Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
den Raum stürmte.
Sie erschrak so sehr, dass sie fast vom Stuhl gefallen wäre. Connor war jetzt außer sich, schrie wiederholt Kennas Namen und rief seiner toten Frau etwas zu, als würde er sie vor sich sehen. Rurik schloss die Tür hinter sich.
„Soll ich ihn festhalten, Jocelyn?“, fragte er mit Blick auf Connor, der sich in seinem Bett von einer Seite auf die andere warf.
„Ich denke nicht. Solange er sich nicht selbst verletzt, ist es wohl besser, wenn wir ihn in Ruhe lassen.“
„Soll ich bleiben?“, bot Rurik sich an, doch sie konnte ihm ansehen, dass es ihm lieber war, wenn sie ablehnte.
„Ich werde Euch rufen, wenn ich etwas brauche. Außerdem wird Ailsa bald kommen.“
Er nickte und ging nach draußen, während sie sich Connor zuwandte. Nach einer Weile fiel ihr ein Muster in seinem Verhalten auf, das vom Fieber bestimmt wurde. Er rief wieder und wieder Kennas Namen, manchmal so laut, dass sie glaubte, die Turmmauern müssten erzittern. Dann flehte er sie an, sie möge ihm verzeihen, und mit jedem Mal kam etwas mehr von der Wahrheit zutage, die er in seinem Inneren verbarg, die er vor dem Clan und jedem versteckte, der die Geschichten über die Bestie vernommen hatte.
Er hatte Kenna nicht getötet, sondern sie hatte sich das Leben genommen. Von der Verzweiflung übermannt, dass sie ihm nicht den benötigten Erben schenken konnte, jenes Kind, das sie beide so unbedingt wollten, hatte sie sich für den Freitod entschieden. Sie war der festen Überzeugung, dass sie ihm nur so ermöglichen konnte, sich eine neue Frau zu suchen, die seine Kinder zur Welt bringen würde. In Wirklichkeit hatte ihr Opfer ihn mit in den Abgrund gerissen.
Als er sie oben an der Treppe antraf und ihre Absicht durchschaute, da flehte er sie an, es nicht zu tun. Er versprach ihr, nach einer anderen Lösung zu suchen, und als er sie an sich zu ziehen versuchte, machte sie einen Schritt zur Seite und stürzte die Stufen hinunter. Jocelyn begriff, dass er diesen Moment in seinen Fieberträumen mehrfach durchlebte, wobei er jedes Mal qualvoll nach ihr zu schreien begann.
Als er sich schließlich beruhigt hatte, wurde sie auf ein Geräusch an der Tür aufmerksam. Duncan hatte sich die ganze Zeit über dort aufgehalten und das Geständnis seines Lairds mitangehört.
„Er darf nicht erfahren, dass wir alles vernommen haben, Duncan. Er darf nicht wissen, dass er sein Wort ihr gegenüber gebrochen hat.“
„Jocelyn …“ Sie sah, wie ihm Tränen über die Wangen liefen.
„Schwört mir, Ihr werdet es ihm nicht sagen. Er hat so viel gelitten, nur um sie zu beschützen. Er hat versucht, ihrer Seele im Tod den Frieden zu geben, den er ihrem Herzen im Leben nicht geben konnte.“
Da er nicht schnell genug antwortete, sprang sie auf und packte ihn an seinem Waffenrock. „Schwört es mir!“
„Ich werde kein Wort darüber verlieren“, flüsterte Duncan.
„Niemals, Duncan. Wenn jemand davon erfährt, dann war alles vergebens, was er für sie getan hat, und jeder wird ihre Seele verdammen.“
„Niemals.“
Sie nickte und ließ ihn los. Anschließend kehrte sie zum Bett zurück und tupfte Connors Stirn mit einem feuchten Tuch ab, da sie hoffte, ihn so wieder zum Einschlafen zu bringen. Doch wieder redete er mit Kenna, was ihr fast das Herz brach, denn er erzählte ihr von seinen Gefühlen zu ihr.
Als seine Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern war, wurde Jocelyn etwas klar. Sie konnte ihm geben, was immer er wollte, sie konnte ihre Aufgaben mit Bravour erledigen, sie konnte ihm so viele Söhne schenken wie nur möglich, aber niemals würde sie das bekommen, was sie so sehr haben wollte.
Sein Herz, seine Liebe.
Als er Kenna verlor, hatte er auch die Fähigkeit verloren, jemals wieder eine andere Frau zu lieben.
Jeder Muskel schmerzte. Hatte er sich wieder mit Rurik geprügelt und verloren? Connor rieb sich das Gesicht und ertastete dabei Bartstoppeln. Irritiert hob er den Kopf und sah sich um. Er lag in seinem Bett, doch der Raum schien zwischenzeitlich als Schlachtfeld benutzt worden zu sein. Kleidungsstücke lagen und Tabletts standen auf jeder freien Fläche. Auf dem Boden entdeckte er getrocknetes Blut. Blutverschmierte Leinentücher hatte man auf einen Haufen zusammengeworfen.
Sein Mund fühlte sich so trocken an, als sei er mit Sand gefüllt, doch als er nach einem Kelch auf dem Tisch neben ihm greifen wollte, da musste er feststellen, dass seine Hand ihm nicht gehorchte und nur nutzlos in der Luft
Weitere Kostenlose Bücher