Das Geheimnis des Millionaers
kannst du immer noch zum Nachrichtendienst gehen.“
„Ein Junge aus dem Dorf schafft es ganz nach oben. So etwas ist immer ein gefundenes Fressen für lokale Schlagzeilen. Selbst wenn es sich um den Sohn der Haushälterin handelt.“
„Vor allem, wenn es sich um den Sohn der Haushälterin handelt“, korrigierte er spöttisch.
Sie warf ihm nur einen giftigen Blick zu und ging weiter.
„Ich habe das von deinen Eltern gehört“, sagte er leise neben ihr. „Mein Beileid. Ich weiß, wie nahe ihr euch standet.“
„Ich bin also nicht die Einzige, die ihre Hausaufgaben gemacht hat“, erwiderte sie, und damit legten sie den Rest des Weges in Schweigen zurück.
Vor dem Haus blieb Adrienne stehen und holte tief Luft. „Wenn es dir lieber ist, dich allein umzusehen, komme ich ein andermal, um meine Sachen abzuholen.“
„Nein, hol sie ruhig jetzt. Das heißt, wenn du wirklich nicht mit mir herumgehen willst.“
„Nein, wirklich nicht. Außerdem bist du doch der Experte. Da brauchst du mich nicht, um dich auf Dinge aufmerksam zu machen.“ Sie trat über die Schwelle. „Ich finde den Weg allein hinaus, wenn ich fertig bin.“
Dann stieg Adrienne die Treppe hinauf und ging zu dem Raum, in dem sie geschlafen hatte. Viel bewahrte sie hier nicht auf, ihre Tasche war schnell gepackt. Als sie gerade den Schlafsack zusammenrollte, erschien Chay im Türrahmen.
„Diesen Raum hast du also gewählt?“ Er sah sich um, sein Blick fixierte das schmale Campingbett. „Ich hätte ja gedacht, das große Schlafzimmer sei angebrachter für die Hausherrin. Ist es hier nicht ein bisschen eng für so viel Leidenschaft? Oder mag Piers es, wenn du stillhältst?“
Heiße Röte überzog ihre Wangen. „Du Ekel! Du hast doch keine Ahnung, von nichts! Piers und ich waren verlobt.“
„So?“ Flüchtig sah er auf ihre unberingten Finger. „Na, zumindest sparst du dir das Porto, wenn du ihm keinen Ring zurückschicken musst, zwecks … äh … Recycling.“
Jähe Stille breitete sich aus, dann sagte Adrienne heiser: „Diese Bemerkung war völlig unnötig und unverzeihlich.“
„Ja“, stimmte er zu. „Aber zwischen uns gibt es so vieles, was unverzeihlich ist. Und unverziehen.“
Adrienne hob ihre Reisetasche auf und wollte zum Zimmer hinausmarschieren, doch Chay blockierte die Tür.
„Lässt du mich bitte durch?“, sagte sie gepresst.
„Gleich. Aber erst möchte ich dir einen Vorschlag unterbreiten.“
Gott, er will mir vorschlagen, die Arbeiten am Haus zu Ende zu bringen. Es würde ihr das Herz brechen, es ständig vor Augen zu haben. Andererseits könnte sie mit dem Honorar die ersten Zahlungen an ihre Gläubiger leisten. Durfte sie sich eine solche Chance entgehen lassen?
„Und?“ Sie klang nicht sehr ermunternd und hasste es gleichzeitig, wie der Blick aus seinen grauen Augen ihren gefangen hielt, sodass sie weder wegschauen noch sich rühren konnte.
„Siehst du“, begann er leise. „Mir scheint, abgesehen von den noch zu erledigenden Arbeiten fehlt dem Haus etwas – eine Frau. Und mir übrigens auch. Du, meine süße Adrienne, wärst die perfekte Kandidatin. Vielleicht können wir uns ja einigen. Nun, was hältst du davon?“
3. KAPITEL
„Das soll ein Witz sein“, sagte Adrienne belegt.
„Lache ich etwa?“
Nein. Nein, Chay lachte nicht. Im Gegenteil, die grauen Augen blickten sie herausfordernd und kühl an, ja sogar unverschämt. Ohne das geringste Anzeichen eines Lächelns. So schockierend es sein mochte, er meinte es ernst.
„Nicht nur habe ich den Schaden, jetzt muss ich mich auch noch von dir beleidigen lassen.“ Sie wollte lachen, doch es blieb ihr in der Kehle stecken. „Die Jahre haben dir nichts anhaben können, was? Du bist immer noch der gleiche gemeine Kerl wie früher.“
Er lächelte dünn. „Eigentlich sehe ich mich eher als den edlen Ritter, der der holden Maid zur Rettung eilt.“
„So galant …“ Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus.
„Das nicht. Ich bin Geschäftsmann, und du behauptest, Geschäftsfrau zu sein. Du hast finanzielle Probleme, ich biete dir eine Lösung an.“ Er starrte auf ihre Lippen, dann wanderte sein Blick zu den Brüsten. „Einen ganz persönlichen Kredit, sozusagen.“
„Als Bankmanager sollte Mr. Davidson mehr Wert auf Diskretion legen“, zischte sie wütend.
„Der gute Mr. Davidson hat keinen Ton gesagt. Das brauchte er gar nicht, die Situation war offensichtlich. Und als ich heute Vormittag hier ankam, tauchten ein Putzer und ein
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