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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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der
unglaublichen Konstellation der Ereignisse nicht so recht an einen Zufall
glauben. So blieb mir in Anbetracht des unglücklichen Ausgangs nur die
Folgerung, dass die Geschehnisse von Gott gelenkt seien. Doch weder in mir noch
in dem unschuldigen Kind konnte ich eine Bösartigkeit entdecken, die ein
derartiges Schicksal verdient hätte, sollte der Allmächtige also wirklich
dermaßen perfide Pläne spinnen wider seinen treuesten Dienern? Nein, dieser
Gedanke war einfach zu entsetzlich, heiß und kalt liefen mir Schauer den Rücken
hinunter. Wenn aber Gott die Ereignisse nicht veranlasste, duldete er sie doch
zumindest, und auch diese Erkenntnis erschien mir bitter. Und so begann ich zum
ersten Mal an der Existenz des Allmächtigen selbst zu zweifeln …«
    Während Robert die letzten Worte
sprach, sah er Bruder Albert auffordernd in die Augen. Osman rutschte derweil
nervös auf seinem Schemel hin und her. Äußerungen dieser Art würden ihre
derzeitige Situation sicherlich nicht verbessern, immerhin stand weiterhin der
Vorwurf der Ketzerei im Raum.
    »Nun«, begann der Mönch, und in
seinen Worten lag keinerlei Bitternis, »dem Mädchen ist vieles erspart worden,
schließlich wissen wir alle, wie der Kreuzzug des Nikolaus endete. Der Herr hat
es beizeiten zu sich genommen.«
    »Aber was ist mit mir«,
widersprach Robert, »warum musste er mir diese Pein auferlegen?«
    Albert legte seine Hände auf
Roberts breite Schultern, bevor er mit gütiger Stimme antwortete: »Das
Schicksal hat einen tiefgründigen und nachdenklichen Menschen aus dir gemacht,
lieber Robert. Gott braucht keine blinden Anhänger, die alles klaglos
hinnehmen, sondern Menschen, wie du es einer bist. Menschen, die mehr Fragen
als Antworten haben. Bisweilen stoße auch ich auf Widerstand, weil ich mich
nicht mit der erstbesten Erklärung zufriedengeben will. Doch Geister wie du und
ich, Geister unsres Schlages halt, sind es, die der Menschheit die
Wahrhaftigkeit ein Stückchen näher bringen werden.«
    »Ihr seid ein weiser Mann, Bruder
Albert«, sagte Robert, und ein mildes Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich will
gern, wenn es denn die Zeit uns gestattet, mit Euch philosophieren über Gott
und Glaube, Himmel, Erde und was uns sonst noch bewegt, doch jetzt lasst mich
fortfahren mit meinem Bericht, auf dass ich ihn irgendwann zu Ende bringe.
    Unter lautem Jubel, einem
Volksfest gleich, verließen wir die Stadt durch ein prächtiges Tor mit rundem
Durchlass und zwei imposanten Türmen links und rechts. Seinerzeit war jenes
einer Festung gleichende Stadttor noch im Bau befindlich, inzwischen ist es
sicherlich fertiggestellt …«
    »Dann wird es wohl die
Hahnentorburg gewesen sein, durch die Ihr ausmarschiertet. Sie ist derweil
vollendet und in ganzer Pracht Bestandteil der gewaltigen Cöllner Stadtmauer.«
    »Mag so sein, Bruder Albert. Vor
den Toren der Stadt jedenfalls hielten wir uns an den Ufern des Rheins und
marschierten gen Süden. Auf der Suche nach dem kleinen Mädchen ließ ich mich
zurückfallen bis ans Ende des Zuges und arbeitete mich dann wieder bis an die Spitze
vor, vergeblich, wie Ihr wisst. Hier jedoch traf ich nun auf Nikolaus, umgeben
von einem guten Dutzend Geistlicher, allesamt bereits der Kindheit entwachsen.
Die Gelegenheit beim Schopfe packend, wollte ich mit dem Knaben, der mich
damals mit seiner Rede im Cöllner Dom so kolossal beeindruckt hatte, einige
Worte wechseln. Dieses Vorhaben zu bewerkstelligen erwies sich jedoch als
nahezu aussichtslos, da man zuerst den Riegel seiner Begleiter, oder besser
Bewacher, brechen musste, um zu ihm durchzudringen. Schließlich gelang es mir
dennoch, und da wir beide ungefähr gleichen Alters waren und auch eine ähnliche
Ausbildung genossen hatten, fassten wir schnell Vertrauen zueinander. Ich
stellte mich ihm persönlich als Freund und Berater zur Verfügung, und gern nahm
er mein Angebot an. Damals schon bemerkte ich, dass zwischen dem Nikolaus, den
ich in der Kirche erlebt hatte und jenem, mit dem ich mich nun Aug in Aug
unterhielt, eine gewaltige Kluft herrschte. Als er seine Rede hielt, wirkte er
sehr diszipliniert, überlegt und auch überlegen, dadurch unnahbar und
eigentlich viel zu reif und erwachsen für sein junges Alter. Nun aber hatte ich
einen Knaben vor mir, dessen kindlich-naives Gemüt klar zum Vorschein kam.
Freilich, auch jetzt wählte er seine Worte sehr klug und man merkte ihm
deutlich seine Bildung an, doch wollte in mir der Verdacht aufkommen, dass

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