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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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enttäuscht. »Ich dachte, wir wohnen im Palast.«
    »Wir haben ein Haus im Palastgarten«, erklärte Graviata. »Die Mauer zu unserer Linken ist die Gartenmauer. Dort, seht ihr die kleine Tür? Sie führt zu unserem Haus. Ich werde sie mit einem Bann belegen, dass keiner außer uns sie benutzen kann. So brauchen wir keinen Schlüssel. Aber der Wagen passt durch diese kleine Tür nicht hindurch, deshalb bringt uns unser junger Freund zum Haupttor.«
    »Und was liegt, hicks, hinter der Mauer auf der rechten Seite?«, fragte Lulu.
    Graviata strich ihr mit der Hand zart über die Kehle. Der Schluckauf verschwand.
    »Dort liegen die Siedlung der Dienstboten und einige Wirtschaftsräume, die Wäschereien zum Beispiel.«
    »Wieso können wir nicht über den weißen Platz und den Palast zu unserem Haus?«
    »Der Platz und der Vordereingang sind nur für die königliche Familie und hohen Staatsbesuch bestimmt.«
    »So, so«, machte Lulu und wusste nicht, ob ihr das alles gefiel. Graviata strubbelte ihr über den Kopf.
    »Brr!«, rief der Soldat zu den Pferden, nachdem sie am Ende der Gasse angekommen waren und vor einem eisernen Tor standen. Er wollte gerade vom Kutschbock steigen, als eine Schar Krähen im Tiefflug über sie hinwegbrauste.
    »Na so was!«, rief er, riss sein Gewehr von der Schulter und legte auf die Vögel an.
    »Mama!«, schrie Lulu entsetzt.
    Graviata war sehr schnell. Sie sprang auf, ergriff das Nächstbeste und warf es dem Soldaten um die Ohren. Der wankte, ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten, und so schoss sein Gewehr nichts als ein Loch in die Luft. Was Graviata geworfen hatte, war Bumbums Ente, die jetzt auf der Erde lag. Graviata sprang aus dem Wagen und hob sie auf.
    »Wage es nicht, noch einmal auf die Krähen zu schießen!«, schrie sie. Ihre Augen blitzten, ihr schwarzes Haar umwehte sie und sie fuchtelte mit der Stoffente wie mit einer tödlichen Waffe. »Diese Krähen sind unsere Freunde. Sie haben uns den ganzen Weg vom Wald bis hierher begleitet und sie stehen unter meinem Schutz!«
    Erschreckt stand der Soldat da. »Madame«, sagte er leise und hob abwehrend die Hände.
    Graviata schnaubte und gab Bumbum sein Tier zurück. »Entschuldige, mein Schatz«, sagte sie. »Das war ein Notfall!«
    »Madame«, wiederholte schüchtern der junge Soldat. Graviata drehte sich herausfordernd zu ihm um. »Madame Graviata, es ist nur so …«
    »Ja?«
    »Es ist nur so, dass Ihre Majestät, Königin Feline, Krähen nicht leiden kann. Sie hat den Soldaten befohlen, alle Krähen in der Nähe des Palastes und der Gärten abzuschießen. Sie sind schmutzig, sagt sie, und sie, äh …«
    »Ja?«
    »Stinken.«
    »Corina stinkt überhaupt nicht!«, rief Lulu empört. »Und Königin Feline hat ja wohl einen …«
    »Ruhe!«, sagte Graviata scharf und Lulu verstummte.
    »Auch die Gärtner haben Gewehre«, sagte der Soldat.
    »Ruf die Krähen zurück, Lulu«, sagte Graviata müde.
    Lulu war verwirrt, sie wusste nicht so recht, was Graviata von ihr wollte. Corina und ihre Bande waren ihnen immer freiwillig gefolgt, sie hatte die Vögel nie gerufen. Wie sollte das überhaupt funktionieren? Sollte sie krächzen? Doch da kamen sie schon. Die Krähen segelten herbei und ließen sich auf der rechten Mauer nieder, die das Gelände der Dienstboten umschloss. Corina setzte sich auf Lulus Schulter.
    »Corina weiß, was du denkst«, erklärte Graviata. »Sie fühlt, dass du sie brauchst, und sie kommt. Die anderen folgen ihr.«
    Ich hab’s geahnt, dachte Lulu. Corina ist für mich, was Evchen für die alte Jovinda ist. Sie streichelte ihrer Krähe zärtlich über das Köpfchen. Corina gab einen sehr leisen Krächzlaut von sich, alle anderen Krähen waren stumm. Sie hatten schnell kapiert, dass ihr übliches freches Gehabe im Augenblick nicht angebracht war.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Rafaela mürrisch.
    »Äh, Madame Graviata«, druckste der Soldat verlegen herum. »Äh, habt Ihr noch andere Tiere mit Euch?«
    »Das siehst du doch«, herrschte Graviata ihn an. »Wir haben einen Hund, eine Katze, einen Waschbären, einen Papagei, etwa ein halbes Dutzend Krähen und eine gelbe Stoffente. Ist daran etwas auszusetzen?«
    »Ihre Majestät, Königin Feline …«, begann der Soldat.
    »Ich bin auf Befehl des Kronprinzen hier«, unterbrach ihn Graviata ungeduldig. »Er wusste, dass ich mit meinen Kindern und meinen Tieren kommen würde. Das war von Anfang an klar. Ich habe sein Wort, dass es keine Probleme

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