Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
herholen?“
Ringsum machte sich Schweigen breit, da alle auf ihre Antwort warteten.
„Nein. Es ist nicht nötig, ihn herzubemühen, nur um ihm von meiner Ungeschicklichkeit zu berichten.“ Danach wandte sie sich an Murdoch. „Wenn Ihr mir in meine Gemächer helfen würdet? Ich werde mich eine Weile ausruhen, dann wird es mir in Kürze wieder besser gehen.“
Einige Zeit später saß sie mit kalten Wickeln auf Gesicht und Arm in ihren Gemächern und grübelte darüber nach, wie sie hatte hinfallen können. Sie war von klein auf mit steilen Treppen vertraut, und noch nie war sie gestürzt. Hoffentlich war dies der einzige Unfall dieser Art, damit die Bediensteten im Saal nicht schon wieder Connor die Schuld gaben.
Doch die Vorwürfe nahmen in den nächsten Tagen und Wochen zu, da ihre Unbeholfenheit eine Steigerung erfuhr und es zu mindestens zwei weiteren Unfällen kam. Als Connor davon erfuhr, erwachte sein Argwohn. Da sich nicht erklären ließ, wie im ersten Fall verdorbenes Fleisch ausgerechnet nur auf ihrem Brett landen konnte und wieso im zweiten ein Pferd, das von ihm versorgt wurde, scheinbar grundlos in Panik geriet und Jocelyn auf dem Hof beinahe zu Tode getrampelt hätte, begann er, die Vorfälle zu untersuchen und nach einer Verbindung zu forschen.
Er glaubte ihr jede ihrer Schilderungen. Dennoch war er nahe daran, schließlich seine Suche nach dem Täter aufzugeben und es auf eine mögliche Nervosität zu schieben, die durch die anstehenden Aufgaben und den in Aussicht gestellten Titel ausgelöst sein mochte. Doch dann kam der Tag, an dem sich an der Stelle ein Stein aus der Brustwehr löste, an der sie für gewöhnlich nach unten auf den Hof schaute, und Jocelyn um ein Haar mit dem Stein in die Tiefe gestürzt wäre.
Damit war für ihn eines klar: Jemand versuchte, Jocelyn zu töten.
Und als wäre das nicht schlimm genug, versuchte dieser Jemand auch noch, ihm die Schuld daran unterzuschieben.
Dass eine Ehefrau auf einer Treppe in den Tod stürzte, ließ sich noch als Unfall erklären. Niemand, auch nicht der König und seine Männer, würde ihm ernsthaft etwas anderes unterstellen, wenn kein einziger Augenzeuge etwas Gegenteiliges aussagte. Aber wenn eine zweite Ehefrau auf die gleiche Weise ums Leben kam, würde das für ihn nichts Gutes bedeuten. Folglich stellte sich eine entscheidende Frage: Wer war das eigentliche Ziel dieser Anschläge? Er oder Jocelyn?
„Connor!“, rief Jocelyn, als sie sich umdrehte und ihn entdeckte. „Hast du heute Morgen nichts Wichtigeres zu tun, als mich ins Dorf zu begleiten?“
„Soll das heißen, meine Gesellschaft ist nicht erwünscht?“
Mit einem Seufzer lächelte sie ihn amüsiert an. „Ich neige dazu, rein gar nichts erledigt zu bekommen, wenn du mir folgst. Irgendetwas passiert, was nicht beabsichtigt war, und am Ende sind wir …“
„Nackt?“ Er beendete ihren Satz, nahm ihr den Korb ab und bot ihr seinen Arm an. „Begleitet von Stöhnen und Keuchen?“
„Du versuchst, mich zu verleiten, Connor. Es ist so, dass ich heute Morgen zwei Cottages aufsuchen muss, und du stehst mir dabei nur im Weg.“ Dann sah sie ihn an. „Nicht, dass ich etwas gegen ein Stöhnen und Keuchen einzuwenden hätte.“
Er wusste, sie drückte sich höflich aus, um ihn abzuwimmeln. Aber ganz gleich, ob er sie behinderte oder nicht, er würde ihr an diesem Morgen auf den Fersen bleiben. Das letzte Unglück hatte sich vor fünf Tagen ereignet, was in etwa dem Zeitraum entsprach, der zwischen den vorausgegangenen Vorfällen verstrichen war. Wenn sich in nächster Zeit etwas ereignen sollte, würde er dort sein, entweder als Augenzeuge oder um einzugreifen und sie zu beschützen.
Er hatte Duncan und Rurik zu sich gerufen und sie gebeten, alle verdächtigen Vorkommnisse in der Festung und im Dorf im Blick zu haben, insbesondere in Jocelyns näherer Umgebung. Er wusste, ohne eine schlüssige Erklärung musste er sich anhören wie ein liebeskrankes Hündchen, doch seine Männer hörten ihm zu und wollten seinen Anweisungen folgen. Sosehr er es sich auch wünschte, dennoch konnte er nicht unentwegt auf sie aufpassen. Nachts war das für ihn kein Problem, doch seine täglichen Pflichten machten es ihm schlicht unmöglich, sich ständig in ihrer Nähe aufzuhalten.
Hätte er eine der Frauen – beispielsweise Rhona – einbeziehen können, damit die auf sie aufpasste, wäre alles viel einfacher erschienen. Doch er wusste, je weniger eingeweiht waren, umso besser … und
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