Das Geheimnis des Moguls
Hundertdollarscheine.
Fünfhundert Dollar. Mehr Geld, als sie zu Gesicht bekommen hatte, seit die AFAA sie hinausgeworfen hatte. Geld, das er ihr nicht hätte geben müssen. Geld, das er an eine Bedingung hätte knüpfen können.
Plötzlich schämte sich Sloane. Welchen Grund hätte Ethan wirklich, ihr zu glauben?
Sicher, sie hatten eine sehr intime Nacht zusammen verbracht. Das Baby in ihr war Beweis dafür. Aber hatte sie seither den Mut aufgebracht, ihn zu kontaktieren? Den Vater ihres Babys? Was, wenn Ethan heute Morgen nicht zu ihr gekommen wäre? Wie lange noch hätte er nichts gewusst? Wochen? Monate? Jahre?
Unter den Umständen hatte Ethan sich eigentlich ganz gut verhalten.
Was hatte er eben gesagt? Er wollte das Richtige tun. Sogar, nachdem sie die Wahrheit vor ihm verborgen hatte. Sein Instinkt war es gewesen, sich um sie zu kümmern. Und um das Baby. Er hatte sich keineswegs wie der Lebemann aus den Klatschspalten verhalten.
Ein Gefühl von Zärtlichkeit breitete sich in Sloanes Brust aus. Da war wirklich etwas zwischen ihnen, etwas Starkes, etwas von entscheidender Bedeutung.
Ein Lächeln formte sich auf ihren Lippen, als sie an seinen ernsten Tonfall dachte. Heirate mich.
Konnte es sein, dass er es wirklich so meinte? Sollte sie ein Ja wagen?
Sie hatte keine Vorbilder für die Ehe. Sie war ohne Vater und Mutter aufgewachsen, ohne das Familienleben, von dem sie träumte, wenn sie Filme ansah oder Bücher las. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es war, jemandem genug zu vertrauen, um den Rest des Lebens mit ihm verbringen zu wollen.
Und jemanden so sehr zu lieben.
Ach, es war viel zu früh zu sagen, dass sie Ethan liebte. Das wusste sie. Aber sie konnte behaupten, dass etwas sie sehr stark zu ihm hinzog. Dass sie sich bei ihm sicher fühlte. Und, mehr noch, dass sie sich durch ihn begehrenswert fühlte. Begehrt. Durch ihn kam sie sich lebendiger vor als jemals zuvor.
Sloane biss sich auf die Lippen und faltete die Scheine. Die Visitenkarte glänzte ihr noch immer herausfordernd vom Tisch entgegen.
Hatte sie den Mut, ihn anzurufen? Die Stärke, auf Ethan zuzugehen und ihm zu sagen, was sie dachte? Nachdem sie bisher aus Selbstschutz jegliches starke Gefühl unterdrückt hatte, konnte sie es wagen, den nächsten Schritt zu tun?
2. KAPITEL
Das hatte er gründlich versaut.
In der Sekunde, als Ethan sich in seinen Wagen setzte, wusste er, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht hatte.
Aber etwas an Sloane brachte ihn aus der Fassung. Heirate mich! Wo war das nur hergekommen? Kaum gesagt, wusste er, wie abrupt es für Sloane klingen musste. Er hatte nur daran gedacht, dass Sloane ein Kind von ihm erwartete. Und er konnte die fixe Idee nicht loswerden, dass es Schicksal war.
Gleich nachdem er von seiner Großmutter weggegangen war, hatte Ethan die AFAA angerufen, nur um zu erfahren, dass Sloane nicht mehr dort arbeitete. Danach schaltete er einen Privatdetektiv ein. In weniger als vierundzwanzig Stunden wusste Ethan, dass Sloane gefeuert worden war. Immerhin hatte er nun ihre Adresse. Und eine Kreditkartenrechnung. Nur von einer Sache hatte er überhaupt keinen Wind bekommen: von der Schwangerschaft …
In der Theorie war alles so logisch gewesen. Er kam dem Wunsch seiner Großmutter nach und fand zugleich heraus, ob wirklich etwas zwischen Sloane und ihm war.
Aber alle Absichten waren wie weggeblasen, als er vor Sloane stand. Als er die Überraschung in ihren meerblauen Augen sah. Und die Unsicherheit. Wie sie leicht errötete, während sie ihn hineinließ und die Arme vor der Brust verschränkte, um die offensichtliche Reaktion ihres Körpers zu verbergen. Und erst seine eigenen Gefühle!
Und in diesem Moment hatte er noch nicht einmal erkannt, dass sie schwanger war.
Heirate mich! Einfach so hatte er die Worte gesprochen. Ohne Einleitung, ohne Erklärung. Er hatte nicht einmal beteuert, dass sie nicht nur einer seiner Flirts gewesen war. Dass da eine Verbindung zwischen ihnen war. Nächtliche Gespräche wie ihre hatte er bis dahin für Erfindungen von Kitschromanen gehalten. So etwas konnte nicht wirklich passieren.
War es aber.
Sogar jetzt noch konnte er sich an jedes einzelne Wort erinnern. Er hatte ihr von Hartwell Genetics erzählt und dass er die Welt verändern wollte. Er wollte Millionen Menschen mit seinen Medikamenten helfen. Und wie sie auch mochte er die Herausforderung, die Kämpfe und den harten Wettbewerb in der Geschäftswelt.
Sie hatte ihm von ihren Träumen
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