Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
umherfuchtelte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass jemand zu ihm kam. Er vermochte nicht zu sagen, wie viel Zeit verstrichen war, als die Tür aufging und Rurik eintrat, um das Kaminfeuer zu schüren.
„Hältst du es irgendwie für möglich, mir diesen Kelch an den Mund zu halten?“, fragte er und wunderte sich über die Stimme, mit der er sprach.
„Beim mächtigen Thor! Du bist wach!“, rief Rurik, schlug sich die Hand vor den Mund und sah zum Stuhl neben dem Bett, auf dem Jocelyn saß und fest schlief. Gebannt hielt er den Atem an, als sie sich plötzlich bewegte, dann aber nur eine andere Haltung einnahm und weiterschlief. Mit leisen Schritten trat er zu Connor ans Bett, wobei er darauf achtete, nicht gegen den Stuhl zu stoßen.
„Ich hatte nicht gedacht, dass du es schaffen würdest, Conn.“
„Was ist geschehen?“, fragte er, nachdem Rurik ihn endlich einen Schluck hatte trinken lassen. Das Ale tat der Kehle gut.
„Erinnerst du dich nicht mehr an die Jagd? Der Eber, der dich angriff?“
Nach einem weiteren Schluck ließ er den Kopf nach hinten sinken und dachte nach. „Stimmt, der kam aus dem Gebüsch gestürmt und …“ Er hielt inne und sah hinunter auf seinen Oberschenkel. Eine hässliche Narbe reichte vom Knie bis fast an die Lende und schmerzte höllisch.
„Ailsa und Niall …“, begann Rurik, dann schauderte ihm. „Du weißt …?“
Niall war nicht nur Schmied, er konnte auch mit Wunden umgehen, die die Krieger sich im Kampf zugezogen hatten – meist von Waffen, die Männer mit seinen Fähigkeiten herstellten. Diese Ironie war Connor schon immer bewusst gewesen, aber Niall hatte über die Jahre hinweg viele gerettet, indem er Gliedmaßen amputierte oder Blutungen stillte. Und nun verdankte auch Connor ihm sein Leben.
„Connor.“
Jocelyns sanfte Stimme war von Sorge geprägt. Er sah ihr zu, wie sie allmählich wach wurde. Der erschöpfte Ausdruck in ihren Augen zeugte davon, dass sie die ganze Zeit über an seiner Seite gewacht hatte.
„Jocelyn.“ Das war alles, was er herausbrachte.
„Bist du diesmal richtig wach?“ Sie erhob sich und stellte sich zu ihm ans Bett.
„War ich zuvor auch schon wach?“ Er versuchte, sich zu entsinnen. „Wie lange habe ich geschlafen?“
Rurik und Jocelyn sahen sich an und rechnete, jeder für sich nach. „Drei Tage und Nächte“, antwortete Rurik schließlich.
„Gestern, am späten Abend, fiel endlich das Fieber, und du hast die Nacht durchgeschlafen“, fügte sie an. „Benötigst du irgendetwas?“
„Rurik hat mir eben etwas Ale zu trinken gegeben.“
Er sah ihr in die Augen, doch ihr Blick war unergründlich. Als er seine Hand nach ihr ausstreckte, verschränkte sie ihre Finger mit seinen, und er zog sie an sich. „Und du warst die ganze Zeit hier?“
„Ja, Connor.“ Abermals konnte er nicht erkennen, was in ihr vorging.
„Es war dein Befehl, dass sie bei dir bleiben soll. Aber sie wollte sowieso nie den Raum verlassen“, bemerkte nun Rurik.
„Mein Befehl?“ Er versuchte, sich zu erinnern, aber der Tag der Jagd lag hinter einem dichten Nebel verborgen. Kopfschüttelnd gestand er: „Ich weiß nicht mehr, was das für ein Befehl war, Rurik.“
„Du hast gesagt, Jocelyn soll bei dir bleiben, und du …“
Er konnte den Satz nicht vollenden, da in diesem Moment Duncan eintrat und rief: „Connor! Willkommen zurück im Reich der Lebenden!“
Zu Connors Enttäuschung ließ Jocelyn seine Hand los und machte Platz für Duncan. Der griff nun nach dieser und schüttelte sie überschwänglich. Anschließend musterte er seinen Cousin von Kopf bis Fuß. Connor wusste, sein Stellvertreter wollte unter vier Augen mit ihm reden. Sein Blick kehrte zu Jocelyn zurück.
„Ich danke dir, dass du dich um mich gekümmert hast.“ Sie reagierte nur mit einem schwachen Nicken, und nach ihrem Anblick zu urteilen, drohte sie jeden Moment vor Erschöpfung und Müdigkeit einzuschlafen. „Du musst dich ausruhen“, sagte er.
„Das müsst Ihr auch, Laird.“
Duncan und Rurik machten jetzt Platz, um Ailsa vorbeizulassen. Offenbar hatte die Alte das Kommando übernommen, während er krank war. Sie kam zu ihm, fühlte Wange und Stirn, und als sie mit dem Ergebnis zufrieden zu sein schien, tastete sie die Wunde ab. Er war kurz davor, vor Schmerzen aufzuschreien, da hörte sie auf und lächelte ihn an.
„Ich glaube, das wird gut verheilen.“
Alle im Raum atmeten erleichtert auf, doch er musste unwillkürlich
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