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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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bald konnte er deutlich spüren, wie seine Hilfe Robert das weitere
Fortkommen erleichterte.
    »Trotz deiner Schwäche meine ich
zu erkennen, dass du zielgerichtet einen Plan verfolgst, wo uns der weitere Weg
hinführen soll – sehe ich recht?«
    »In der Tat verfolge ich ein
Ziel«, antwortete Robert, deutlich besser bei Atem als noch kurz zuvor, »denn
als wir zu dritt einträchtig und sorglos im Gasthof beieinander saßen und es
uns gut gehen ließen, da habe ich, lass es aus Langeweile geschehen sein oder
vielleicht einer Eingebung folgend, wie auch immer, jedenfalls habe ich
eingehend die Stadtkarte studiert, die hinter euren Rücken an die Wand gespannt
war. So bin ich ziemlich genau im Bilde, welcher Weg hinter uns liegt und wo
wir uns derzeit befinden.«
    Robert wies nach hinten in ein
Waldgebiet hinein. »Von dort, dem Ostufer des Kanals, bis zum Godehardihügel
habe ich dich getragen und bis dorthin verraten uns meine Fußabdrücke. Nun
sorgsam darauf bedacht, keine Spuren mehr zu hinterlassen, haben wir die
Richtung geändert, nach Osten an der Befestigungsmauer der Neustadt entlang.
Inzwischen gehen wir seit geraumer Zeit in nördlicher Richtung auf eine
Siedlung namens ›Altes Dorf‹ zu.« Unvermittelt wies Robert hundert Schritt
voraus auf eine Straße, die ungewöhnlich breit und gut ausgebaut wirkte.
    »Schau, dort vorn kreuzt schon der
Hellweg, die Handelsstraße ins Rheinland und das eigentliche Ziel unserer Reise
nach Hildesheim!«
    »Dann lass uns diese Straße halt
nehmen und nach Cölln weiterziehen!«
    Robert glaubte zuerst, Osman wolle
ihn zum Narren halten, sah jedoch an der Mimik seines Freundes, dass er es ganz
offenbar ernst meinte.
    »Ja, hat dir denn das Wasser den
Verstand fortgeschwemmt? Oder hast du nur vollkommen die Übersicht verloren?
Weißt du denn nicht, dass von hier aus der Weg nach Cölln durch die Stadt
führen würde?«
    »Ganz offensichtlich nicht«,
erwiderte Osman verschnupft.
    Eine Weile sprach keiner ein Wort.
    Robert schüttelte immer noch den
Kopf, innerlich frohlockend, seinem Freund hiermit die Schelte wegen der
hinterlassenen Fußspuren heimgezahlt zu haben. Osman indes ärgerte sich zum einen
über Robert, noch viel mehr allerdings über sich selbst und seinen Mangel an
Orientierung.
    »Und wohin gehen wir nun?«, brach
er schließlich das Schweigen.
    »Erst einmal zum Alten Dorf. Das
ist die Siedlung, durch die wir geritten sind, kurz bevor wir das Nordtor der
Stadt passierten – vorgestern erst«, sinnierte Robert, offenbar erstaunt, dass
ihre Ankunft in Hildesheim gerade einmal zwei Tage zurücklag.
    »Und was wollen wir in dieser
trostlosen Siedlung? Liegt ja nicht gerade weit weg von der Stadt. Über kurz
oder lang wird man uns ebenso dort suchen.«
    »Natürlich, deshalb will ich da
auch nicht lange bleiben. Doch meine Rippen schmerzen höllisch und der Kopf
wird mir zunehmend schwerer, ich brauche eine Rast, und da ist es immer noch
besser, versteckt in einer Siedlung zu ruhen als auf freiem Feld. Außerdem
brauchen wir dringend etwas zu essen.«
    Osman war noch immer nicht
überzeugt von Roberts Plan.
    »Aber wenn man uns dort zu Gesicht
bekommt? Sie werden uns ohne Zögern an die Stadtwachen verraten.«
    »Da sei dir mal nicht so sicher!
Im Gasthof habe ich am Nebentisch eine Unterhaltung verfolgt. Ein Bauer aus dem
Alten Dorf war’s, der sich sehr verbittert über die verhassten Städter
ausgelassen hat, und so wie er denken sicher viele. Die wenigsten Siedler dort
werden freie Bauern sein, so wie die Baracken aussahen, handelt es sich eher um
Grundholde, vielleicht gar Leibeigene, geknechtet durch den Frondienst für ihre
Grundherren. Glaub mir, der Groll sitzt tief bei den meisten und vielen wird’s
recht sein, wenn jemand den reichen Städtern Scherereien bereitet.«
    Osman war immer noch unsicher, ob
Robert richtiglag mit seinen Vermutungen, doch, so dachte er weiter, was blieb
ihnen schon anderes übrig. Also schlich er gemeinsam mit seinem Freund im
Schutz der Büsche und Bäume schnurstracks hinauf zum Alten Dorf. Und während zu
ihrer Linken erneut die Mauern der Stadt auftauchten, wurde hinter ihnen die
Befestigung der Neustadt ebenso rasch wieder von der üppig wuchernden Natur
verschluckt, wie sie kurz zuvor urplötzlich direkt vor ihnen daraus hervortrat.
    Weit aus der Ferne drangen die
Glockenschläge unzähliger Kirchtürme zu ihnen herüber, sie läuteten zur Terz.
Um diese Zeit sind wir in Alexandria gerade aus dem Bett gekrochen

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