Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
glühendes Metall, um die Adern zu verschließen und sein Leben zu retten.
Duncan überlegte kurz, dann erteilte er die notwendigen Befehle. Niall sollte geholt werden, und Jocelyn konnte an Connors Seite bleiben, damit sie zusammen mit Ailsa alle notwendigen Vorbereitungen traf. Als Duncan erwähnte, eine von Rhonas Kräutermischungen könnte womöglich von Nutzen sein, brachte Rurik ihn mit einem einzigen Blick zum Schweigen. Jocelyn selbst hatte Rhona als sehr hilfsbereit erlebt, und sie wusste, viele in der Burg wandten ihre Tränke für kleinere Leiden an. Aber wie sie bereits vermutete, gab es irgendwelche Differenzen zwischen dem Wikinger und Connors Cousine.
Endlich trat Niall zu ihnen, und gemeinsam mit Ailsa untersuchte er das verletzte Bein. Sie überlegten, was zu tun war, danach wiesen sie jedem Anwesenden eine bestimmte Aufgabe zu. Zwei weitere Soldaten wurden zudem in die Gemächer geholt, bärenstarke Männer wie Rurik. Jocelyn wusste auch ohne Nialls Erklärungen, dass sie Connor festhalten sollten, wenn sein Bein mit dem Brenneisen behandelt wurde.
Als jeder an seinem Platz war, löste Ailsa den Knoten des Verbands und säuberte die Wunde, so gut es ihr möglich war. Währenddessen übte Niall oberhalb der verletzten Stelle Druck auf die Schlagader aus, damit das Blut nicht weiter floss.
Als die Eisen im Kaminfeuer erhitzt wurden, musste Jocelyn den Blick abwenden. Stattdessen betrachtete sie Connors Gesicht. Was war das nur für ein Spiel, das das Schicksal mit ihnen trieb? Da war sie im Begriff, sich in ihren Ehemann zu verlieben, und nun drohte er aus ihrem Leben gerissen zu werden.
Sie merkte, wie ihr bei diesem Eingeständnis das Blut aus dem Gesicht wich. In den letzten Wochen, in denen sie ihn von seiner besten Seite erleben konnte, hatte sie tatsächlich ihr Herz an ihn verloren. Sie wusste zwar, er liebte sie nicht, doch unwichtig war sie ihm auch nicht. Zuneigung war zwar keine Liebe, aber mit der Zeit, so hoffte sie, würde sich daraus vielleicht eine solche entwickeln.
Und nun drohte ihnen diese Chance zu entgleiten.
„Mädchen, Ihr werdet doch jetzt nicht ohnmächtig werden, oder?“, fragte Rurik. „Sieh nur, Ailsa, sie ist ganz blass geworden.“
„Sorg dich nicht um mich, Ailsa. Tu, was du tun musst.“
Duncan griff nach Connors Arm und drehte Jocelyn dabei den Rücken zu, sodass er ihr den Blick versperrte auf das, was als Nächstes kommen sollte. Dankbar beugte sie sich vor und flüsterte Connor tröstende Worte ins Ohr. Einer der Krieger begab sich auf die gegenüberliegende Seite des Bettes und hielt Connors anderen Arm. Gleichzeitig drückte er ihm ein Knie auf die Brust, damit er sich nicht widersetzen konnte, während der zweite Soldat auf ähnliche Weise das unversehrte Bein niederpresste. Rurik umfasste das verletzte Bein vom Knie abwärts, so wie es Niall ihm angeordnet hatte. Es folgte ein Moment Ruhe, und dann begannen sie mit ihrem Tun.
Obwohl er ausnahmslos von starken Männern festgehalten wurde, bäumte sich Connor auf und wand sich, als das glühende Metall seinen Oberschenkel berührte. Der entsetzliche Gestank von verbranntem Fleisch verbreitete sich im Raum, als Niall seinem Handwerk nachging.
Jocelyn glaubte, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Doch dann war es plötzlich vorbei und die Männer ließen Connor los. Ihr Ehemann war schon längst wieder ohnmächtig geworden. Trotzdem redete sie weiter auf ihn ein. Sie hielt seine Hand umschlossen, sank auf die Knie und begann zu weinen.
Im Raum kehrte Ruhe ein, und als sie sich umsah, stellte sie fest, dass Ailsa, Duncan und Rurik sich an der Tür versammelt hatten und leise miteinander sprachen, wobei sie einmal zu Jocelyn sahen. Schließlich verließen die Männer das Gemach, und Ailsa kam mit einem Tablett zu ihr, auf dem sich mehrere kleine Behältnisse mit getrockneten Kräutern, eine Schüssel und Tücher befanden.
„Dieses Kraut nennt sich Frauenmantel. Es ist gut, um die Verbrennungen zu lindern“, erklärte sie und zeigte auf ein Schälchen, während sie das Tablett auf den Tisch neben dem Bett stellte. „Man sollte es dreimal täglich auf die Wunde legen, damit die sich nicht entzündet.“
Jocelyn wischte sich die Tränen weg. „Was können wir noch tun?“
„Die Blutung ist zum Stillstand gekommen. Aber die Gefahr ist nicht vorüber, denn jeden Moment kann Fieber einsetzen.“
Fieber. Verbluten konnte er jetzt nicht mehr, aber womöglich würde ihn nun das Fieber
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