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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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prustenden Freund ans östliche Ufer
der Stinekenpforte schwamm. Aus der Ferne, vom Westen her, drang das Scheppern
und Klimpern schweren Rüstzeugs und Waffen zu ihnen herüber. Waren sie ihren
Verfolgern also immer noch nicht entkommen. Rasch zog er seinen völlig
entkräfteten Freund an Land und schleppte sich mit ihm hinter die nächstbeste
Hecke. Während Osman Wasser und Galle spuckte, beobachtete Robert durchs dichte
Buschwerk das Herannahen der Stadtwache. Viel hatte diesmal nicht gefehlt,
dachte er erleichtert, und meinte damit nicht nur die Wachen, deren Blicken er
gerade noch entronnen zu sein meinte.
    Hier jedoch irrte Robert, kannte
er doch Hanns noch nicht.

     

     

     

     

     

     

     

     

Vor den Toren der Stadt
    Hanns grinste
frohgemut in sich hinein – heute war ein guter Tag, wie immer er auch enden
sollte. Niemals hätte er zu wagen gehofft, dass ausgerechnet er, dessen
leuchtend rotes Haar deutlich Zeugnis ablieferte über seine Herkunft, nämlich
Bastard der Roten Magda und Bruder der Roten Marie zu sein, den zwei
stadtbekanntesten Huren Hildesheims, und dessen Vater praktisch ein jeder sein
konnte, dass ausgerechnet er erster Stadtspäher werden könnte.
    Noch zwei- bis dreihundert
Schritte, dann hätten sie ihr Ziel erreicht, das Ufer der Stinekenpforte, da
plötzlich meinte er, eine rasche Bewegung im Gebüsch und einen großen Schatten
dahinter gesehen zu haben. Natürlich wieder einmal als einziger, seine vier
Kameraden hatten wie üblich nichts bemerkt. Verwundert war er darüber nicht,
denn schon immer machten seine guten Augen Beobachtungen, die so manch anderem
verborgen blieben.
    Inzwischen waren sie am Kanal
angekommen und Hanns fixierte weiterhin die Stelle, an der er einen
Wimpernschlag lang die Silhouette eines Mannes wahrgenommen hatte.
    »Kommt heraus und zeigt euch der
Stadtwache, bevor unsere Bolzen eure Schädel durchbohren!«, schrie er ans
andere Ufer hinüber und legte seine Armbrust an. Alle fünf starrten sie
angestrengt ins Gebüsch jenseits des Kanals, doch keiner, auch Hanns nicht,
konnte etwas Ungewöhnliches darin entdecken.
    »Nun denn, ihr habt es so
gewollt!«, ließ er sich vernehmen und gab Zeichen, woraufhin fünf Geschosse
über die Stinekenpforte schwirrten und pfeifend in die Büsche am Ostufer
einschlugen.
    Wieder starrten und horchten die
Wachmänner aufmerksam hinüber, doch nichts geschah, kein spitzer Schrei und
kein Aufspringen aus der schützenden Deckung gegenüber bekräftigte, was ohnehin
nur Hanns erspäht hatte.
    »Meinst du wirklich, drüben etwas
gesehen zu haben, Hanns?«, fragte Rudolph zaghaft an und seine rote Nase gab
deutlich Zeugnis ab, dass zumindest er bisweilen unter Halluzinationen litt.
    Hanns tat, als habe er nichts gehört
und folgte mit seinen Augen dem Verlauf der Stinekenpforte bis hin zur Treibe.
Sonst klar definiert und ruhig dahinfließend im eigenen Flussbett, bildeten der
Kanal aus der Domburg und der Nebenarm der Innerste nun eine einzige,
unüberschaubare Wasserfläche ähnlich einem großen See. So war auch der
Godehardiweg, auf dem man trockenen Fußes von der Domburg zum Godehardihügel
gehen konnte, zum größten Teil überspült. Hanns überlegte, wie lange seine
Männer benötigen würden, zurück über das Gelände der Domburg auf die andere
Seite des Wassers zu gelangen und verwarf den Gedanken sofort wieder. Einige
Augenblicke schien er ratlos, doch dann begann er rasch, mit behänden Fingern
seinen Harnisch zu lösen.
    »Wer von euch schwimmen kann, der
möge sich von seinem Panzer trennen und mir folgen!«, sagte er bestimmt in die
Runde.
    Alle schauten ihn an, als habe er
soeben seinen Verstand verloren. Gustav, der grobschlächtige Sohn eines
Plattners, von Grund auf faul und widerborstig, fand zuerst seine Sprache
wieder.
    »Du glaubst doch nicht im Ernst,
dass ich durch Pfaffenpisse tauche?«
    »Schwimmen reicht schon, deinen
dicken Schädel kannst du ruhig aus dem Wasser rausschauen lassen!«, erwiderte
Hanns schroff und schaute reihum die übrigen Männer an. »Nun, wer will mir folgen?«
    »Wer hat eigentlich dem ›Roten
Hanns‹ das Kommando übertragen?«, fragte Gustav grinsend und seine Anspielung
auf Hanns’ Mutter und Schwester war unüberhörbar. »Vom Rang her sind wir alle
gleich, und ausgerechnet der Jüngste von uns will sich zum Führer aufspielen?«
    Niemand wagte, einen Ton von sich
zu geben. Während Gustav gemein in die Runde grinste, ballte Hanns unmerklich
seine Fäuste,

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