Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)

VF-107-377846530952-JK2013, herangezogen werden?
    Man muss als Jurist natürlich auch noch hinterfragen, ob Opel und Benz aufgrund schwerer Kindheiten oder psychischer Vorerkrankungen überhaupt schuldfähig sind. Hatten die beiden vielleicht in der Kindheit Schlüsselerlebnisse und gerieten deshalb auf die schiefe Bahn? Dann sollte man möglicherweise deren Eltern belangen, vielleicht aber gleich die Fugger in Nürnberg oder die Bankhäuser der Renaissance in Italien, die Medici, die mit der Einführung von Zins und Wucher erst die Strukturen schufen, die Jahrhunderte später die finanziellen Voraussetzungen der Industrialisierung bildeten. Aber auch die frühe Finanzwirtschaft ist nicht der Anfang von allem.
    Was ist mit dem Urknall? Leider ist der Schöpfer ohne juristische Nachfolger, so dass eine gerichtliche Aufarbeitung schwierig werden könnte. Am Ende werde ich für den Fleck an meiner Wand selber aufkommen müssen. Gott und die von ihm angestoßene Evolution haben ihn verursacht. Von den ersten Zellen zum komplexen Organismus,vom Säugetier zum Primaten, vom Nomaden zum sesshaften Hausbesitzer. Ohne Haus keine Wand. Ohne Wand kein Fleck. Vielleicht hätten wir alle Bakterien bleiben sollen.



ARBEITSZIMMER
    Dieses Buch ist an meinem heimischen Schreibtisch entstanden. Dort erfolgt nicht nur das kreative Schaffen, sondern auch Nahrungsaufnahme, Verdauung sowie interne zerebrale Alarmauslösung, wenn die Ausscheidung ansteht. Die wird allerdings in einem externen Raum durchgeführt, zumindest zurzeit noch. Vielleicht wird sich auch das ändern, wenn die passende App dafür programmiert und erhältlich ist. Das kann aber noch dauern.
    Am Schreibtisch werden weiterhin vegetative Aktivitäten ausgeführt: Blutdruckregulierung, Ausstoß von Gallenflüssigkeit, Pointen-Produktion. Ein Buch zu schreiben ist eine zwar rein geistige, aber im Grunde primitive Tätigkeit. Ziel der schriftstellerischen Arbeit ist, die 29 Buchstaben und Umlaute des Alphabetes so lange einzugeben, bis alle Seiten gefüllt sind. Es ist ausschließlich die Reihenfolge, die über den Erfolg des Projektes entscheidet.

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Ich stelle mir vor, dass meine Marmelade sprechen kann. Sie fordert mich auf, die Beendigung des Frühstücks zurückzunehmen, das letzte halbe Brötchen zur Hand zu nehmen, nicht sparsam mit dem Himbeergelee zu sein und ordentlich aufzutragen, wo sind wir denn hier, was soll der Geiz? Selbstverständlich komme ich der Aufforderung nach. Ich bin ja ein höflicher Mensch.
    Dick verschmiert auf meinem Brötchen fühlt sie sich wichtig und beginnt, ihre Lebensweisheiten vor mir auszubreiten: Nicht viel sei bedeutend auf dieser Welt, die Früchte aber, die Gottes Natur hervorgebracht habe, seien eine unabdingbare Grundlage der Ernährung allen Lebens und damit das Wichtigste, was auf diesem Planeten existiere. Leider seien Früchte schnell verderblich, weshalb Gott den Menschen in seiner unendlichen Güte die Gabe verliehen hätte, sie einzukochen, Himbeeren, Erdbeeren, ja sogar Quitten oder Pfirsiche. Die Marmelade sei so als haltbarer Vitaminträger der König der Nahrungsmittel, da den Früchten in gelierter Form, vorausgesetzt sei sachgemäße Lagerung, die Gabe der Unsterblichkeit verliehen worden sei.
    Ich verschlinge mein Brötchen. Das Geschwätz blubbert noch ein paar Minuten aus meiner Speiseröhre weiter, dann kommt der ganze Kladderadatsch, inzwischen in Brei gewandelt, im Magen an und versinkt in der Salzsäure. Ein letztes Glucksen, Stille. Die Sache mit der Unsterblichkeit dürfte sich damit erledigt haben. Es ist das Wesen des Hochmuts, dass er seine Grenzen nicht erkennt.
    Ich stelle das Frühstück in den Kühlschrank zurück, schließe die Tür und meine, ein Genörgel zu vernehmen. Spricht da die türkische Salami zur Marmelade? „Alder, bün isch Wurst! Korrekte Wurst! Ey, bist du süß und klebrig, bist du schwul oder was?“ Lacht da der Schafskäse? Nein, ich glaube, ich habe mich geirrt. Es war sicher nur das Kühlaggregat, das gerauscht hat … Ich nehme mir vor, morgen einmal richtig auszuschlafen. Ich fürchte, es ist dringend …
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Ein freier Tag ist etwas Wunderbares. Wie ein Loch in der Zeit. Keine Termine, keine Verpflichtungen. Auf der Terrasse wartet die Tatenlosigkeit. Gartenmöbel stellen sich lustlos zur Verfügung, bereitwillig, aber ohne übertriebenen Eifer, sie wirken apathisch. Wie wunderbar! Apathie schmückt den freien Tag. Im Zeitalter des Aktivismus aufgewachsen, machen mir