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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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Schreibzeug. Hexen schrieben nicht. Und Bücher hatten sie auch nicht. Doch hier standen vom Fußboden bis zu der hohen Decke Regale, die sich unter ihrer Last bogen. Lulu staunte, dass ein einziger Mensch so viele Bücher besitzen konnte. Sie hatte nicht gewusst, dass es überhaupt so viele Bücher gab.
    Damiano murrte: »Hier riecht’s wie in der verdammten Akademie.« Auch Churro rümpfte die Nase. »Federfuchser!«, schimpfte er.
    Die beiden gingen gleich wieder hinaus. Sie wollten die Pferde versorgen, den Wagen unterstellen und, so gut es ging, die Spuren beseitigen. Es musste ja nicht gleich jeder sehen, dass vor kurzer Zeit ein Wagen hier durchgefahren war.
    Rafaela zog die schweren Vorhänge zu und zündete eine Lampe an, Wanda machte Feuer im Kamin, eine wunderbare Idee. Sie hockten sich davor, wärmten sich und ließen die Nässe aus ihren Kleidern dampfen. Damiano und Churro kamen zurück. Sie hatten Pferde und Wagen in den alten Ställen und der Scheune unterbringen können. Corina und ihre Bande hatten sich ebenfalls dort einquartiert. Jetzt konnten sie alle nur noch warten.
    Inzwischen war es dunkel geworden, doch durch die schweren Vorhänge drang kein Lichtstrahl nach draußen, davon hatten sie sich überzeugt. Es war ganz still im Haus. Um ein Haar wären sie allesamt eingeschlafen, doch dann riss sie das Kreischen des Gartentors aus ihrem Dösen. Eilige Schritte klackten über den Plattenweg. Dann kreischte das Gartentor wieder. Mehr Schritte näherten sich, herrische, forsche Schritte. Sie kannten diese Art Schritte, sie kannten sie viel zu gut!
    »Meister Ellwin!«, rief jemand. »Meister Ellwin, wartet!« Die Schritte dröhnten heran.
    »Hauptmann, was kann ich für Euch tun?«
    Hauptmann! Soldaten standen vor dem Haus, direkt vor dem Fenster!
    »Wir suchen ein paar Kinder, Meister Ellwin. Habt Ihr sie gesehen?«
    Lulu hielt die Luft an. »Wimmel sie ab!«, dachte sie mit höchster Konzentration. »Wimmel sie ab!«
    »Kinder?« Eine zerstreute Stimme. »Nein, hier sind keine Kinder. Und ich kann jetzt auch nicht nach ihnen suchen, ich habe zu tun. Kennt Ihr Euch mit Zeitraffung aus, Hauptmann? Nein? Ich auch nicht. Aber ich bin heute gegen Mittag aus der Stadt aufgebrochen und jetzt ist es dunkel. Könnt Ihr mir das erklären?«
    »Sonnenfinsternis?«
    »Äh, interessante Theorie. Wenn Ihr mich entschuldigt? Ich muss das herausfinden.«
    Gut gemacht, Meister Ellwin. Weiter so, wimmel sie ab!
    »Und ich muss die Kinder suchen, Meister Ellwin.«
    »Nun, wenn Ihr das müsst, dann tut es. Kommt herein und sucht sie!«
    O dieser Trottel, dieser Obertrottel!
    »Durchsucht in Ruhe das ganze Haus!« Er setzte doch tatsächlich noch eins drauf. Dieser Idiot! Lulu kannte Meister Ellwin nicht, aber sie hasste ihn aus tiefster Seele.
    Stiefeltritte dröhnten ums Haus, die Hintertür wurde geöffnet, Schritte im Korridor. Damiano packte das Schüreisen, Wanda die schwere Kohlenzange, Rafaela schnappte sich ein Holzscheit, Lulu tat dasselbe, Bumbum drückte seine Ente an sich, Churro griff in einen Stiefel und zog eine kleine Pistole heraus. Kampfbereit standen sie alle da, starrten zur Tür. Diesmal würden sie kämpfen! Sie würden verlieren, aber sie würden kämpfen.
    Der Hauptmann bellte seine Befehle, die Soldaten schienen sich aufzuteilen, einige stürmten die Treppe hinauf in die oberen Stockwerke, andere polterten in den Keller, wieder andere schienen draußen zu suchen. Natürlich blieben auch welche im Erdgeschoss und suchten da. Türen schlugen auf und wieder zu, Stimmen näherten sich, verhielten vor ihrer Tür.
    »Sucht Ihr Eure Ausreißer«, sagte Obertrottel Ellwin. »Mich müsst Ihr entschuldigen, ich habe zu tun.«
    Die Klinke wurde heruntergedrückt, die Tür geöffnet. Ein schmaler Mann in schwarzer Gelehrtenkleidung stand da und schaute herein. Ganz kurz überlegte Lulu, was er sehen musste: einen dicken Fremden und ein paar verdreckte Kinder, weiß vor Anspannung, die Augen weit aufgerissen, improvisierte Waffen in den Händen, sprungbereit. Er tat einen Schritt rückwärts und schlug die Tür wieder zu. Dann öffnete er sie erneut, nur einen Spaltbreit, streckte eine Hand hindurch und winkte in die Ecke zwischen Tür und Wand.
    Sie verstanden sofort und schlichen hinter die Tür, zwängten sich in die Ecke, standen mit angehaltenem Atem, Bumbum auf Rafaelas Armen, Ralf auf Damianos. Churro passte nicht mehr dazu, so kroch er hinter ein Sofa und drapierte eine Decke und ein paar

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