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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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zurzeit kalten Feuerplatz. Kein Fenster, nur eine Tür, die auf einen mit Holzbrettern hoch umschlossenen Hof führte. Den hinteren Abschluss des Hofs bildete die Steinmauer, auf deren anderer Seite die Gasse liegen musste, durch die sie eben gekommen waren. Bis auf einige Wäscheleinen war der Hof völlig leer.
    Lulu schloss die Tür zum Flur und sie ließen die Tiere frei. Murks rannte sofort in den Hof und versuchte, an den Bretterwänden hochzuklettern. Aber sie waren glatt gehobelt und dick mit weißer Farbe bestrichen, so fanden seine Krallen keinen Halt, ebenso wenig wie an der weiß verputzten Mauer zur Gasse.
    »Perfekt!«, sagte Graviata.
    Nun ja, perfekt war übertrieben. Nach der langen Reise waren die armen Tiere in einem Gefängnis gelandet. Aber wenigstens würde sie hier niemand erschießen. Bumbum überlegte kurz, ob er seine Ente auch in der Waschküche einsperren sollte, entschied sich dann aber doch, sie wieder mit hinauszunehmen. Erleichtert gingen sie zurück zum Vordereingang.
    »Wer sind die Leute vor dem Haus?«, fragte Lulu.
    »Unsere Dienstboten«, antwortete Graviata.
    »Dienstboten? Aber Rafaela und ich haben die Helferlein eingepackt. Wir brauchen keine Dienstboten!«
    »Wir werden uns an sie gewöhnen müssen, Schatz. Sie wurden nicht gefragt, ob sie für uns arbeiten wollen. Man hat es ihnen befohlen. Also zieh keine Schnute und sei höflich!«
    Die drei Dienstboten standen mit dem Soldaten neben dem Wagen und starrten fasziniert auf Kralle in seinem Käfig. Aus schrägen Augen musterte er die fremden Leute und versuchte, nicht sehr erfolgreich, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Als sie Graviata und die Kinder bemerkten, stellten sich die Dienstboten rasch wieder in eine Reihe, die Frauen knicksten, der Mann verbeugte sich.
    »Wilkommen, Madame Graviata!«, murmelten sie im Chor. Es klang nicht über die Maßen begeistert.
    Graviata dankte ihnen, stellte die Kinder vor und erklärte die Sache mit den Tieren. »Es wird euch keine zusätzliche Arbeit erwachsen«, sagte sie. »Meine Töchter werden die Tiere versorgen und auch den Hof säubern, wenn die Tiere ihn verunreinigen.«
    »Arbeit stört uns nicht, Madame«, entgegnete die ältere Frau würdevoll. »Zum Arbeiten sind wir hier.«
    Graviata musterte sie nachdenklich. »Sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte sie.
    »Nein, Madame«, antwortete die Frau. »Mein Name ist Else, ich bin die Köchin. Dies sind Wanda und Manfredo, Hausmädchen und Hausdiener. Die beiden werden Euch die Zimmer zeigen und das Gepäck versorgen. Ich richte derweil das Essen.«
    »Etwas an dir kommt mir bekannt vor«, beharrte Graviata. »Natürlich, jetzt weiß ich es wieder. Ich habe dich gesehen, als ich mit dem Kronprinzen seine Braut besuchte. In ihrem Elternhaus. Du hast für Anassia Bolin gearbeitet.«
    »Anass…«
    Die Frau verschluckte sich und würgte wie ein dicker Pelikan. Das Hausmädchen schlug ihr auf den Rücken, bis sie sich beruhigt hatte.
    »Anassia Bolin, die Braut des Prinzen«, sagte Graviata. »Du hast für sie gekocht.«
    »Gekocht, Madame?«, wiederholte die Köchin schwach und wischte sich die Hustentränen aus den Augen.
    »Ja, gekocht. Ist es nicht das, was Köchinnen tun?« Graviata klang scharf. Sie hatte eine anstrengende Fahrt hinter sich und begann die Geduld zu verlieren.
    »Ach so, Ihr meint, ob ich dort gekocht habe! Ja allerdings, das habe ich getan«, rief die Köchin eilfertig. »Seine Hoheit, der Kronprinz, hat mich dorthin befohlen und ich habe ein paar Tage lang dort gekocht. Eine Woche oder zwei.«
    »Sechs«, sagte das Hausmädchen.
    »Oder sechs. Wenn ich arbeite, achte ich nicht auf die Zeit.«
    »Löblich«, sagte Graviata, die nun wirklich die Geduld verlor. »Dann achte auch jetzt nicht darauf, sondern mach dich gleich an die Arbeit. Meine Kinder sind müde und hungrig!«
    »Sehr wohl, Madame«, murmelte die Köchin und verschwand mit einer Verbeugung im Haus. Sie wirkte erleichtert, Lulu hätte gerne gewusst, warum, und warum sie vorher so nervös gewesen war.
    Manfredo, der Mann, den die Köchin als Hausdiener bezeichnet hatte, war ebenfalls alt, dick und kahlköpfig, und er schien nett zu sein. Er sagte »tolle Ente« zu Bumbum und begann den Wagen abzuladen.
    Graviata ließ ihre Hexenausrüstung in die Bibliothek bringen. Dort und in dem sich anschließenden Kabinett wollte sie ihr Labor einrichten. Außer der Küche, den Wirtschaftsräumen und Graviatas Bereich gab es im Erdgeschoss noch eine

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