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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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in der Fremde als Gefangener gefristet«,
unterbrach Albert irritiert.
    »Oh, er war in der Tat ein
Gefangener, wenn auch nicht so, wie man sich einen gewöhnlichen Häftling
vorstellt. Es mangelte ihm an nichts, allerdings durfte er das weiträumige Landgut
meines Herrn nicht allein verlassen. Auch wurde seine Kammer, die bei Weitem
geräumiger war als Eure hier in diesem Kloster, zur Nacht abgesperrt. Mein
Dienstherr war zwar reich, jedoch alles andere als freigiebig, er hatte für
Robert bezahlt, somit gehörte er ihm mit Leib und Seele, so sein Standpunkt.
Außerdem war Robert, gerade in den ersten Jahren, derart unentbehrlich für die
Geschäfte meines Gebieters, dass an eine Enthebung aus dem Sklavendienst gar
nicht zu denken war. Er, so sagt man wohl bei Euch, war gefangen in einem
goldenen Käfig.
    Die Jahre gingen dahin, und aus
Robert dem Schmalen wurde, dank der Künste unserer Köchin, jener stattliche
Mann, dem sein Name nun wahrlich zum Hohn gereicht.«
    »Verzeiht, wenn ich
erneut unterbreche«, warf der Mönch ein, »doch sagt mir selbst, lieber Robert:
Fühltet Ihr Euch wie ein Gefangener?«
    »Nun, mir erging es
gut im Haus des Byzantiners. Das Essen war reichlich und von außergewöhnlicher
Güte, auf dem Gut durfte ich mich frei bewegen, selbst an Sklavinnen, die zur
Nacht mein Lager mit mir teilten, fehlte es nicht. Und doch war ich ein
Gefangener, der Wahl beraubt zu tun, was mir beliebt und zu gehen, wann es mir
gefällt. Im goldenen Käfig gefangen, wie Osman so richtig sagte, denn auch
Gitterstäbe aus purem Gold verwehren einem den Weg in die Freiheit.«
    »Habt Ihr versucht zu
fliehen?«, fragte der Mönch, während Osman, wieder zum Zuhören verdammt,
missgelaunt die Augen verdrehte.
    »Ein einziges Mal nur, es mag
ungefähr zehn Jahre her sein, und wieder tat sich Osman als mein Lebensretter
hervor. Obwohl es eine bittere Enttäuschung für ihn gewesen sein musste, dass
sein Zögling das Weite suchte, schützte er mich doch und legte sich eine
haarsträubende Erklärung zurecht für meinen mehrtägigen Aufenthalt im Frachtraum
eines dänischen Handelsschiffes. Wenn mein Herr von der Flucht erfahren hätte,
so wäre es um mich geschehen gewesen, so wertvoll ich auch für seine Geschäfte
mit den Deutschen gewesen sein mochte. Und ganz gewiss riskierte Osman viel,
als er mir beistand.«
    Osman lächelte, nachdem Roberts
letzte Worte verklungen waren, doch kurz darauf riss ihn Albert wieder aus
seiner Selbstzufriedenheit.
    »Es freut mich sehr zu hören, dass
Ihr trotz der Scherereien, in die Euch Robert gebracht hatte, zu ihm hieltet.
Doch war er nicht nur ein einfacher Sklave für Euch? Warum habt Ihr Euren
Posten, ja vielleicht gar Euer Leben aufs Spiel gesetzt für ihn?«
    »Weil Freunde so etwas füreinander
tun«, antwortete Osman ernst.
    »Doch genug davon, Ihr beschämt
einen Ehrenmann, dessen höchste Ideale Bescheidenheit und Demut sind«, fuhr
Osman fort, ohne dabei auf Robert zu achten, der ihn mit riesigen Augen und
offenem Mund anstarrte, offenbar unschlüssig, ob er lauthals widersprechen oder
schallend lachen sollte.
    »So jedenfalls«, sprach Osman
ungerührt weiter, »verstrichen die Jahre und ich übernahm das Amt meines
derweil greisen Vaters und Lehrmeisters. Inzwischen beherrschte Robert Arabisch
und ich in aller Perfektion Deutsch, wie Ihr ja bereits feststellen konntet.«
    So viel zum Thema Bescheidenheit
und Demut, dachte sich Robert, sagte aber keinen Ton.
    »Robert lehrte inzwischen Ismael,
dem jüngsten Spross der Kaufmannsfamilie, die deutsche Sprache und erlangte
weitere Annehmlichkeiten. Ich denke, nachdem der erste Fluchtversuch gründlich
missraten war und Robert auch beileibe keine Not erdulden musste, hatte er sich
mit seinem Schicksal abgefunden. Alles hätte so schön sein können, wenn …«,
Osman unterbrach seine Rede kurz für einen herzergreifenden Seufzer, »wenn die
Weibsbilder nicht wären, so schön, so verführerisch und so verhängnisvoll. Ich
musste gerade an das Schicksal des armen Eckhardt denken, ähnelt seine
Geschichte doch stark der meinen.«
    »Wieso armer Eckhardt?«,
unterbrach ihn Robert überrascht.
    »Nun, zu verrecken auf einem
Seelenverkäufer find ich freilich schon recht bedauernswert!«, antwortete
Osman, nicht weniger erstaunt über Roberts Einwand.
    »Ja, habe ich dir etwa nie
erzählt, wie der gerissene Hund alle genarrt hat?«
    Osman schüttelte den Kopf.
    »Ach, was für ein nachlässiger
Erzähler ich doch bin, die

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