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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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der Hoffnung, euch zu finden.«
    »Das hast du jetzt«, sagte Lulu.
    »Ja, das hab ich jetzt. Aber wenn ich bedenke, wie knapp es war, bricht mir immer noch der Schweiß aus.«
    »Denk nicht mehr dran.«
    Ellwin lächelte und tätschelte ihr ungeschickt den Kopf.
    Wanda klopfte an der Tür. »Abendessen!«, rief sie. Ellwin öffnete ihr. Sie trug schwer an einem Tablett mit Geschirr und Sachen zum Essen. »Die anderen kommen auch gleich«, verkündete sie. »Ich glaube, sie haben sich irgendwie zusammengerauft. Zumindest reden sie ununterbrochen. Übrigens, Meister Ellwin, Eure Küche ist nicht gerade reich bestückt. Bloß altbackenes Brot, ein bisschen Käse und diese Dauerwurst. Ich wollte Eure alte Dienerin fragen, wo die Vorräte lagern, aber sie ist nirgends zu finden.«
    »Welche Dienerin?«, fragte Ellwin.
    »Die alte Frau in der Küche. Ist sie nicht Eure Dienerin?«
    »Hier ist keine alte Dienerin. Und hier war auch nie eine. Ich lebe allein.«
    Zu diesem Zeitpunkt begann sich das Zimmer um Lulu zu drehen, es drehte sich immer schneller und zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit wurde sie ohnmächtig.

13. Kapitel
    S ie blieb zwei volle Tage lang ohnmächtig, oder besser gesagt, sie schlief zwei Tage lang einen tiefen, ohnmachtähnlichen Schlaf. Selbst wenn sie zwischendurch wach war, schien sie zu schlafen. Ellwin erklärte ihr später, dass so etwas in Zeiten großer Anspannung und Erschöpfung vorkommen könne. Körper und Geist klinken sich aus, um sich die Ruhe zu verschaffen, die sie brauchen.
    Besonders ruhig ging es in Lulus Krankenzimmer allerdings nicht zu. Ständig waren Leute da, massenhaft Leute. Von einigen wusste Lulu, dass sie sie träumte, bei anderen war sie sich nicht sicher. Manche waren schwarz angezogen und fummelten an ihr herum. Einer war ein Zwerg und patschte ihr ins Gesicht. Einmal stand Lulus Kopf in Flammen, und die Schwarzen taten so, als wäre das völlig normal. Sie flößten ihr Suppe ein, die Lulu nicht wollte, weil die schreckliche Alte hineingesabbert hatte. Die war übrigens auch da, die Alte. Sie kroch durchs Zimmer, wenn die Schwarzen hinausgegangen waren. Ständig brabbelte sie und mümmelte vor sich hin, aber manchmal sang sie ein Lied mit einer Stimme wie ein Mädchen und einmal schlug sie sogar ein Springseil und hüpfte recht anmutig dazu. Da wusste Lulu, dass sie träumte.
    Jovinda und Evchen waren ebenfalls da. Und auch bei denen war Lulu sicher, dass sie träumte, weil Jovinda oben auf dem Kleiderschrank hockte, mit den Beinen baumelte, während Evchen auf einem Stuhl neben dem Bett saß und mit Lulu sprach.
    »Ich kann nicht bleiben«, sagte Evchen. »Sie will fort. Hat zu viel Angst.« Dabei zeigte sie mit einer Pfote zu Jovinda hinauf. »Ich muss mit ihr gehen. Sie braucht mich.«
    Lulu nickte. »Schon gut«, sagte sie. »Und danke.«
    »Gern geschehen«, sagte Evchen höflich. »Grüß den Dicken von mir, den ihr Churro nennt, vielleicht besuch ich ihn mal, wenn alles vorbei ist.«
    »Wann ist denn alles vorbei?«, fragte Lulu.
    Evchen zog die Schultern hoch, was überaus seltsam wirkt bei einer Katze. »Keine Ahnung«, murmelte sie wenig ermutigend. »Du hast übrigens seltsame Träume, findest du nicht?«
    »Weiß nicht«, sagte Lulu. Vielleicht waren sprechende Katzen und Springseil springende Greisinnen seltsam, aber um ehrlich zu sein, sie hatte in der Realität schon Merkwürdigeres erlebt.
    »Ich meine doch nicht mich.« Evchen schüttelte indigniert den Kopf. »Ich bin kein Traum.«
    Jovinda blickte finster vom Schrank herunter. »Vergiss deinen Text nicht!«, schien der Blick zu sagen. Dann verblassten die beiden, bis nichts mehr von ihnen zu sehen war, was vermutlich als Beweis genügte, dass sie bloß geträumt waren.
    Als Lulu am Morgen erwachte, fühlte sie sich fit und alles um sie herum erschien wieder einigermaßen vernünftig. Die »Schwarzen« entpuppten sich als ihre Geschwister und Wanda, die von Ellwin in schwarze Schüleruniformen gesteckt worden waren, um unbequemen Fragen vorzubeugen, falls jemand Fremdes das Haus betrat. Die uralte Greisin, die sie in der Küche gesehen hatten und die danach in Lulus Träumen gespukt hatte, war, wie Rafaela erzählte, eine arme, geistig verwirrte Person ohne Freunde, ohne Familie und ohne Vermögen. Sie lebte seit einiger Zeit hier in der Gegend, niemand wusste, woher sie gekommen war oder wohin sie gehörte, und sie schaffte es zu überleben, weil mitleidige Leute ihr zu essen gaben und ihr hin und

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