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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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bring die
Fremden in ihre Zelle, wecke sie, erledige dieses und mache jenes für die
beiden und so weiter und stetsfort. Allmählich war er es leid, den Kammerdiener
zu spielen. Schließlich hatte er auch noch den Garten zu bewirten. Solche und
ähnliche Gedanken betrübten Mattias, als er, beladen mit Speis und Trank, zur
Zelle der beiden Gefangenen ging, um ihnen auf Geheiß von Bruder Albert ein
kräftiges Mahl zu reichen. Und das zur Prim, wohlgemerkt – also erst, nachdem
die anderen Brüder bereits mehrere Gebete verrichtet und Psalmen gesungen
hatten. Was sind das für Gefangene, dachte er sich, die verhätschelt werden wie
zwei Königskinder, die man erst bei Tagesanbruch weckt und sogleich mit Essen
versorgt, während die anderen bis zum Mittag hungern müssen?
    »Pfui Deibel, was für’ne Schande!«
Mattias schaute erschrocken um sich, als er bemerkte, dass er den letzten Satz
laut ausgesprochen hatte. Er war allein, Gott sei es gedankt. Nicht
auszudenken, was geschehen wäre, wenn ihn der Prior beim Fluchen erwischt
hätte, noch dazu in einer derart unchristlichen Art und Weise.
    Inzwischen in der Zelle
angelangt musste er mit ansehen, wie sich die beiden Fremden am helllichten Tag
noch müde auf ihrem Lager rekelten und den Schlaf aus den Augen rieben. Was für
ein gotteslästerliches Verhalten, dachte sich der Botanicus und schüttelte
angewidert sein fast kahles Haupt.
    »Kann ich Euch Herren sonst noch
zu Diensten sein, vielleicht mit einem heißen Bade oder dem Barbier?« Mattias
ließ reichlich Spott und Verachtung in seinen Worten mit anklingen, doch die
Fremden schienen die Spitzen entweder nicht wahrzunehmen oder sie geflissentlich
zu überhören, denn ihre Antwort halste ihm nur noch weitere Arbeit auf. Sich
selbst einen dummen Esel nennend, machte er sich ein weiteres Mal auf, diesmal,
um den beiden einen Krug Wasser sowie eine Schüssel für die morgendliche
Körperpflege zu holen. Ein letzter Blick aus den Augenwinkeln auf das
verschmitzte Lächeln des Exoten bestärkte Mattias schließlich in seiner
Vermutung, dass die beiden sehr wohl die Ironie in seinen Worten zu hören
vermochten, sie aber aus lauter Verderbtheit schlichtweg ignorierten.
    Osman lächelte noch, als der
kleine, kahlköpfige Mönch bereits lange wieder verschwunden war. Du wirst es
dir künftig zweimal überlegen, ob du uns weiterhin mit Worten an der Nase
herumzuführen gedenkst, dachte er sich amüsiert.
    »Denkst du gerade an eine deiner
zahlreichen Liebschaften oder warum grinst du wie ein Depp?«
    »Wüsste ich es nicht besser, so
würde ich meinen, es ist der pure Neid, der aus deinem Munde spricht!«,
antwortete Osman und steckte seinen Kopf in die gefüllte Wasserschüssel, die ihm
Mattias soeben wortlos in die Zelle gestellt hatte. Auf diese Weise entging er
einem weiteren Wortgefecht, denn nichts hasste er mehr, als bereits früh am
Morgen seine Zeit mit sinnlosem Gerede zu vergeuden.

     
    *

     
    Frisch gestärkt
schließlich, die Glocke schlug bereits zur Tertia, wurden Robert und Osman ein
weiteres Mal zu Alberts Zelle geführt, wieder in Begleitung von fünf Mönchen.
Sollten sie in ärgere Bedrängnis geraten, dachte Robert über seine Bewacher
abschätzend, hätte er sie im Handumdrehen überwältigt. Er hoffte jedoch, dass
es nicht so weit kommen würde.
    Nachdem Albert beide herzlich
begrüßt hatte, nahmen sie an alter Stelle Platz, und auch diesmal ließ er die
fünf anderen Mönche draußen vor der Tür warten. Kurz noch erkundigte sich der
Dominikaner nach dem Befinden seiner Gäste, dann bat er Robert voller Ungeduld,
sogleich mit seinem Bericht fortzufahren.

     

     

Das Abenteuer beginnt
    »Nun denn«,
nahm Robert seine Rede wieder auf, »noch lange, nachdem Nikolaus gegangen war,
blieben die Schreiber des Bischofs, um die Namen all derer zu notieren, die den
Jungen auf seinem Zug nach Afrika begleiten wollten. So stand also auch ich in
einer mir endlos erscheinenden Reihe und als ich endlich meine Signatur auf die
Liste setzen konnte, war die Sonne bereits längst untergegangen. Aber was
sollte ich auch schon anderes anstellen seinerzeit? Ich war mit meiner Flucht
nur einem bevorstehenden Hinauswurf aus dem Kloster zuvorgekommen, stand,
gerade mal zwölf Jahren alt, ganz allein da, ohne Dach überm Kopf und ohne einen
Heller in der Tasche. Zum Schreiberling war ich, obwohl durchaus befähigt dazu,
noch zu jung, so wäre mir nur noch die Bettelei geblieben. Doch all jene
Gedanken waren gar nicht

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