Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
Vom Netzwerk:
Desasters nicht mehr fern
war.
    Bis zum See wanderten wir durch
flaches, fruchtbares Gelände. Unsere Wasservorräte gingen noch nicht zur Neige,
als wir schließlich das gewaltige Gewässer nach einem Dreitagesmarsch erreichten.
Wir zogen am Gestade des Sees in westlicher Richtung und nach weiteren zwei
Tagen trafen wir schließlich in Genf ein. Bis hierhin verlief unsere Reise in
der Tat nahezu ohne Verluste, und wenngleich unsere Einkehr in Genf wie auch in
jeder anderen Stadt Burgunds lange nicht so freudig von den Ansässigen
aufgenommen wurde wie in den Ortschaften der Lothringer, Franken und Schwaben,
fand sich auch hier ein Haus Gottes, welches uns für die Nacht mit Obdach und
Proviant versorgte.
    Dann schließlich hieß es, Genf
hinter uns zu lassen.
    Der Mont Cenis, jener Pass also,
den wir über die Alpen zu nehmen gedachten, war schon lange ins Auge gefasst.
Er liegt im Massiv der Westalpen an der Grenze zwischen dem Königreich Burgund
und der Lombardei. Nun gab es von unserer Position aus zwei Wege, diesen Pass
zu erreichen und ein jeder fand seine Befürworter. Der eine verlief im weiten
Bogen durch die fruchtbaren Niederungen der Rhône entlang, um schließlich erst
nahe Chambéry einen Haken nach Südwesten zum Mont Cenis zu schlagen. Der andere
war weitaus kürzer, ging es doch nahezu direkt in südlicher Richtung auf den
Pass zu, allerdings auch bei Weitem beschwerlicher, denn er führte geradewegs
in gebirgiges Gelände, fernab von Flüssen und früchtetragenden Sträuchern. Da
keine Einigung getroffen werden konnte, war es schließlich Nikolaus, der eine
Entscheidung fällen musste: Sie fiel zu Gunsten des kürzeren Weges aus.
    Nur wenige blieben zurück, die
meisten, vor allem die Kinder, hielten ihm die Treue und so zogen wir weiter.
Nach einem üppigen Mittagsmahl, dem letzten dieser Art für viele von uns,
verließen wir Genf, der Sonne entgegen, schwer beladen mit Vorräten und voller
Zuversicht im Herzen.

     

     

     

     

Die Alpen
    Das Verhängnis
nahm seinen Lauf.
    Kaum hatten wir das prächtige Genf
hinter uns gelassen, wurde das Gelände auch schon unwirtlicher. Die Straße,
zuerst ausnehmend breit und beeindruckend wie alles in jener herrlichen Stadt,
wurde zusehends schmaler, bis aus der Straße ein Weg und aus dem Weg
schließlich ein Pfad wurde, gerade mal breit genug für einen Ochsenkarren. Wir
hatten den Marsch über die Alpen kaum begonnen, da fingen einige wieder an zu
jammern, und eben jene am heftigsten, die Nikolaus am Abend zuvor bei seiner
Rede am lautesten zugejubelt hatten. Alle Befürchtungen, nahezu schon
vergessen, waren mit einem Schlag wieder da, mächtiger und drängender denn je
zuvor. Insbesondere, da keiner von uns zuverlässig wusste, wie weit es bis zum
Pass war und darüber hinaus von dort bis zum jenseitigen Fuß der Alpen in der
Lombardei. Auch schien es mir, als ob die Kälte nahezu bei jedem Schritt
spürbar zunähme. So mussten wir bereits am ersten Abend, obwohl kaum
vorangekommen, das Nachtlager mit Feuerstätten versorgen.
    Ich fuhr fort mit meinen
Bemühungen, wie seinerzeit am Bieler See, die Jüngsten und Schwächsten zu einer
Rückkehr zu bewegen. Und auch dieses Mal war mir nur wenig Erfolg beschieden.
Kaum einer wollte mir zuhören, denn die meisten glaubten nach wie vor an jene
Wunder, welche Nikolaus ihnen Abend für Abend versprach. Dennoch, ich gab nicht
auf und machte unbeirrt weiter in der Hoffnung, wenigstens einigen von ihnen
ihr gerade erst begonnenes Leben zu retten, bis schließlich sogar die Berater
von Nikolaus auf mein vermeintlich schändliches Treiben aufmerksam wurden.
Vermutlich wäre ich als Aufrührer oder Ketzer gegeißelt worden, hätte nicht
Nikolaus einen jener immer seltener werdenden lichten Momente gehabt, in denen
er in mir seinen Freund wiedererkannte. Er begnadigte mich, gelobte jedoch
ausdrücklich, meine Person umgehend dem Henker zu überantworten, sollte ich
weiterhin gegen seine Sache intervenieren. Außerdem verbannte er mich, offenbar
schwer von mir enttäuscht und verletzt, aus seiner Gefolgschaft.
    Nun waren mir vollends die Hände
gebunden. Weder vermochte ich zu Nikolaus vorzudringen, noch war es mir
weiterhin möglich, gegen den Kreuzzug zu sprechen. Da ich offenbar nichts mehr
verrichten konnte, beschloss ich, den Heimweg anzutreten, als jenes Mädchen,
dessen Leben ich zu schützen stumm seinem Vater gelobte, tot zu meinen Füßen
lag. Erschlagen von einer Gerölllawine.
    Meine Gefühle, die

Weitere Kostenlose Bücher