Das Geheimnis des Goldmachers
Konzentration
zu nagen. Ich möchte kein Wort Eurer Rede durch Unaufmerksamkeit versäumen, umso
mehr, da mir das Phänomen des Nikolaus von Cölln durchaus zu Ohren gekommen
ist, ich aber bislang keine Gelegenheit hatte, mit einem seiner Weggefährten zu
sprechen. Lasst uns also rasch den nötigen Schlaf finden, um morgen in aller
Früh umso ausgeruhter fortzusetzen, was heute so abrupt endete.
Und solltet Ihr nicht
in allzu dringender Eile sein«, sagte Albert lächelnd mit erhobenem
Zeigefinger, »so wagt es morgen ja nicht, Eure Rede zu kürzen, denn es dürstet
mich, wirklich alles zu hören, was Euch beiden widerfahren ist!«
Der Mönch hielt kurz
inne, bevor er mit ernster Miene fortfuhr:
»Nehmt bitte
schlussendlich meine für heute letzten Worte so wichtig, wie sie von mir
gemeint sind. Nach wie vor bin ich damit betraut, Euer Vergehen in puncto Gabel
zu untersuchen. Mich habt Ihr schon lange überzeugt, und wie ich bereits
erwähnte, so habt Ihr in mir einen potenten Fürsprecher, doch letztendlich hat
der Prior das Sagen in diesem Kloster. Seid unbesorgt, Bruder Georg ist ein
besonnener Mann, und da der Euch angelastete Frevel ganz offensichtlich aus
reiner Unwissenheit begangen wurde, werde ich ihn gewiss auch rasch von Eurer
Unschuld überzeugen können, doch bevor dies geschehen ist, fühlt Euch zwar gern
wie Gäste unseres Klosters, verlasst es aber nicht. Denn solltet Ihr gehen,
ohne uns Bescheid zu geben, so würde es als ein Schuldeingeständnis angesehen
werden, und keine Macht der Welt, auch ich nicht, könnte Euch dann noch vor dem
Scheiterhaufen bewahren. Nicht umsonst nennt man uns Dominikaner auch domini
canes, die Hunde des Herrn. Freilich fühlt sich nicht jeder Bruder des
Dominikus berufen, doch ist es in erster Linie unser Orden, der im Namen des
Herrn und auf Anordnung des Papstes mit der Durchführung der Heiligen
Inquisition beauftragt ist.«
Albert stand auf und
öffnete die Tür. Draußen warteten noch immer ihre fünf Begleiter, zwei von
ihnen schienen, obwohl stehend, bereits eingenickt zu sein. An Mattias gewandt
sagte Albert: »Führ die beiden zu ihrer Schlafstätte und weck sie nicht zur
Mette, sondern lass sie ruhen bis zum ersten Hahnenschrei, sie werden es dir
sicherlich danken.« Dann ging er ohne ein weiteres Wort zu verlieren zurück in
seine Zelle und schloss die Tür hinter sich.
Mattias tat, wie ihm geheißen, die
anderen vier Mönche, allesamt von für Dominikaner überdurchschnittlich
kräftiger Statur, begleiteten sie auf Schritt und Tritt. So ging diese
Prozession schweigend durch die kargen Gänge der Priorei, bis sie schließlich
die Klosterzelle von Robert und Osman erreichten.
Schwer fiel der Riegel von außen
ins Futter, nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.
»Ich habe kein gutes Gefühl bei
dieser Sache, mein Freund. Warum zum Henker musstest du uns auch ausgerechnet
zu den Hütern der Inquisition führen?«, fragte Osman gereizt.
»Ja Himmel, Arsch, konnte ich’s
denn ahnen? Zum einen wusste ich nicht, dass es ein Dominikanerkloster ist, zum
anderen war mir bislang nicht bekannt, dass sie Inquisitoren sind. Früher, als
ich noch im Kloster Knechtsteden lebte, sind mir solche Dingen nicht zu Ohren
gekommen, und nun bin ich genauso wie du erst einige Tage wieder hier auf dem
alten Kontinent. Und überhaupt …«, schnaufte Robert, »… warum konntest du
gezierter Affe dein Essen nicht ebenso wie die anderen mit den Händen zu dir
nehmen?«
»Hast ja recht, Robert«,
beschwichtigte Osman, wohl wissend, wann es angebracht war, ruhig und bedacht
mit seinem Freund zu reden, »wir beide handelten aus Unwissenheit, und so sieht
es auch dieser Albert. Er scheint ein vernünftiger Mann zu sein. Sicher wird er
dafür Sorge tragen, dass wir nicht brennen werden.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte
Robert liegend auf der viel zu kurzen Ruhestätte, dann wandte er Osman seinen
Rücken zu und schlief sofort ein.
»Wo nimmt der ungebildete Bauer
bloß diese Ruhe her?«, flüsterte Osman zu sich selbst, doch auch ihn erlöste
kurz darauf ein gnädiger Schlaf von seinen düsteren Gedanken.
Dienstag, der elfte Juli
im Morgengrauen
Bruder Mattias
bedauerte bereits zutiefst seine Neugier, die er an den Tag legte, als die
beiden Fremden das Kloster betraten. Seinem Interesse an den Wanderern war
inzwischen längst Genüge getan, dennoch hieß es immerzu: Mattias,
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