sinkt über die Welt. Nur das Beben ist nach wie vor zu spüren. Dann wird alles in ein gleißendes Licht getaucht.
    »Er ist aufgewacht«, hörte Alyss eine zarte Stimme neben ihrem Ohr. Sie spürte eine Hand, die sie sachte an der Schulter rüttelte. Schläfrig öffnete sie die Augen. Doch sie war so geblendet von

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