Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)
vielleicht besser in Matratzen, die Amerikaner zum Beispiel, die gleich zwei bis sieben Federkernboliden übereinanderlegen. Aber sie drapieren darüber minderwertige Pferdedecken und klemmen sie an den Füßen ein, damit wehrlose Schlafende das Gefühl haben, in einem Sarg zu liegen. Verachtenswert!
Wir aber, die wir das Glück haben, in Mitteleuropa, der Wiege der modernen Zivilisation, aufgewachsen zu sein, finden es selbstverständlich, unter der Königin der Bettbeläge einzuschlummern, dem Daunenüberbett, weich wie eine Fruchtblase, wärmend wie die brütende Vogelmutter und leicht wie das Kleid der Elfe. Leider bleibt das nicht immer so. Das Gewicht der Plumeaus nimmt mit der Zeit zu, weil Milben darin millionenfach ihren Darm entleeren. Ab und zu sollte man die Dinger also waschen, um den Drecksviechern den Garaus zu machen!
10 13
Das Telefon klingelt. Endlich! Sicher mein Arzt, der mir mitteilen will, dass ich noch 14 Tage zu leben habe, falls ich es bis dahin vermeiden kann, pinkeln zu gehen! Mein lebensbedrohlicher Prostatatest! Fast hatte ich ihn verdrängt. Nun gilt es, Würde zu bewahren und nicht in Tränen auszubrechen, wenn die lebensbedrohliche Nachricht eintrifft, die mir mein Horoskop vorhergesagt hat.
„Hallo!“ Auf der anderen Seite meldet sich ein Mitarbeiter der Firma BMW, der wissen möchte, ob ich mit dem Service meiner Werkstatt zufrieden bin und ob er mir diesbezüglich einige wenige Fragen stellen könnte. „Natürlich!“, antworte ich, ich hätte mir den Vormittag extra freigehalten, damit ich Zeit habe, falls jemand möchte, dass ich ihm bei der Verbesserung seiner Werkprozesse helfe. Ironie wird von Mitarbeitern unserer Servicehotlines nur selten verstanden. Eine kleine Frage hätte ich allerdings vorher: „Wissen Sie, wie es um meine PSA-Marker steht? Sie wissen schon: Prostata.“ „Wie bitte? Nein.“ Und: Das müsse ein Missverständnis sein. „Keinesfalls.“, antworte ich. „Wieso soll ich meine Telefonleitung blockieren, um Ihnen bei der Arbeit zu helfen, wenn Sie sich nicht mal in der Lage sehen, mir in Fragen um Leben und Tod beizustehen? Mein Arzt wartet nur darauf, mir mein Todesurteil mitzuteilen, während Sie mich zur Denunziation Ihrer Mitarbeiter auffordern! Die Servicebefragung ist die Pest des 21. Jahrhunderts! Kaum hat man etwas gekauft, wird man gefragt, ob es einem gefallen hat. Wenn man ‚nein‘ sagt, wird der zuständige Mitarbeiter entlassen, wenn man ‚ja‘ sagt, wird der Preis erhöht. Warum sollte man sich freiwillig in eine solche lose-lose- Situationbegeben? Können sie mir das sagen?“ Klick. Eingehängt. Wunderbar. Die Leitung ist frei. Nun kann der Totengräber anrufen.
10 14
Der Montag muss kein Rohrkrepierer sein. Er war bis 1976 übrigens der zweite Tag der Woche! Erst dann stellten die Wissenschaftler fest, dass eine Woche erheblich besser aufgenommen wird, wenn sie positiv verläuft, also mit einem freien Tag endet, anstatt mit einem Feiertag zu beginnen, um dann in endlosen Zeiträumen siechender Arbeitsamkeit zu verenden.
Der arbeitsfreie Samstag ist in Deutschland eine Erfindung der Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts. Seitdem es ihn gibt, haben deutsche Arbeiter endlich Zeit, den „18. Brumaire des Louis Bonaparte“ zu lesen oder die „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“. Dass sie das meist unterlassen, ist ein Beweis für die Freiheit, die in unserem Lande herrscht. Jedem das Seine, sprich: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“, so sagte Marx. Da hatte er so was von Recht!
Ich surfe ein bisschen durchs Internet, denn ich will wissen, ob es auch schon politische Bewegungen gibt, die einen arbeitsfreien Freitag anstreben. Ich finde nichts. Die DKP-Darmstadt, also die Fraktion „Die Linke“, erklärt auf ihrer Website www.dkp-darmstadt.de immerhin, warum wir heute überhaupt noch arbeiten müssen. Wir sind versklavt, damit uns die Herrschenden die ganze Woche versauen können. Deshalb haben sie auch die Konterrevolution in der DDR durchgezogen, um schlechte Laune verbreiten zu können und dem kleinen Mann von der Straße ins Feierabendbier zu spucken. Das gilt im Übrigen ebenso für große Männer von der Straße wie auch für kleine sowie große am Weg, in der Gasse und am Zubringer! Und für die woanders ebenfalls! Warum der kleine Mann bis heute meistens von der Straße kommt, ist bis heute nicht geklärt, aber mit Sicherheit dem Klassenkampf geschuldet! Sonst käme
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