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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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als Rafaela noch nicht geboren und Damiano noch ganz klein war. Weil ich nichts aus mir machen wollte, wie sie sagte. Weil ich dumm war, wie sie sagte. Ich bin gegangen. Gegen sie kommt man schwer an. Aber als ich hörte, was ihr passiert ist, hab ich mich sofort auf den Weg gemacht, um euch zu finden. Dachte, ihr könntet Hilfe brauchen.«
    »Erzähl das den beiden dort draußen, nicht uns«, sagte Ellwin.
    »Die wollen doch nichts von mir wissen. Rafaela hält mich für einen Hungerleider, das hat sie selbst gesagt.« Traurig schaute er Lulu an.
    »Rafaela ist manchmal schwierig«, erklärte sie. »Aber sie meint es nicht so. Sie ist ein bisschen eingebildet, liebt schöne Kleider und kostbare Sachen, und sie mag es, wenn man ihr sagt, dass sie hübsch ist. Später will sie eine Hexe werden und mindestens so berühmt wie Mama. Schon jetzt weiß sie viele Sprüche und bei ihr wirken sie fast immer. Damiano wird schnell wütend, vor allem, wenn er glaubt, dass man ihn nicht achtet, oder wenn man schlecht über jemanden spricht, den er liebt. Dann kann er ausrasten. Aber er ist sehr mutig. Was er mal machen will, weiß ich nicht. Ich glaube, er weiß es selbst nicht. Aber auf keinen Fall was mit Hexerei und nichts mit Studieren. Kann ich meinen Tee haben, bitte?«
    Lulus Mund war trocken und in ihrem Kopf bohrte ein schriller Schmerz. Ellwin reichte ihr den Becher. Sie nahm ein paar Schlucke.
    »Danke für die Tipps«, sagte Churro und trottete geistesabwesend aus dem Zimmer. Vermutlich entwarf er eine Strategie, wie er mit Lulus Informationen seine beiden wütenden Sprösslinge besänftigen konnte.
    Wanda räusperte sich und stand auf. »Ich geh dann mal und schaue, ob ich in der Küche was zu essen finde.«
    »War es bei dir auch so, dass Mama dich weggeschickt hat, weil du ihr nicht gut genug warst?«, fragte Lulu, als Wanda gegangen war.
    »Nicht ganz, fürchte ich«, gestand Ellwin. »Es war eher umgekehrt. Wir haben uns gestritten, weil ich wollte, dass sie die Hexerei aufgibt.«
    »Mama?«, fragte Lulu ungläubig.
    »Ach«, sagte Ellwin verlegen, »sie war so klug. Sie hätte meine Schülerin werden können, später meine Assistentin. Zusammen hätten wir die Welt verändert.«
    »Deine Schülerin!« Wenn es Lulu nicht so schlecht gewesen wäre, hätte sie den Kopf geschüttelt und sich an die Stirn getippt. Wie konnte Ellwin nur glauben, dass Graviata ihre Hexerei aufgeben würde, um seine Schülerin zu werden! Manchmal konnte man fast glauben, dass Erwachsenwerden das Gleiche bedeutete wie Blödewerden.
    »Es war wohl nicht besonders schlau von mir, ihr mit solchen Vorschlägen zu kommen«, fuhr Ellwin immer noch verlegen fort. »Sie reagierte sehr ungehalten. Ich nehme an, du weißt, wie sie ist, wenn sie ungehalten ist.«
    Lulu nickte.
    »Du warst damals noch sehr klein und ich durfte dich nicht mehr sehen. Wie unser Freund Churro bemerkte, man kommt schwer gegen sie an. Ich ging ins Ausland, wollte sie vergessen, für immer fortbleiben. Doch wie es manchmal so kommt, ich konnte sie nicht vergessen, kehrte zurück und wir versuchten es wieder miteinander.«
    »Aber es hat nicht geklappt.«
    »Nicht wirklich, nein.«
    »Und Bumbum?«
    »Na ja«, er druckste ein bisschen herum. »Wir haben uns getroffen, Graviata und ich. Nicht hier, dieses Haus hatte ich damals noch nicht, ich lebte in einem Gasthof. Und dabei ist dann Bumbum, äh, ich meine, du weißt doch Bescheid über die Sache, oder?«
    »Welche Sache?«
    »Die Sache mit den Männern und den Frauen und den, äh, Kindern?«
    »Ach, die Sache! Klar. Da weiß ich alles drüber«, sagte Lulu entschieden.
    »Dann ist’s ja gut«, sagte Ellwin erleichtert. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Seit Graviata mit euch in die Stadt gekommen ist, hatte ich gehofft, wir könnten uns einmal treffen, ich meine, als Familie. Ich hatte ja jetzt das Haus. Ich war sogar einmal bei ihr im Palast, um euch einzuladen.«
    »Du warst im Palast? Hat Else dich gesehen, unsere Köchin?«
    »Eure Köchin?«, wiederholte Ellwin verständnislos.
    »Ja, unsere Köchin. Sie heißt Else und sie ist eine Spionin. Hat sie dich gesehen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Da war keine Köchin, nur andere Dienstboten. Sie führten mich zu Graviata in ihr Arbeitszimmer, aber eure Mutter hatte an diesem Tag keine Zeit für mich. Sie vertröstete mich auf später. Doch es ist nie zu einem Treffen gekommen. Sie wurde verhaftet, und seit ein paar Tagen laufe ich ununterbrochen durch die Stadt in

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