Das Geheimnis des Goldmachers
Hälfte nicht zu erwähnen. Nun, als wir das Schiff
verließen, sah ich aus den Augenwinkeln eine Gestalt von Bord schleichen, oder
besser humpeln, und diese Gestalt hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit
Eckhardt. Ich möchte wetten, dass er zuvor noch in der Kapitänskajüte war und
dort alles Gold zusammengerafft hatte, was er in die Finger bekommen konnte.
Nun, als ich sah, wie er das Weite suchte, durchschaute ich auch endlich, warum
er während der Überfahrt seine Ledersandalen zerrupfte, um daraus einen Knebel
zu binden. Er wusste genau, dass es nicht genügen würde, sich tot zu stellen,
er müsste eine schmerzhafte Prüfung über sich ergehen lassen, bevor man von ihm
abließe. Deshalb der Knebel – so überstand er den grausamen Test, ohne einen
Laut von sich zu geben. Weiß Gott, Eckhardt war wirklich mit allen Wassern
gewaschen!«
Robert schüttelte den Kopf und
lächelte versonnen. Wer weiß, wen Eckhardt noch getäuscht oder welche
Verkleidung er darüber hinaus gewählt hatte. Und wenn er eines Tages Eckhardts
Abbild auf einer römischen Münze entdecken würde, das schmale Haupt gekrönt von
einer Tiara, es würde ihn nicht weiter wundern.
»Wie dem auch sei«, setzte Osman
seinen Bericht fort, »eine junge Frau kostete mich schließlich meinen Posten
und ein Leben ohne Sorge. Theodora, was für ein verdammtes Luder!
Doch was rede ich, ein Prachtweib
war’s, ganz ohne Zweifel, und manchmal frage ich mich, ob sich all der Ärger
nicht gar gelohnt hat, durfte ich doch zumindest dafür einige Tage von ihrem
geheimsten Schatz kosten. Versteht mich nicht falsch, ich musste nicht das
Leben eines Eunuchen führen, ganz im Gegenteil, eines meiner von mir viel zu
wenig wertgeschätzten Privilegien erlaubte es mir, unbegrenzt auf Sklavinnen
aus dem Haushalt meines Herrn zurückzugreifen.
Doch schmecken nicht die
verbotenen Früchte am süßesten?
Mir allemal, und so ließ
ich mich ausgerechnet mit dem einzigen Weib im Hause meines Herrn ein, von dem
ich unbedingt die Finger hätte lassen sollen. Dabei war Theodora noch nicht
einmal eine seiner Frauen, es gab viele in seinem Harem, doch keine von ihnen
nahm eine gesonderte Stellung ein. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich hatte
auch eine Liaison mit einem Weib aus seinem Frauenhaus. Als er es herausfand,
nahm ich schon von einigen mir lieb gewonnenen Körperteilen Abschied, doch dann
überraschte mich mein Dienstherr mit seiner Freigiebigkeit; er bot mir sogar
an, wieder auf eine seiner Frauen zurückzugreifen, wenn mir danach wäre, ich
solle ihn jedoch zuvor zumindest darüber in Kenntnis setzen. Und auch seine
Kinder waren ihm recht gleichgültig, bis auf eben jene Theodora, die es mir so
angetan hatte. Eine Perle, was sag ich, ein Juwel von allerhöchster
Vollkommenheit war sie, schön und rein wie Tau, der in der frühen Sonne
glitzert, gesegnet mit der anmutigen Gestalt eines Engels und doch versehen mit
all jenen weiblichen Attributen, die uns Männern den Verstand rauben. Theodora
war die älteste Tochter meines Herrn, unschuldig und unbekümmert auf den ersten
Blick, doch durchtrieben und voller Hinterlist auf den zweiten, ihrem Erzeuger
darin wahrlich in nichts nachstehend. Nach dem Tode meines Vaters oblag es mir,
sie der Sprache und Rhetorik der Römer zu unterweisen, des Weiteren lehrte ich
Theodora Astronomie und Alchemie. Sie selbst hatte mich außerdem zum
Lehrmeister einer weiteren Kunst auserkoren, und so sehr ich mich anfangs
sträubte, erlag ich letztlich doch ihren Reizen. Um die Brisanz der Situation
zu unterstreichen, muss erwähnt werden, dass mein Herr seine Tochter dem Sohn
seines wichtigsten Geschäftspartners zur Frau versprochen hatte.
Um es kurz zu machen: Es kam, wie
es kommen musste – ich gab dem hartnäckigen Drängen Theodoras schließlich
nach. Es vergingen weitere zwei Wochen, bis aus harmlosen Spielereien Ernst
wurde und unser Vergehen Spuren an ihr hinterließ. Ihr wisst sicherlich,
verehrter Herr Mönch, von dem Nachweis, den ein unschuldiges Mädchen in der
Hochzeitsnacht zu belegen hat – nun, um das zarteste aller Häutchen, was dafür
vonnöten ist, war es alsbald geschehen. Leider dauerte es auch nicht mehr
lange, bis man uns beide beim Liebesspiel erwischte – ausgerechnet ihr
Koranmeister war’s, ein zierlicher, strenggläubiger Muslim, ein Mann im
Übrigen, mit dem ich nie so recht warm wurde. Und während sich sein entsetztes
Gesicht erst rot, dann weiß, dann wieder rot färbte und sich seine
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