Das Geheimnis des Millionaers
Zimmer.
Ohne anzuklopfen, drückte sie die Klinke herunter und trat ein.
Chay stand beim Fenster und schaute hinaus. Bis auf das Jackett und die Krawatte war er noch vollständig angezogen.
Langsam drehte er sich zu ihr um. „Ist es nicht doch ein bisschen spät für einen Höflichkeitsbesuch?“, fragte er kühl.
„Das ist der letzte, ich verspreche es. Danach werde ich dich nicht mehr stören. Ich wollte dir das hier geben.“ Sie hielt ihm das Samtetui hin. „Ich kann es nicht annehmen, Chay. Es kostet zu viel. In jeder Hinsicht.“
„Mein Gott“, entfuhr es ihm. „Hast du das Etui etwa all die Jahre aufbewahrt? Damit du nie vergisst, wie sehr du mich hasst?“
Sie krümmte sich leicht. „So in der Art. Aber jetzt ist es nicht mehr nötig. Deshalb gebe ich es zurück. Zusammen mit den Rubinen.“
„Betrachte es als Bonus.“ Er machte keinerlei Anstalten, die Schatulle anzunehmen. „Die meisten Menschen erwarten so etwas nach Erfüllung ihres Vertrags.“
„Nun, ich bin nicht wie die meisten.“ Sie funkelte ihn an. „Und ich bin es leid, deine dummen Spielchen zu spielen.“
„Spielchen?“, fuhr er sie wütend an. „Ausgerechnet du redest von Spielchen! Ich dachte, du wärst fertig mit Piers. Aber nein, bei der ersten Gelegenheit wirfst du dich ihm wieder an den Hals. Dann geh doch zu ihm, wenn du ihn unbedingt willst! Aber den Anhänger behältst du besser und schließt ihn in ein Bankdepot, damit Piers ihn nicht in die Finger bekommt. Die Rubine wirst du brauchen, wenn Piers dich wieder sitzen lässt. Oder du ihn auslösen musst.“ Er lachte humorlos auf. „Früher sagte man, Rubine seien ein Gegengift und ein wirksames Gegenmittel bei Kummer. Ich kann nur für dich hoffen, dass das stimmt. Du wirst es brauchen.“
In diesem Moment nahm sie all ihren Mut zusammen. „Das Einzige, was ich brauche, bist du, Chay. Ich habe immer nur dich gewollt.“
„Das stimmt nicht. Du wolltest ihn heiraten, herrgottnochmal!“
„Und darauf bin ich wahrlich nicht stolz. Ich bin auf seinen Charme hereingefallen. Vielleicht wollte ich es unbewusst auch so. Weil mein Herz auf dich wartete. Doch du kamst nicht. Und Piers bildete die Brücke zur Vergangenheit, ein bekanntes Gesicht, das meine Einsamkeit ein wenig milderte.“
„Hat die Einsamkeit dich etwa auch gestern in seine Arme getrieben? Ich habe doch genau gesehen, wie ihr euch geküsst habt.“
„Nein“, widersprach sie. „Du hast gesehen, wie er mich geküsst hat. Das ist etwas ganz anderes. Und ich glaube, er hat es darauf angelegt, dass du es siehst. Wieso bist du überhaupt zum Cottage gekommen?“
„Es gab eine Nachricht, die Jean mir ausgerichtet hat.“ Chay runzelte die Stirn. „Angeblich seiest du mit einem alten Freund unterwegs und kämst erst spät zurück.“
„Piers hat im Cottage angerufen, um herauszufinden, ob ich dort bin. Danach muss er es sofort auf The Grange versucht haben. Er hat uns eine Falle gestellt, und wir sind beide hineingelaufen.“
„Du hast mir selbst gesagt, dass er dich zurückwill.“
„Weil du mir vorgeworfen hast, ich würde mich hinter deinem Rücken mit ihm treffen. Du hast mich verletzt, also habe ich zurückgeschlagen. Ich bin nun einmal temperamentvoll, Chay, das wird sich nicht ändern. Oder zumindest nicht, bevor ich alt und grau bin.“
„Das wirst du nie sein, Adrienne“, erwiderte er leise. „In meiner Erinnerung wirst du immer so aussehen wie heute Abend – in venezianischem Rot und mit meinen Rubinen um den Hals.“
„Chay, nicht …“
„Schon als Kind warst du ein Einzelgänger“, fuhr er versunken fort, als hätte er sie nicht gehört, „so wie ich. Doch wenn du nicht da warst, fehlte mir etwas. Und dann musste ich akzeptieren, dass wir plötzlich Fremde geworden waren.“ In seinem Blick lag Trauer. „Also kam ich zurück und wartete darauf, dass du aufhörst, mich zu hassen. Wartete auf den Moment, in dem du mich endlich ansehen und lächeln würdest. Als der Moment dann kam, fühlte ich mich wie neugeboren.“ Er seufzte. „Ich hatte gerade das erste große Geld verdient und kaufte die Rubine für dich. Als Talisman, der dich beschützen sollte, bis du bereit warst, mich zu heiraten. Ich wollte dir sagen, dass ich auf dich warten würde. Niemand hat mit Piers gerechnet, er tauchte unangemeldet auf. Und ich dachte, du hättest ihn zu deinem achtzehnten Geburtstag eingeladen.“
„Nein, das habe ich nicht!“
„Also musste ich meinen Plan doch ändern“, fuhr
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