Das Geheimnis des Millionaers
im Wald campiert? Sehr couragiert.“
„Nein, es ist alles im Haus. Ich hole es jetzt, wenn du nichts dagegen hast.“
Er zuckte mit den Schultern. „Bitte, bedien dich.“
Sie bedachte ihn mit einem kühlen Lächeln. „Das hieße wohl, die Gastfreundschaft zu weit zu treiben.“
„Um genau zu sein, lebst du bereits seit über einer Woche unter meinem Dach.“
Mit weichen Knien ging sie den Pfad zurück Richtung Haus. „Der Verkauf liegt schon eine Woche zurück? Und man hat mir nichts gesagt? Oh, ich nehme an, das ist alles in Portugal passiert.“
„Nein. Ich war in London. Piers übrigens auch. Er kam, um die Papiere zu unterzeichnen, und ist dann nach Brasilien geflogen.“
Das verschlug ihr die Sprache. Piers war in England gewesen, und sie wusste nichts davon. Er hatte sich nicht mit ihr in Verbindung gesetzt, sie nicht gewarnt. Am liebsten wäre sie in die Knie gesunken und hätte ihr Elend laut herausgeschrien.
Chay ließ sie nicht aus den Augen. „Offensichtlich hat er sich nicht bei dir gemeldet.“
Aber er hatte ja schon heute Morgen ihren Schock miterlebt und wusste bereits, wie sie getäuscht worden war.
Adrienne reckte die Schultern. „Eigentlich verständlich. Ich hätte es nicht sonderlich gut aufgenommen – zu erfahren, dass ich sitzen gelassen worden bin und zudem mit einem Berg Schulden. Da ist es besser, wenn ich es erst höre, wenn er in sicherer Entfernung ist. Brasilien kann man wohl eine sichere Entfernung nennen. Außerdem muss es dir doch enormen Spaß gemacht haben, mir die Nachricht zu überbringen.“
Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht. „Du hast eine seltsame Vorstellung davon, was mir Spaß macht.“
Abrupt drehte sie sich zu ihm um. „Du brauchst mir nicht zu folgen. Ich habe zwar jeden Penny nötig, den ich kriegen kann, aber ich gedenke nicht, das Haus auszurauben.“
„Mach dich nicht lächerlich, wir haben nur zufällig den gleichen Weg.“
„Nein! Nein, den haben wir nicht und werden ihn niemals haben. Könntest du bitte irgendwo warten, während ich meine Sachen zusammensuche? Dann verschwinde ich so schnell wie möglich.“
„Tut mir leid.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich will mir ansehen, was fertig ist und was nicht.“
„Steht alles in einer Datei auf dem Computer. Ich schicke dir einen Ausdruck.“
„Das ist sicherlich nützlich.“ Er ging neben ihr. Der Pfad war nur schmal, und Adrienne konzentrierte sich darauf, Chay nicht zufällig zu berühren. „Aber ich ziehe eine persönliche Führung mit detaillierten Erklärungen von der verantwortlichen Person vor. In diesem Falle also von dir.“
Sie blieb stehen und schnappte empört nach Luft. Sie hatte The Grange als Heim für sich und Piers eingerichtet, all ihre Träume und Hoffnungen waren in jeden Raum geflossen. Das alles jetzt Chay zu zeigen hieße, sich vor ihm völlig zu entblößen.
„Ich habe einen besseren Vorschlag. Heuere ein anderes Team an, das die Arbeiten zu Ende bringt. Obwohl, wahrscheinlich könntest du The Grange schon jetzt verkaufen und einen ansehnlichen Profit herausschlagen.“
Er betrachtete sie mit undurchdringlichem Blick. „Wie kommst du darauf, dass ich verkaufen will?“
Nicht ich, sondern mein Steuerberater, dachte sie. Sie hatte Mark angerufen und sich – wie sie hoffte – ganz lässig nach Haddon Developments erkundigt.
„Chay Haddon ist ein Immobilienhai“, erklärte Mark ihr. „Er kauft Bauprojekte, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten, für einen Spottpreis auf, bringt die Arbeiten zu Ende und verkauft sie dann sofort wieder mit Megaprofit. Warum willst du das wissen?“
„Oh, jemand erwähnte zufällig seinen Namen“, wiegelte sie ab.
Mark lachte. „Freund oder Feind? Angeblich soll es gut sein, Haddon auf seiner Seite zu haben, aber als Gegner ist er mit äußerster Vorsicht zu genießen.“
„Danke für die Warnung“, sagte sie und fügte in Gedanken hinzu, dass sie sechzehn Jahre zu spät kam.
Jetzt sah sie ihren Gegner an. „Ist es nicht das, was du tust? Aufkaufen, aufräumen und verkaufen?“
„Nicht immer“, erwiderte Chay. „Dieses Mal nicht. Ich will hier leben.“
„Aber das geht nicht!“ Die Worte platzten heraus, bevor sie nachdenken konnte.
„Warum nicht?“
„Du wohnst doch woanders.“ Die Information stammte ebenfalls von Mark. „Du hast ein Loft über der Themse und ein altes Bauernhaus in Suffolk.“
„Respekt, du hast deine Hausaufgaben gemacht. Sollte das mit der Innenarchitektur abflauen,
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