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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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Sorgen macht. Man braucht jemanden zum Reden. Mit Corina konnte sie reden, zumindest in Gedanken. Sie verstand die Krähe, und Corina verstand Lulu. Es war so ähnlich wie bei Bumbum, dachte Lulu, bei ihm hatte sie auch nie Schwierigkeiten, zu verstehen, was er sagen wollte.
    Graviata sprach nie über die Ereignisse der letzten Zeit, sie sprach nicht über Amulette, nicht über den kränklich grünen Schein, nicht über merkwürdige Botschaften in unverständlichen Sprachen, nicht über Träume. Sie blieb stundenlang in ihrem Labor und arbeitete. Wenn sie herauskam, war sie ungewöhnlich fröhlich, spielte auf ihrer Trompete, alberte mit Lulu und Bumbum herum, tanzte mit ihnen durch das Haus.
    Lulu tat dann immer ganz begeistert mit, viel begeisterter als früher, als sie noch keine Sorgen hatte, und sie fragte sich, ob das allen Leuten so ging, ob alle Leute, die so besonders fröhlich waren, in Wirklichkeit einen geheimen Kummer mit sich herumschleppten.
    Rafaela machte nie mit bei diesen Spielen. Sie blieb in ihrem Zimmer und hörte Slavendrian. Sie hatte Liebeskummer. Arminio zog mit einem Mädchen herum, mit einer, die schon achtzehn war und niedliche, blonde Locken hatte. Bei den seltenen Anlässen, zu denen sie ihr Zimmer verließ, war sie mürrisch und fauchte jeden an, der die Kühnheit besaß, das Wort an sie zu richten. Ihre Laune besserte sich erst, als ein Herold aus dem Palast an die Tür klopfte und verkündete, der Kronprinz sei aus der Sommerfrische zurück und sehe voller Ungeduld Graviatas Ankunft im Palast entgegen.
    »Berichtet Seiner Hoheit, dass ich in sieben Tagen kommen werde«, beschied ihn Graviata.
    Sieben Tage. Seven af seven af seven , dachte Lulu. Bis zuletzt hatte sie gehofft, dass es nicht so weit kommen, dass der Prinz auf Graviatas Dienste verzichten würde und ihrer aller Leben so bleiben könnte, wie es immer gewesen war. Doch nun hatte ihre letzte Woche im Wald begonnen.
    Graviata teilte die anfallenden Arbeiten unter ihre Töchter auf. Das Haus musste sauber gemacht werden, Wäsche und Kleidung bereitgelegt, Lebensmittelvorräte aufgebraucht oder an Freunde verteilt werden. Graviata selbst kam fast gar nicht mehr aus ihrem Labor zum Vorschein. Tag und Nacht schloss sie sich darin ein.
    Lulu fand trotz der vielen Arbeit an einem der letzten Tage noch Zeit, quer durch den Wald zu Jovindas Haus zu laufen. Sie wusste selbst nicht, was sie sich davon erhoffte, aber was auch immer es gewesen war, es wurde enttäuscht. Jovindas Haus lag verlassen und verwaist da. Die alte Hexe und die fette Katze waren von ihrer Reise noch nicht zurückgekehrt.
    Dann kam der letzte Tag. Vom Mietstall hinter dem Wald wurde ein offener Reisewagen samt zwei Kutschpferden geliefert. Lulu und Rafaela bepackten den Kofferraum mit Dingen des täglichen Lebens, Graviata verstaute einen Großteil ihrer Hexenausrüstung darin. Sie hatte beschlossen, am nächsten Morgen in aller Frühe aufzubrechen, damit sie noch bei Tageslicht in ihrem neuen Heim ankämen.
    Am Abend gab es ein Fest, ein Abschiedsfest für Graviata und ihre Kinder. Es fand auf dem Versammlungsplatz in der Mitte des Waldes statt. Larabelle hatte es organisiert, und alle Waldbewohner waren gekommen, selbst diejenigen, die immer abfällig von Graviata sprachen, die Nase über sie rümpften, weil sie sich dem oberflächlichen Geschäft der Schönheit verschrieben hatte und damit mehr verdiente als sie alle zusammen. Es gab viel zu essen und zu trinken, Musik und Tanz. Lulu wurde ständig von irgendwelchen Leuten umarmt und geküsst, man versicherte ihr wieder und wieder, was für ein Glück sie habe, von nun an im Palast leben zu dürfen. An Lulu zog alles vorüber wie ein Traum, den eine andere träumt. Sie hätte sich am liebsten irgendwo verkrochen und geheult. Dankbar hörte sie gegen Mitternacht Graviatas Trompete, die zum Aufbruch rief. Es wurde noch einmal schlimm, als sie sich von Larabelle und den Jungen verabschiedeten, aber dann war auch das geschafft.
    Sie gingen heim zu einer letzten kurzen Nacht in ihren alten Betten und brachten am Morgen nach einem schnellen Frühstück die letzten Kleinigkeiten in den Wagen hinaus. Dann geschah es. Eigentlich war es schon die ganze Zeit über geschehen, sie hatten es nur nicht bemerkt. Immer weniger Gobblings ahmten nach, was sie machten. Fast alle hatten so getan, als frühstückten sie. Sehr viel weniger hatten sie zum Wagen hinausbegleitet, und nur noch ein einziger kam mit, als Rafaela Kralles

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