Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)
Irrtum sein. Moll hat doch mit den Kinderdieben nichts zu tun.« Jack hockte sich zwischen Maggie und Eliza.
»Deswegen haben sie sie auch gar nicht verhaftet. Sie hat versucht, ’n Richter zu bestechen, und der hat sie verpfiffen«, erklärte Maggie. »Sie haben sie heute Nachmittag festgenommen. Morgen wollen sie wiederkommen, um alle Sachen abzuholen. Der Laden soll dichtgemacht werden.«
»Und was passiert mit uns?« Für Jack und die anderen Kinder war Molls Pfandhaus seit Jahren ihr Zuhause gewesen. Auch wenn Moll eine gefuchste Schwindlerin war und sie von früh bis spät für sie klauen mussten, hatte sie den Straßenkindern ein Dach über dem Kopf geboten. Sie hatte sichergestellt, dass sie nicht in der Gosse verhungerten.
»Für uns gibt’s nur eine Möglichkeit«, verkündete Guy. »Wir müssen so schnell wie möglich von hier verduften, bevor die auf die Idee kommen, uns ins Heim zu stecken. Ich jedenfalls«, fuhr er fort und strich sich mit der Hand über die Haarstoppeln, »werde mit dem Jahrmarkt weiterziehen und mich mit Kartentricks über Wasser halten. Da sehe ich wenigstens was von der Welt.«
»Maggie und ich gehen zu Kit«, verkündete Eliza. »Er hat gesagt, dass sie ’ne Menge Platz haben. Du und Tommy, ihr könnt da sicher auch mit.«
»Das ist wirklich die beste Lösung«, ergänzte Maggie, die Jacks skeptischen Blick bemerkte. »Sie wohnen zwar nur in ’ner verfallenen Lagerhalle hinterm Fischmarkt, aber Kit hat gesagt, dass es sich dort recht gut leben lässt.«
Auch Walter, Hal und Tim hatten beschlossen, sich der Hafenbande anzuschließen.
Jack war unschlüssig. Was, wenn sein verschollener Bruder irgendwann doch wieder auftauchte. War doch logisch, dass er erst zum Pfandhaus gehen würde.
»Wir sagen einfach Rose nebenan Bescheid. Falls Ned aufkreuzt, kann sie’s ihm ausrichten«, meinte Maggie, fast als hätte sie Jacks Gedanken gelesen.
»Und ich? Kann ich wirklich mit?«, mischte sich Tommy mit weinerlicher Stimme ein. Noch vor Kurzem hocherfreut über seine Beute, befürchtete er jetzt wohl, dass die anderen ihn allein auf dem Dachboden zurücklassen würden. Er fing an, nervös an seinen Nägeln zu knabbern.
»Mach dir deswegen nicht gleich in die Hose«, beruhigte Jack den Jungen. »Ist doch keine Frage. Natürlich gehen wir mit den anderen mit.« Maggie hatte durchaus recht. Es war die beste Lösung, sich der Hafenbande anzuschließen. Falls Ned doch hier auftauchte, war er sicher klug genug, in der Nachbarschaft herumzufragen. Und die Tochter des Handschuhmachers würde ihm dann Auskunft geben, wohin es Molls Bande verschlagen hatte.
Maggie begann, gekochte Eier an die Kinder zu verteilen. Trotz aller Aufregung waren sie hungrig. Einen Augenblick lang hörte man auf dem Dachboden nur leises Pochen, als jedes Kind sein Ei aufschlug.
»Ach ja, hab’s fast vergessen«, wandte sich Guy an Jack, während er ein Stück Eierschale von seinem Zeigefinger schnippte. »Du hast heute Besuch gehabt. Deine neue Freundin war schon wieder mit dem Wilden hier. Sie wollte unbedingt mit dir sprechen.« Er steckte sich das Ei in den Mund und verschlang es mit einem Biss. Walter, der neben ihm hockte, begann grinsend, Küsschen in die Luft zu pusten. Jack ignorierte ihn.
»Alyss?«
Guy nickte. »Ja. Sie trug ’nen feinen Rock und ’n Mieder. Vor ’n paar Tagen war sie schon mal hier, aber da warst du auch nicht da.«
»Was? Wieso hast du mir das nicht gesagt?«
Guy zuckte mit den Achseln. »Bin doch nicht dein Sekretär.«
»Was hat sie gesagt?«
»Nichts Besonderes. Nur, dass sie mit dir sprechen wollte.«
Am liebsten hätte sich Jack auf den Jungen gestürzt. Doch Maggie mischte sich rechtzeitig besänftigend ein.
»Ist doch egal. Du kannst morgen zu ihr gehen und sie selber fragen«, meinte sie und legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
Doch als Jack am nächsten Morgen am Haus an der Themse anklopfte, öffnete niemand die Tür. Das Klopfen hallte im Haus wider, ansonsten blieb es still. Auch der Hintereingang zur Küche, den er von der Mauer aus gut sehen konnte, war verschlossen. Da sah er die Bäckersfrau, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite gerade frisches Gebäck auf ihrem Verkaufstisch auslegte.
»Wissen Sie, ob Sir Christopher zu Hause ist?«, fragte er sie.
»Die sind heute in aller Herrgottsfrühe mit ’ner Kutsche losgefahren. Sie wollten das Mädchen nach Hause bringen. So schnell kommen die bestimmt nicht wieder.« Plötzlich schaute sie
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