Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman
im Ausland. Seit wann bist du wieder hier?«
»Das geht dich nichts an«, beschied ihn Ellwin schroff.
Churro zuckte die Achseln und setzte die Flasche noch mal an.
»Ihr kennt euch?«, fragte Damiano.
»Flüchtig«, sagten beide Männer wie aus einem Mund. Es klang nicht, als seien sie erfreut über diese Bekanntschaft.
Ellwin ließ den Blick über seine Besucher wandern. »Hat Graviata fünf Kinder?«
»Ich bin die Magd«, erklärte Wanda schnell.
»Wanda ist unsere Freundin«, verbesserte Lulu.
»So, so, Wanda. Und wie heißt ihr?«
Sie stellten sich ihm nacheinander vor. Als Bumbum seinen Namen sagte, verzog Ellwin schmerzlich das Gesicht. »Kann er nicht anständig reden? In seinem Alter?«
Er sagte das, als wäre Bumbum fünfunddreißig.
»Bumbum ist sehr klug«, rief Lulu empört. »Ich verstehe ihn immer.«
»Man darf Kinder nicht so verzärteln«, erklärte Ellwin. »Man muss ihnen zeigen, dass man etwas von ihnen erwartet. Sag Ellwin, Kleiner. ELL-WIN!«
»Bumbum«, sagte Bumbum. Churro grinste.
»Und was ist das da?«, fragte Ellwin seufzend.
Das da war Ralf.
»Hoffentlich ist er stubenrein«, sagte Ellwin.
Ralf drehte ihm beleidigt die Kehrseite zu und schmiegte sich eng an Damiano, brummelte ein bisschen und schloss die Augen. Lulu hätte auch gerne geschlafen, sie war schrecklich müde, aber auch schrecklich neugierig. Bevor sie die Augen schloss, wollte sie noch wissen, wer diese beiden Männer waren, die sie noch nie gesehen hatte und die ihr doch bekannt vorkamen.
»Ihr kennt unsere Mutter?«, fragte Rafaela.
»Hm, ja«, sagte Ellwin.
»Von früher«, sagte Churro. Sie wechselten einen Blick.
»Wissen sie wirklich nichts?«, fragte Ellwin.
»Vermutlich nicht«, murmelte Churro und sah irgendwie unbehaglich aus.
Und ganz plötzlich wusste Lulu, wer diese beiden Männer waren, und es war zu viel für sie. Das genau war das Krümelchen Aufregung, das sie nicht mehr verkraften konnte. Sie kippte um, wurde einfach ohnmächtig.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Sofa. Alle standen um sie herum und machten besorgte Gesichter.
»Geht’s wieder?«, fragte Damiano.
Lulu war sich da nicht so sicher, aber sie nickte erst mal.
Ellwin beugte sich über sie, er hatte einen dampfenden Becher in der Hand. »Heißer Tee mit Honig«, sagte er. »Gut für die Nerven.« Er hielt Lulu den Becher an die Lippen, aber im Liegen konnte sie nicht trinken.
»Äh«, sagte Ellwin und wollte ihr aufhelfen, hatte aber den Becher noch in der Hand. Also stellte er ihn auf den Boden und stieß ihn sogleich mit dem Fuß um. »So was Dummes«, murmelte er, hob den Becher auf und stellte ihn auf ein Tischchen, beugte sich über Lulu, half ihr hoch und stopfte ihr ein Kissen hinter den Rücken. Dann setzte er sich aufatmend auf einen Stuhl und strich sich über die Haare.
»Ihr habt noch nicht oft Kranke gepflegt, Meister Ellwin?«, sagte Wanda lächelnd.
»Wie bitte? Ach so, der Tee.«
Wanda goss Tee aus einer Kanne nach und Ellwin ging damit zu Lulu. Seine Hände zitterten, er tat Lulu leid. Das alles war auch für ihn nicht leicht.
»Wie soll ich dich nennen?«, fragte sie.
Fast hätte Ellwin den Tee fallen gelassen. Er schaffte es gerade noch, wieder auf seinen Stuhl zu plumpsen, ohne allzu viel aus dem Becher zu verschütten.
»Wie wäre es«, begann er und räusperte sich, »wie wäre es, wenn wir es erst einmal bei Ellwin belassen?«
Lulu nickte. Ihr war das recht.
»Die beiden sind unsere Väter«, erklärte sie ihren Geschwistern. »Aber das wisst ihr sicher schon längst.«
Stille antwortete ihr.
»Au weia«, sagte Wanda.
Churro hielt es nicht mehr aus. »Also, ich …«, begann er und brach hilflos ab, als Damiano ihm einen Blick zuwarf, der eine Sirene zum Verstummen gebracht hätte.
»Welcher ist welcher?«, fragte er Lulu.
»Ellwin ist meiner und Bumbums, Churro ist deiner und Rafaelas«, antwortete sie.
»Hab ich mir gedacht!«, zischte er und stürmte aus dem Zimmer. Ein paar Bücher fielen aus den Regalen, als er die Tür zuschlug. Bumbum, die Ente fest an sich gepresst, mühte sich zu Lulu auf die Couch.
»Aber ich wollte es euch doch sagen!«, rief Churro.
»Wann? In zwanzig Jahren?«, fauchte Rafaela und rannte ihrem Bruder hinterher.
Churro stand mit hängenden Armen da und schaute zu Boden. »Graviata wollte nicht, dass ich mich um sie kümmere«, murmelte er. »Ein Maler, der seine Bilder auf Märkten anbietet, war ihr nicht gut genug. Sie hat mich weggeschickt,
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