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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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Lungen mit
Luft füllten für einen Schrei, der ganz Alexandria in ihren Grundfesten erbeben
lassen sollte, hatte ich bereits meine Kleider zusammengerafft und befand mich
auf dem kürzesten Weg zu meiner Kammer. Dort griff ich mir blitzschnell den
sorgsam versteckten Beutel mit Goldmünzen, dessen Existenz ausschließlich der
Sparsamkeit meines Vaters geschuldet war, und während im Hauptbau dem lauten
Geschrei und Durcheinander zufolge offensichtlich gerade die Hölle ausbrach,
hatte ich schon das Gesindehaus verlassen.
    Sollte man meiner habhaft werden,
war mir der Tod gewiss, meine einzige Chance lag also darin, so schnell wie
möglich das Weite zu suchen. Und so führte mich mein Weg zu den Stallungen,
hier nun wollte ich mir rasch das schnellste Pferd nehmen und damit zum Hafen
reiten, denn dort lagen zurzeit gleich drei Schiffe meines Herrn vor Anker,
unter anderem auch die Athena, das vermutlich schnellste Handelsschiff weit und
breit.
    Unterwegs zu den Viehunterkünften
lief mir Robert in die Arme, beinahe wären wir beide ineinandergerannt. Er kam
mir gerade recht, denn die Athena sollte auf direktem Weg Bremen anlaufen, und
bereitet mir auch Eure Sprache keine Probleme, so ist doch mein Aussehen zu
fremdartig, um dort gerade in der heutigen Zeit allein unbeschadet zu
überstehen. Außerdem ist mir Robert im Laufe der Jahre wirklich lieb und teuer
geworden, ein echter Freund eben, auch wenn es bisweilen demjenigen, der
unseren Gesprächen lauscht, nicht so vorkommen mag.
    Außer Atem fragte ich ihn, ob er
seine Heimat wiedersehen wolle.
    Offenbar fehlten ihm die
Worte, denn anstatt zu antworten, starrte er mich nur verdutzt an, sein ganzes
Gesicht eine einzige Frage. Verärgert über seine Trägheit und im sicheren
Bewusstsein, seine Antwort bereits zu kennen, fügte ich ungeduldig hinzu, er
solle sich gefälligst sputen, da die Angelegenheit keinen Aufschub dulde, doch
immer noch regte er sich nicht. So sah ich mich schließlich genötigt, ihm die
Entscheidung abzunehmen. Kurzerhand packte ich also den unentschlossenen Tropf
am Arm und zog ihn zu den Stallungen. Dort suchte ich uns die beiden
schnellsten Pferde aus, ein Leichtes für mich, da mir als leidenschaftlichem
Reiter alle Tiere bestens vertraut waren, und schon galoppierten wir in
Richtung Hafenbecken, hinter uns hör-, wenn auch gottlob nicht sichtbar, die
wütend krakeelende Knechtschaft meines Herrn, mindestens hundert Mann also.
    Ihr werdet Euch
vielleicht wundern, dass wir entkommen konnten, obwohl so viele hinter uns her
waren, doch da ich mich seit der Entdeckung durch den Koranmeister geradewegs
auf den Hafen zubewegte, eilte ich nicht nur der Meute meiner Verfolger stets
ein wenig voraus, sondern auch der Kunde über mein Vergehen, sodass niemand,
dessen Weg wir kreuzten, wissen konnte, dass man mich verfolgte. Ein weiterer
Grund für den Erfolg meiner, oder besser unserer Flucht lag darin begründet,
dass ich nicht nur die Konversation mit den deutschen Geschäftspartnern führte
und die Kinder unterrichtete, sondern auch im Hause vollstes Vertrauen genoss
und zur rechten Hand meines Herrn geworden war. Jeder, der in seinen Diensten
stand, wusste das, deshalb wagte niemand, sich meinen Befehlen zu widersetzen,
so unsinnig sie auch erscheinen mochten.
    In Windeseile erreichten
wir den Hafen, unterwegs dorthin setzte ich Robert in knappen Zügen über die
jüngsten Geschehnisse und meine weiteren Pläne in Kenntnis. Nun war auch er
voller Eifer bei der Sache, denn trotz aller Annehmlichkeiten im Hause
Kantakouzenos war es sein sehnlichster Wunsch, als freier Mensch die Heimat
wiederzusehen. Doch spielten unsere Beweggründe inzwischen ohnedies keine Rolle
mehr, denn nunmehr waren wir beide auf der Flucht und unser Leben in Alexandria
keinen Maravedi mehr Wert.
    Stolz blähten sich die Segel der
mächtigsten Handelsschiffe der Welt, als wir die Kais entlangritten auf der
Suche nach der Athena. Beunruhigend viel Zeit war inzwischen verronnen, und
noch immer hatten wir sie nicht gefunden. Ich wurde nervös, gelinde
ausgedrückt, wusste ich doch sehr wohl, dass durch mein selbstsüchtiges Handeln
unser beider Schicksal von dem Schiff abhing. Quälende Gedanken beschäftigten
mich.
    Befand sich die Athena etwa schon
auf hoher See?
    Sollte ich mich derart geirrt
haben?
    Nun, Seeleute waren eigen, wenn es
um Termine ging. Häufig schoben sie die Stellung des Mondes, ungünstige Winde
oder einen zu hohen Seegang vor, wenn sie den vereinbarten

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